Nur fünf der aktuellen Mitglieder des Kölner Stadtrats sind maximal 30 Jahre alt. Warum ist das so?
Durchschnittsalter 53 JahreWas steht der Verjüngung des Kölner Stadtrats im Weg?

Eine Ratssitzung des Kölner Stadtrats.
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Rund 16 Prozent der Kölnerinnen und Kölner sind zwischen 18 und 29 Jahren alt. Das sagen Zahlen der Stadt mit dem Stand Ende 2024. Gemessen daran, gibt es im aktuellen Stadtrat wenige Mitglieder dieser Altersgruppe. Das Durchschnittsalter der 90 Mitglieder liegt laut Stadt bei 53 Jahren. Nur drei Ratsmitglieder seien noch unter 30 Jahre alt. Zwei weitere Mitglieder seien dieses Jahr 30 geworden, waren also bei Antritt ihres Amtes Mitte 20.
Zwei der jüngsten Ratsmitglieder sind Felix Spehl (27) von der Kölner CDU und Lars Wahlen (28) von den Kölner Grünen. Woran glauben die beiden Politiker, liegt die Unterrepräsentation von U-30-Jährigen im Rat? Und wie könnte man das ändern?
„Man muss fairerweise sagen, dass es im Stadtrat auch wichtig ist, viele Menschen mit langjähriger Erfahrung zu haben und dass alle Altersgruppen gut zusammenarbeiten“, sagt Spehl. „Aber es könnten im Kölner Stadtrat trotzdem mehr jüngere Menschen sitzen.“ Auch Wahlen wünscht sich, „dass im Rat möglichst die ganze Vielfalt der Gesellschaft“ dargestellt wird, was eben auch bezogen auf das Alter gelte.
Politikverdrossenheit bei den Jüngeren ist laut Spehl kein Grund für den hohen Altersdurchschnitt im Rat. „Ich würde sagen, dass unsere Generation sehr politisch ist.“ Auch in seiner Partei gebe es „viele junge Leute, die großes Interesse an einem Amt zeigen. Ich glaube, dass das bei den anderen Parteien auch ähnlich ist. Natürlich ist es aber auch so, dass Parteien teilweise zurecht eine Position mit Personen besetzen, die schon länger dabei sind. Da haben junge Menschen häufig das Nachsehen, und das ist schade.“
Jedoch und da sind sich die Ratskollegen einig – mangele es bei den Kölnerinnen und Kölnern an Wissen über den Stadtrat. „Ich habe das Gefühl, dass das Ratsmandat nicht als spannender Job erscheint. Viele glauben, dass es im Landtag oder Bundestag interessanter ist“, sagt Wahlen. „Das Bewusstsein darüber, dass man mit der Arbeit im Rat wirklich etwas erreichen kann, muss man noch mehr verbreiten. Denn umso weniger das Gremium im Interesse der Menschen steht, desto älter ist meistens auch die Zusammensetzung.“
Spehl wünscht sich, dass das Thema Kommunalpolitik in den Schulen mehr behandelt wird. „Ich kenne wirklich sehr viele intelligente Menschen, die aber nicht wissen, welche Koalition aktuell im Kölner Stadtrat ist. Ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass viele Leute sich immer weniger lokal informieren.
Kritik an mangelnder Vereinbarkeit von Ehrenamt und Karrierestart
Über den Zeitaufwand, den das Ehrenamt mitbringt, sei Spehl sich natürlich bewusst gewesen. „Deswegen will ich auch nicht jammern. Aber es ist auch für junge Menschen schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Viele junge Menschen befinden sich eben in einer sehr dynamischen Lebensphase und bauen sich gerade eine hauptberufliche Karriere auf. Ich musste mir mit Anfang 20 sicher sein, dass ich jetzt für fünf weitere Jahre in Köln bleibe. Einfach wegziehen konnte ich nicht.“
Den viel diskutierten Fakt, dass das Ratsmandat ein Ehrenamt ist, kritisieren beide Politiker. „Das ist nicht nur für junge Menschen, sondern für alle Menschen problematisch“, sagt Wahlen. „Während ich mein Engagement mit dem Studium vereinbaren muss, müssen andere Leute es mit ihrem Erwerbsjob vereinbaren oder damit, dass sie Familienangehörige oder Kinder pflegen müssen. Man muss es sich quasi leisten können, ein Ratsmandat zu haben. Und das ist natürlich nicht das, wo wir hinwollen.“
Termine mitten am Tag sind für die Stadtratsmitglieder normal. Einen Freistellungsantrag gibt es zwar, „aber in der Realität ist es natürlich so, dass es beim Arbeitgeber nicht gut ankommt, wenn für dich immer eine Extrawurst gemacht wird“, sagt Spehl. Neben der Professionalisierung großer Kommunen wie Köln – dass die Ratsmitglieder dort also in Voll- oder Teilzeit arbeiten – hofft er deshalb auf die Digitalisierung. „Es wäre sehr gut, mehr hybrides Arbeiten im Stadtrat zu erlauben. So viele Sitzungen könnte man ganz hervorragend in einer hybriden Version oder sogar voll digital abhalten.“