Autos parken auf der Straße, kein Grün, keine Bänke: Das neue Quartier in Ehrenfeld verströmt den Neubau-Charme vergangener
„Planung aus den 60ern“Politiker kritisieren das „Ehrenveedel“ am alten Güterbahnhof

In der Straße „Am Alten Güterbahnhof“ im neuen Ehrenveedel stehen ziemlich viele Pkw herum.
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Die meisten der geplanten mehr als 500 Wohnungen auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofs sind bereits bezogen, doch mit einigen Entwicklungen im neuen Quartier „Ehrenveedel“ sind die Ehrenfelder Bezirksvertreter alles andere als zufrieden. „Wir waren von einer ,shared space‘-Regelung ausgegangen, jetzt sieht es aus wie eine 08/15-Planung aus den 60er Jahren, mit Parkplätzen entlang der Straße“, schimpfte Bettina Tull (Grüne).
„Jack in the Box“ ist noch nicht zurückgekehrt nach Köln-Ehrenfeld
Auch Petra Bossinger, Fraktionsvorsitzende der SPD, klagte, von der Aufbruchstimmung, die der Immobilienentwickler Aurelis bei der Vorstellung der Pläne 2017 mit „tollen Bildern“ verbreitet habe, sei nichts übriggeblieben: „Wo entlang der Schallschutzmauer eine Parkanlage versprochen wurde, gibt’s nur eine Böschung. Visionen fehlen, und Jack-in-the-Box hat auch noch nicht wiedereröffnet. Wir sind sehr unzufrieden.“
Bänke für Begegnungen fehlen im Neubaugebiet Ehrenveedel
In einem Antrag der Grünen forderte deren Fraktionsvorsitzende Luise Themann deshalb umfangreiche Nachbesserungen. Weil etwa in den neu entstandenen Tiefgaragen auf dem Gelände eine ausreichende Zahl von Stellplätzen für die Anwohner zur Verfügung stünde, sollten die oberirdischen Parkplätze „vorrangig als Wirtschaftsparkzonen für Handwerker, Liefer-, Pflege- und Paketdienste sowie als Behindertenparkplätze“ ausgewiesen werden. Und um die allgemeine Aufenthaltsqualität zu verbessern und eine Voraussetzung für Begegnungen und gegenseitiges Kennenlernen zu schaffen, müssten Sitzgelegenheiten für ältere Menschen, Familien und mobilitätseingeschränkte Personen entlang der Straße „Am Alten Güterbahnhof“ bereitgestellt werden.
Baumscheiben sollen von den Nachbarn gepflegt werden
Insgesamt sei für eine durchgehende, barrierearme Wegeverbindung im Wohnquartier zu sorgen, als Beläge seien wegen des Klimawandels hellere, hitzereduzierende Materialien zu wählen. Auch über eine nur partielle Pflasterung solle man nachdenken, damit das Regenwasser besser versickern kann. Außerdem sollten die Baumscheiben entsiegelt und großzügig gestaltet werden, um den Bewohnern des „Ehrenveedels“ die Möglichkeit zu geben, diese eigenständig zu bepflanzen und gemeinsam Patenschaften für die Pflege und Gestaltung zu organisieren.

Der Bereich an der Schallschutzmauer sieht noch nicht sonderlich einladend aus.
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Der Grünen-Antrag wurde einstimmig angenommen, doch die Frage ist, ob dies Konsequenzen hat. Denn gegen einen Antrag der Grünen-Fraktion und der Einzelmandatsvertreterin von Deine Freunde aus dem Jahre 2022, wonach alle Entwürfe für neu geplante Straßen der Bezirksvertretung zur Abstimmung vorzulegen seien, machte das Amt für Straßen und Radwegebau nun rechtliche Bedenken geltend. Schließlich werde die Öffentlichkeit, auch die Bezirksvertretung, etwa bei Wohnungsbauprojekten frühzeitig in die Aufstellung der Bebauungspläne einbezogen.
Teil dieser Bebauungspläne seien auch die „Vor- und Entwurfsplanungen“ der Straßen: Sobald der Bebauungsplan abgesegnet ist, bestehe auch Baurecht für diese neuen öffentlichen Straßen. Laut Zuständigkeitsordnung der Stadt Köln seien die Bezirksvertretungen danach in die Gestaltung der Straßen „nicht mehr einzubeziehen.“ Im vorliegenden Fall sei die Straße „Am Alten Güterbahnhof“ ohnehin bereits so weit fertig gestellt, dass ein „Spielraum für eine Umplanung des Straßenraums nur im geringen Umfang gegeben“ sei.
Weil die Unterhaltung der örtlichen Straßen zu den originären Aufgaben einer Bezirksvertretung gehört, sehen sich die Bezirksvertreter jedoch auch in der Verantwortung, wenn es um die Details ihrer Gestaltung geht. Bezirksbürgermeister Volker Spelthann sieht in der Mitteilung des Amts für Straßen und Radwegebau eine „Missachtung der Zuständigkeitsordnung“, FDP-Bezirksvertreterin Marlis Pöttgen sagte erbost: „Man müsste untersuchen, ob man dagegen klagen kann.“