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Drunter und drüberWarum Kölns Grüne den U-Bahn-Tunnel ablehnen

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Andrea Blome (1)

 Kölns Verkehrsdezernentin Andrea Blome.

  1. Die Kölner Verkehrsdezernentin Andrea Blome fordert mehr U-Bahntunnel für Köln.
  2. Doch das wird wohl nichts werden, denn die Kölner Grünen lehnen den Tunnelbau ab.
  3. Anders als die Grünen in Hamburg und München.

Köln – Sie will den „großen Wurf“. Nur so könne sie gelingen, die Verkehrswende, mahnte Kölns Verkehrsdezernentin Andrea Blome im Gespräch mit der Rundschau. Und wie groß genau soll er denn sein, der Wurf? Gerne mal so 15 Kilometer neuer U-Bahntunnel. „Hat Frau Blome nun das Parteibuch gewechselt?“, sah ein SPD-Ratsherr die Dezernentin auf CDU-Ticket erstaunt auf seiner Linie nach Veröffentlichung des Interviews. Und sicherlich würde ihr großer Wurf auch bei der Union nicht an einer verschlossenen Tür abprallen.

Dennoch, es wird wohl nichts mit den 15 Kilometern. Nicht einmal zwei werden sich realisieren lassen, wie für die Ost-West-Achse angedacht. Die Grünen in Köln werden einfach nicht warm mit Tunneln. Das ist etwas Grundsätzliches. Und an ihnen kommt nun mal keiner vorbei im Stadtrat. Jetzt schon nicht, und nach der Wahl im September erst recht nicht – wenn die Prognosen stimmen. Wer Grüne haben will, die Tunnel fordern, der muss nach München oder nach Hamburg gehen.

Münchner OB-Kandidatin fordert mehr U-Bahntunnel

Katrin Habenschaden heißt sie. Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen ist sie. In München, wo bereits im März gewählt wird. Würde sie in Köln antreten, auf ihre eigene Wählerschaft müsste sie wohl verzichten. Fordert sie in einem Wahlkampf-Podcast doch tatsächlich mehr U-Bahntunnel mit dem Argument: „Damit Autofahren auch für die attraktiver wird, die fahren müssen.“ Ein Argument, wie ein Schlag in die Magengrube der Kölner Grünen, wollen die den Tunnel auf der Ost-West-Achse doch unter anderem auch deshalb nicht, weil sie befürchten, die oberirdisch frei gewordene Fläche könnte den Autos zugeschlagen werden.

Doch der Ehrlichkeit halber: Glühende U-Bahn-Fans sind auch die Münchner Grünen nicht. Ihr Herz schlägt eigentlich für die „Tram“, also die Straßenbahn. Doch die U-Bahn sei nun einmal das Leistungsfähigere Transportmittel. Darum sollen mit ihr Neubaugebiete angeschlossen werden. „Uneingeschränkt“, sagt Paul Bickelbacher, verkehrspolitischer Sprecher der Münchner Grünen. 

So fordern er und seine Partei für ihre U 9 vehement einen neuen Tunnel – eine Trasse, ähnlich überlastet wie in Köln die Linie 1 auf der Ost-West-Achse. U-Bahntunnel, für Katrin Habenschaden einfach alternativlos: „Weil wir sonst nicht mehr durch die Stadt kommen.“

Hamburger Grüne treiben Tunnelbau an

Hamburg. Das Himmelreich für Kölns Verkehrsdezernentin. Nicht zwei, nicht 15 bis 25 Kilometer U-Bahntunnel werden am Tor zur Welt gebaut. In zwei Wochen sind Landtagswahlen in Hamburg. Martin Bill, stellvertretender Landesvorsitzender und verkehrspolitischer Sprecher der Hamburger Grünen, ist gerade im Wahlkampf-Endspurt. „Wir treiben das jetzt extrem an“ , sagt er zu der neuen Linie, die im Bogen um die Stadt entstehen soll. Denn Zeit sei genug verschwendet worden. Über Jahrzehnte wurden in Hamburg Verkehrsprojekte bei Mehrheitswechseln im Senat immer wieder einkassiert.

Eigentlich sind die Grünen in der Hansestadt mehr für die Straßenbahn. Aber der Partner SPD will die U-Bahn – und da machen die Grünen jetzt einfach mal mit. Denn: „Von 40 Jahren nur diskutieren bekommen wir keinen Menschen auf die Schiene“, sagt Bill. U-Bahnbau ist teuer. Das stellen die Kölner Grünen in Rechnung. „Stimmt“, sagt Bill. Aber. „Wir sehen Chancen, diese Summen zu stemmen.“ Die Fördertöpfe seien zurzeit voll wie nie.

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Zwischen München und Hamburg liegt Köln. Wie ein gallisches Dorf. „Wir wollen keinen Tunnel nur des Tunnels willen“, sagt Lino Hammer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. „Alle Probleme kann ich auch oberirdisch lösen“, lautet sein Urteil über die Ost-West-Achse. Leistungsfähig sei ein Tunnel nur bei einer ganzen Linie. „Und das haben wir in Köln nicht, wie haben hier ein Mischsystem.“ Was nütze es bei einem Tunnel auf der Ost-West-Achse, „wenn die Bahn auf zwei Kilometern mal so richtig Gas geben kann, davor und dahinter aber oberirdisch wieder im Staus steht“. Und überhaupt, die Kosten: „Die Planungen von unwirtschaftlichen Großprojekten wie dem Ost-West-Tunnel beenden“, fordert das grüne Wahlprogramm. Köln, Hamburg München: Drei Großstädte, eine Partei, zwei Meinungen.