„Das ist unser Sommermärchen“Kölns Arena-Chef zieht Zwischenbilanz der Basketball-EM

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Lanxess Arena Basketball

Den Erfolg der Basketball-EM beim Kölner Publikum zelebrierten Arena-Chef Stefan Löcher (l.) und Heinz Schoenwolf vom Deutschen Basketball-Bund (DBB) 

Stefan Löcher ist stolz auf 225 000 Fans, die 15 Spiele in Köln gesehen haben. Mit ihm sprach Thorsten Moeck über Finanzen, Selfies und neue Ziele.

Sie wirkten sehr erleichtert, als Sie am symbolisch den Soldout-Award überreicht bekamen. Noch zwei Wochen vor dem Turnier wirkten Sie eher skeptisch.

Um überhaupt eine Basketball-EM nach Köln zu holen sind wir hoch ins Risiko eingegangen, denn es sind dabei immer finanzielle Garantien im Spiel. So ist das überall. Deshalb sind wir unfassbar erleichtert, das der Kartenverkauf in den vergangenen vier Wochen stark angezogen hat. Alle Beteiligten, also Stadt, Land, Basketball-Bund und Arena haben es geschafft, ein Basketball-Gefühl in die Stadt zu bringen. Das ist für uns ein Sommermärchen.

Sogar an den Gastronomie-Ständen gab es Personal, was ja keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Das war durchaus eine Herausforderung, aber wir haben es gut geschafft. Die Stimmung war unfassbar. Und es nicht so einfach, eine Halle mit 18 000 Besuchern zu räumen und direkt neue Gäste zu empfangen. Wir hatten etwa 225 000 Zuschauer, was ja auch einige Tausend Hotelübernachtungen und Umsatz für die Geschäfte bedeutet. Die Spiele sind in mehr als 120 Länder übertragen, das hatte eine unglaubliche Strahlkraft.

EM in Zahlen

15 Spiele an fünf Spieltagen sind in der Lanxess-Arena ausgetragen worden. Insgesamt verfolgten 225 000 Fans die Begegnungen. Dabei sind 75 000 Tickets an Basketballfans aus dem Ausland verkauft worden. In Köln spielten neben der deutschen Mannschaft Frankreich, Ungarn, Slowenien, Bosnien und Herzegowina sowie Litauen.

8000 Liter Bier pro Spieltag sind an den Ständen in der Arena verkauft worden . Das entspricht rund 100 000 Bechern Bier. (tho)

Wodurch entsteht denn das finanzielle Risiko?

Der europäische Basketball-Verband möchte finanzielle Garantien haben. Dadurch entsteht ein großes finanzielles Risiko. Wir als Arena versuchen das Risiko mit Stadt und Land gemeinsam beispielsweise für den deutschen Basketballbund zu reduzieren, indem wir erst eine Hallenmiete einfordern, wenn ein bestimmtes Ticketkontingent verkauft worden ist. Werden zu wenige Tickets verkauft, bleiben wir auf den Kosten sitzen. Zum Glück ist alles aufgegangen.

Haben Sie bei einem Turnier schon mal draufgezahlt?

Bis jetzt nicht. Ich glaube, wir haben es uns hart erarbeitet, dass die Arena als großer Sporttempel wahrgenommen wird. Bei den Vorrundenspielen in Tiflis und Mailand waren die Hallen nicht so gut besucht wie in Köln.

Ist der kurzfristige Ticketkauf der Menschen ein Coronaeffekt?

Ja, die Menschen kaufen später. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Sportarten wie Handball oder Eishockey meistens vorab schon stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden. So wie es hier gelaufen ist, müssen sich die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ärgern, die Spiele der deutschen Mannschaft nicht gezeigt zu haben.

Lähmt die Zurückhaltung beim Ticketkauf das Veranstaltungsgeschäft generell?

Ich glaube an dieses Geschäft und die Unterhaltungsbranche. Aber die Politik sollte sich ein Beispiel an anderen Ländern nehmen, wo es ein klares Bekenntnis zu Öffnungen gibt - trotz Corona. Wir brauchen jetzt mal einen Winter, der durchgespielt wird, dann kehrt auch das Vertrauen wieder zurück.

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Die Menschen schauen derzeit mehr aufs Geld. Gleichzeitig steigen auch die Kosten für den Arenabetrieb. Die Lage bleibt schwierig.

Die Energiekosten für die Eisfläche in der Arena und der Trainingshalle können pro Saison locker um ein bis zwei Millionen Euro steigen, das trifft uns sehr hart.

Nach dem Turnier ist vor dem Turnier. 2024 steht die Handball-EM an. Und dann?

Bei diesem Turnier werden Haupt- und Finalrunde in Köln stattfinden. Im Jahr 2027 wird die Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen, da werden wir uns natürlich für bewerben. Und wenn nochmal eine Eishockey-WM nach Deutschland kommt, werden wird als Spielort natürlich auch unseren Hut in den Ring werfen.

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Haben Sie eigentlich ein Selfie mit Dirk Nowitzki gemacht?

Ich mache das fast nie, weil ich niemanden nerven will. Aber als vor einigen Monaten eine Pressekonferenz mit Dirk Nowitzki hier stattgefunden hat, konnte ich nicht widerstehen, denn er ist eine Sportlegende. Die Fotos sind auf dem Dach der Arena entstanden.

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