Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Die kölsche NussKölner Startup will klassischem Erdnuss-Aufstrich Konkurrenz machen

Lesezeit 4 Minuten
Die Firmengründer von Naughty Nuts: Benjamin Porten und Lorenz Greiner.

Die Firmengründer von Naughty Nuts: Benjamin Porten und Lorenz Greiner.

Zwei Firmengründer aus Köln setzen auf gesunde Produkte mit Erdnüssen. In einigen Supermärkten sind ihre Produkte bereits zu finden.

Am Anfang stand die Nuss: Benjamin Porten war in den 2010er-Jahren BWL-Student an der Uni Köln – und überzeugt, dass in Nüssen mehr steckt als nur ein langweiliges Snack-Dasein. Mit seinem Studienkumpel Lorenz Greiner gründete er 2020 „Naughty Nuts“ – ein Kölner Unternehmen, welches Nüsse als Superfood zu verschiedensten Cremes, Snacks und Aufstrichen verarbeitet. Die „frechen Nüsschen“, so der Unternehmenstitel auf Deutsch, finden sich seit einiger Zeit in den Regalen von Supermärkten und Drogerien und halten so manche Überraschung bereit.

„Die Gesellschaft für Ernährung empfiehlt seit über 30 Jahren eine Handvoll Nüsse zu essen – was kaum jemand schafft“, schmunzelt der 33-jährige Porten. Wer die Nuss in schmackhafter oder süßer Form als Aufstrich zu sich nehmen wollte, griff vor zehn Jahren noch hauptsächlich zu Aufstrichen oder Erdnussbutter, welche vor allem mit viel Zucker- oder Palmöl-Zusatz auffielen. „So entstand unsere Mission“, erzählt Porten.

Wir wollten die Nuss von ihrem verstaubten Image befreien.
Benjamin Porten

„Richtig gesunde Nussprodukte gab es fast nur im Reformhaus, also wollten wir die Nuss von diesem verstaubten Image befreien, um dieses Superfood auch für eine jüngere Zielgruppe ein bisschen attraktiver zu machen. Und wir wollten die Nuss in einer neuen Form anbieten.“ Im Jahre 2019 brach zudem eine Erdnussbutterkrise über die Märkte, welche den Import von Erdnussprodukten aus den USA deutlich teurer machte.

Porten und Lorenz sahen ihre Chance: Als plötzlich die Lieferungen aus den USA stockten und die Regale leer blieben, kamen die beiden auf die Idee, ihre eigene Erdnussbutter zu produzieren, ohne den Zusatz von Zucker, Palmöl und Molkepulver. „Wir wollten nicht nur reine Nussprodukte schaffen, sondern wir wollten den Leuten die Nuss auch schmackhaft machen. So verzichten wir auf viele gesundheitsschädliche Zutaten, schaffen aber zum Beispiel Nusscremes mit Himbeeren oder Datteln.“

Alle Produkte sind bio und vegan

Es sollte auf natürliche Art gesüßt werden, alle Produkte bio und vegan sein. Dabei ist es bis heute geblieben, auch wenn sich die Produktpalette bei „Naughty Nuts“ merklich erweitert hat: Auch Snacks, Energieriegel oder Cremes findet man mittlerweile im Angebot. Der Preis ist zwar höher als bei manch anderen Nuss-Snacks, aber Porten sieht sich auch nicht in Konkurrenz zum Üblichen: „Unser Wunsch ist, dass Nussmus als klassische Zutat gesehen wird, die man einfach in der Küche haben sollte wie Mehl und Zucker, und die man zum Kochen, Backen und als Topping nutzen kann.“

Porten empfiehlt zum Beispiel das Nussmus auf Pancakes oder Porridge. Cashewmus oder Mandelmus seien zudem perfekt als veganer Ersatz für Sahne. Im Vergleich etwa zu Nutella und Co. sei man deutlich gesünder, selbst bei den gesüßten Angeboten: „Wo diese Produkte über 50 Prozent Zucker enthält, sind selbst bei unseren süßen Produkten maximal zwischen 20 und 30 Prozent Zucker enthalten.“ Das reine Nussmus eigne sich nicht als Brotaufstrich, dafür aber die hauseigene Nougatcreme oder die Pistaziencreme. Kreationen wie „Bio Erdnussmus Cacao Crunch“ oder „Bio Mandelmus Blueberry Bash“ klingen besonders verführerisch. Zur Cremigkeit tragen Kakaobutter oder Sheabutter bei.

Preise von 3,99 Euro bis 24,99 Euro

Die Preispalette reicht von 3,99 Euro bis über zehn Euro bei den Aufstrichen. Den Klassiker, das Bio-Erdnussmus, gibt es für 6,99 Euro im 500-Gramm-Glas, die 468 Gramm-Nusspralinenschachtel „Nutbuttercup“ für 24,99 Euro. Einen stets nachhaltigen Anbau der Nüsse könne man nicht garantieren, so Porten – dies würde die Preise in weitere Höhen treiben. In jedem Fall lege man großen Wert auf Transparenz: So kämen die Mandeln ausschließlich aus Italien und Spanien, die Erdnüsse aus Ägypten, die Cashews mehrheitlich aus Vietnam.

Abgesehen vom Online-Geschäft profitiert „Naughty Nuts“ vor allem von ihren Verkäufen bei Rewe und Rossmann. „Wir sind bei Rossmann deutschlandweit mit unserer Pistaziencreme am Start. Edeka und demnächst auch Aldi vertreiben ebenfalls unsere Produkte“, betont Porten. Produziert wird in Bulgarien: Der bulgarische Bio-Snack-Hersteller und Lidl-Lieferant „Smart Organic“ hatte „Naughty Nuts“ im Jahr 2023 übernommen, nachdem Porten und Lorenz mit ihrem Startup nach einer gescheiterten Finanzierungsrunde in die Insolvenz geschlittert waren.

Nun hat sich das Kölner Unternehmen wieder rehabilitiert und agiert im Kölner Zentrum. Benjamin Porten leitet gemeinsam mit Lorenz Greiner die „Naughty Nuts“ Vertriebs GmbH, die auch die Geschäftsführung der deutschen Niederlassung der Smart Organic Group übernommen hat. Gute Aussichten für die kölsche Nuss – selbst eine weitere US-Erdnussbutterkrise ließe sich womöglich mit Hilfe von „Naughty Nuts“ überstehen.