„Cold Case“-Fahndungserfolg in VingstDer Festgenommene kann sich nicht erinnern

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Oberstaatsanwalt Bastian Blaut erklärte am Mittwoch im Polizeipräsidium die Hintergründe der Tat.

Oberstaatsanwalt Bastian Blaut erklärte am Mittwoch im Polizeipräsidium die Hintergründe der Tat.

Köln – „Aufgeben ist keine Option“, sagte Polizeipräsident Falk Schnabel. Und dass die Ermittler der Mordkommission dies nicht getan haben, wird in dem weitgehend aufgeklärten Kriminalfall mehr als deutlich. In einem mehr als 35 Jahre lang ungelösten Mordversuch-Fall in Ehrenfeld hat sich eine alte DNA-Probe als Schlüssel zur Festnahme eines Hauptverdächtigen erwiesen. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.

Die DNA sei bei einer neueren Untersuchung an der mutmaßlichen Tatwaffe von damals – einem Pokal aus der Wohnung des Opfers – festgestellt worden, erläuterte der Leiter der zuständigen Ermittlungsgruppe „Cold Cases“, Markus Weber. Diese wiederum habe dann zum Treffer geführt.

Nachbarn fanden den Mieter lebensgefährlich verletzt

Der Verdächtige war am Dienstag in Vingst verhaftet worden. Ihm wird ein versuchter Raubmord im Mai 1987 vorgeworfen. Das Opfer, ein damals 50 Jahre alter Mann, war mit schweren Kopfverletzungen in seiner Wohnung gefunden worden. Wie die Rundschau im Mai 1987 berichtete, führte eine Blutspur im Treppenhaus zum Opfer. Nachbarn fanden den Mieter lebensgefährlich verletzt in seiner Wohnung an der Subbelrather Straße.

Opfer und Tatverdächtiger auf einem Fahndungsplakat 1987.

Opfer und Tatverdächtiger auf einem Fahndungsplakat 1987.

Einen Täter konnte man nicht finden, auch weil das Opfer den Tathergang nie wirklich genau beschreiben konnte. Es sei reichlich Alkohol im Spiel gewesen, hieß es. Der Mann hatte auch erhebliche Kopfverletzungen erlitten und konnte sich deswegen wohl nicht erinnern. „Er musste neu sprechen lernen“, erklärte Oberstaatsanwalt Bastian Blaut.

Das Opfer verstarb im Jahr 2013. Als gesichert galt allerdings, dass der 50-Jährige mit seiner Kneipenbekanntschaft in mehreren Gaststätten unterwegs gewesen war. Diesen Mann, der auf den Spitznamen „Jimmy“ hörte, glauben die Ermittler nun dank der DNA gefunden zu haben. Er sei bei seiner Festnahme „sicherlich überrascht“ gewesen, sagte Ermittler Weber. Allerdings habe er angegeben, dass er sich nicht mehr erinnern könne und nichts damit zu tun habe.

Die Staatsanwaltschaft spricht von finanziellen Motiven

Die DNA des Verdächtigen, die den Abgleich ermöglichte, schlummerte nach Angaben der Staatsanwaltschaft wohl schon seit Ende der 80er Jahre in der Datenbank. Seinerzeit sei sie wegen eines anderen Deliktes erhoben worden. Dieses Delikt sei zwar mittlerweile „gelöscht“. Deswegen konnte die Staatsanwaltschaft dazu keine weiteren Angaben machen. Für die DNA-Daten allerdings gebe es keine Löschfristen. Die Staatsanwaltschaft geht von Habgier aus und spricht von finanziellen Motiven. Mehrere hundert D-Mark seien geraubt worden.

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