Früher grau, heute bunt: Filz Gnoss in der Apostelnstraße 21 feiert 100-jähriges Bestehen. Das Naturprodukt liegt heute wieder im Trend.
Fachgeschäft mit TraditionFilz Gnoss in Köln feiert 100-jähriges Bestehen

Inhaber-Ehepaar Raimundo und Kerstin Aparicio feiern das 100-jährige Bestehen von Filz Gnoss.
Copyright: Costa Belibasakis
In den Anfängen war Filz grau oder wollweiß. „Die Farbe gab das Merino-Schaf“, sagt Kerstin Aparicio, Inhaberin von Filz Gnoss in der Apostelnstraße 21. „Auch die typische Uralt-Pantoffel mit Lasche wurde natürlich in Grau gefertigt.“ Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute hat das Fachgeschäft rund 40 verschiedene Farben im Sortiment. „Es ist bunter geworden“, sagt die 55-Jährige. Die Pantoffeln mit dem Wohlfühlfaktor werden immer noch gefertigt, aber nun in jeder Farbe und für jedes Alter.

Heute strahlen viele Farben im Schaufenster von Filz Gnoss in der Apostelnstraße.
Copyright: Filz Gnoss
Das familiengeführte Fachgeschäft für Filzprodukte feierte am Wochenende sein 100-jähriges Bestehen mit Bürgermeister Andreas Wolter und zahlreichen Wegbegleitern. Bis Jahresende gibt es nun für interessierte Kunden kleine Aktionen, besondere Angebote und einen Blick in die Werkstatt. 1925 von den Geschwistern Gnoss gegründet, stieg in den 1950er-Jahren Familie Brand ein. Der einstige Lehrling Ulrich van Kannen übernahm das Geschäft 1990 und übergab es zwei Jahrzehnte später an seinen Stiefsohn Raimundo Aparicio. Der heute 64-Jährige führt den Laden seitdem zusammen mit seiner Frau Kerstin.

Ein Bild aus vergangenen Tagen: Wie Filz Gnoss in der Apostelnstraße früher aussah.
Copyright: Filz Gnoss
Einst wurde Filz vor allem als Gleitmittel in der Industrie verwendet. Heute diene er beispielsweise zum Akku-Schutz für elektronische Geräte. „Als Wärme- oder Stoßschutz verarbeiten wir Filz zum Beispiel für Tablets auf jeglichen Maßen“, erzählt Kerstin Aparicio. Die Beratung sei vor allem ausschlaggebend für die ihre Kundschaft. „Wir beraten, schneiden zu und nähen. Alles hier in der Apostelnstraße.“ Aber auch bei Dekorationsartikeln wird Filz gerne als Material verwendet. Das Sortiment, das auch online angeboten wird, reicht von Sitzkissen, Taschen und Wohnaccessoires bis hin zu Sonderanfertigungen. „Früher war Filz ein Gebrauchsartikel, heute ist es ein nachhaltiges Designmaterial“, sagt Raimundo Aparicio.
Exklusive „Jubiläums-Banane“ von Thomas Baumgärtel
„Wir glauben daran, dass ein gutes Fachgeschäft mehr ist als ein Laden: Es ist ein Ort der Begegnung, der Beständigkeit und der Inspiration“, sagen die Inhaber. So war Filz Gnoss auch immer ein Anlaufpunkt für Künstler. Joseph Beuys fand hier ebenso sein Material wie 2024 wiederum Thomas Baumgärtel für seine „Beuysbanane“. Zum Firmenjubiläum entwickelten Baumgärtel und Filz Gnoss nun gemeinsam eine exklusive „Jubiläums-Banane“ in limitierter Sonderedition. Realisiert wurde das Kunstwerk mit Unterstützung von India Aparicio, einer jungen Künstlerin aus der vierten Generation der Gnoss-Familie.
„Filz wurde in den vergangenen Jahren wiederentdeckt“, sagt Raimundo Aparicio. Gefragt sei das Material heute auch wegen seiner Nachhaltigkeit. „Schafft wieder etwas mit den Händen aus Naturprodukten!“, rät auch Kerstin Aparicio ihrer Kundschaft, bei der das Selbermachen im Trend liegt. So werden sich in den nächsten Wochen wieder viele in der Apostelnstraße mit Filz eindecken, um daraus beispielsweise Schultüten für den Nachwuchs zu basteln. Und auch jungen Menschen möchte Kerstin Aparicio das Handwerk vermitteln: „Es macht einfach Spaß!“