Omid Bayat und Alireza Farahzadi beleben das Rheinpark-Café in Köln mit kulturellen Veranstaltungen und einem Biergarten.
DeutzDas planen die neuen Betreiber im Kölner Rheinpark-Café

Architektonisches Schmuckstück: das Rheinpark-Café
Copyright: Costa Belibasakis
Mit der Organisation großer und kleiner Veranstaltungen haben Omid Bayat und Alireza Farahzadi reichlich Erfahrung. Seit Jahren betreiben sie mit ihrem Team die Location „Reineke Fuchs“ an der Aachener Straße, seit diesem Monat sind sie auch die Hausherren im Rheinpark-Café, das nach einer Insolvenz einen neuen Betreiber brauchte. „Wir sind noch dabei, uns mit den Räumlichkeiten vertraut zu machen und bürokratische Hürden zu nehmen“, erzählt Bayat beim Treffen vor Ort: „Wir haben das vorhandene Personal übernommen und planen nun, wie wir diesen bedeutsamen Ort mit Leben füllen.“

Omid Bayat auf der Terrasse des Cafés
Copyright: Costa Belibasakis
Der Charme des Gebäudes solle auf jeden Fall erhalten bleiben: „Wir haben nicht vor, hier alles auf den Kopf zu stellen.“ Das Rheinpark-Café habe eine besondere Aura, betont Omid Bayat: „Wir konnten es selbst nicht fassen, dass wir hier arbeiten dürfen.“ Wir wollen für unterschiedlichste Zielgruppen da sein. Einige Veränderungen sind schon jetzt, wenige Tage nach der Übernahme, zu spüren. Der Bereich zum Genuss von Kaffee und Kuchen wurde auf den ersten Stock ausgedehnt, im Sommer soll ein frei zugänglicher Biergarten dazu kommen. Das Innenleben des historischen Gemäuers will das Team mit kulturellen Veranstaltungen füllen. „Wir haben in den Räumen des Reineke Fuchs viele Erfahrungen mit dem Nachtleben sammeln dürfen“, erzählt Bayat. Disco-Partys werde es im Rheinpark-Café künftig auch geben – aber nur in Abstimmung mit den Behörden und mit Lärmgutachten.
Darüber hinaus sind aber auch zahlreiche Veranstaltungen geplant, bei denen Kunst und Kultur die Hauptrolle spielen. Dazu zählen beispielsweise Weinfeste oder ein Schlagerquiz. „Es geht aber auch darum, Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne zu bieten, die noch nicht so bekannt sind.“ Er und sein Geschäftspartner Bayat seien selbst Musiker, erzählt Alireza Farahzadi: „Deshalb ist es uns ein besonderes Anliegen, Nachwuchskräften eine Plattform zu bieten.“ Dabei wird es zuweilen auch politisch zugehen, denn bereits im „Reineke Fuchs“ waren die Betreiber häufig Gastgeber von Veranstaltungen iranischer Friedens-Aktivisten. „Sie haben uns mehrfach ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt“, berichtet Neda Paiabandi: „Für einige Projekte, die dort entstanden sind, haben wir schon renommierte Auszeichnungen bekommen, etwa den ,Soul of Stonewall Award' des CSD.“
Wir konnten es selbst nicht fassen, dass wir hier arbeiten dürfen.
Solche Kooperationen würden nun auch im Rheinpark-Café fortgesetzt, versprechen Bayat und Farahzadi. Wenn das Wetter im Frühjahr kommenden Jahres wieder wärmer werde, seien auch Freiluft-Ausstellungen geplant. Mit einem der ersten ist man im Gespräch mit dem Künstler Reza Nassrollahi, der gerade an einem Projekt mit bemalten Kacheln arbeitet. Neben allen Zukunftsplänen geht es für die Betreiber aber auch darum, das Standardgeschäft nach der Insolvenz ihres Vorgängers wieder auf die Beine zu stellen. „Wir bekommen täglich Anrufe, ob es den Laden überhaupt noch gibt“, sagt Alireza Farahzadi.
Firmenfeiern, Hochzeiten oder Geburtstage seien Monate im Voraus gebucht worden, die Sorge sei bei vielen groß, ob sie überhaupt noch stattfinden könnten. „Wir sind auf die Betroffenen zugegangen, soweit uns die Daten übermittelt wurden. Alles findet so statt wie bestellt.“ Letztlich sei die Übernahme des Cafés wie die Auflösung eines Knotens, meint Omid Bayat: „Es ist kompliziert, und wir wollen den Knoten nicht brachial zerschlagen, sondern gekonnt aufwickeln. Deshalb wird es etwas dauern, bis wir all unsere kreative Ideen vollständig umsetzen können.“
Hintergrund
1957 wurde das Rheinpark-Café zur damaligen Bundesgartenschau eröffnet. Der nierenförmige Stahlbetonbau ist vom Architekten Rambald von Steinbüchel-Rheinwall (1902-1990) aus Graz entworfen und auf den Grundmauern des preußischen Fort XII errichtet worden. Dachgeschoss und -terrasse wurden bereits Ende der 1950er Jahre geschlossen, später konnte mangels Heizung nur im Sommer geöffnet werden.
1989 wurde mit dem Rheinpark auch das Café unter Denkmalschutz gestellt, es drohte jedoch zu zerfallen. Die Stadtverwaltung als Eigentümerin sanierte das Gebäude für rund sechs Millionen Euro und verpachtete es an den Gastronomen Roberto Campione. Im Oktober wurde es von den neuen Betreibern übernommen. (füb)
