Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 600-jährigen Stehen der Kalker Pieta werden individuelle Marien-Ansichten von lokalen Künstlern gezeigt.
Malerei, Zeichnung, Collage und SkulpturUnerwartete Begegnungen in St. Marien in Kalk

Betty Hellmich stellt Marias Schmerz in expressionistischen Zügen dar.
Copyright: Thomas Dahl
Verängstigt und schutzlos steht sie verloren im Gotteshaus. Mit hochgezogenen Schultern umklammert sie ein Kind – halb schlafend, halb wach – das apathisch abwärts blickt. Eine viel zu knappe Lederjacke bedeckt den nackten, blassen Oberkörper der Frau mit dem feuerroten Irokesenschnitt und Stachelhalsband. Ihr Wesen scheint eingefroren in einem Akt der Verzweiflung. Beate Stevens „Punk-Madonna“ ist eine von zahlreichen unerwarteten Begegnungen in der Kirche St. Marien.
Anlässlich der 600-Jahr-Feier zum Bestehen der Kalker Pieta öffnet die Katholische Gemeinde ihre Pforten für individuelle Marien-Ansichten von lokalen Künstlerinnen und Künstlern. Mehr als 30 Werke aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Collage und Skulptur spiegeln die differenzierten Wahrnehmungen des Mythos wider. Neben klassischen, an der biblischen Überlieferung als trauernde Mutter orientierten, Motiven, überschreiten die Schöpferinnen und Schöpfer die Grenze von der Vergangenheit zur Gegenwart und wagen sich in eine mögliche Zukunft der Ikone.
Glaube trifft Wissenschaft und Politik
Neben Beate Stevens aufsehenerregender 130 Zentimeter hohen Ahorn-Statue dürften auch Ulli Richters malerische Visionen zum Thema „Gleichberechtigung“ in der Katholischen Kirche für Gesprächsstoff sorgen. Ihre „Maria 2.0“ zeigt eine entkräftete Schwester, deren Augen Höhleneingängen gleichen. Den schwer gewordenen Kopf in die Hand gestützt, ist sie des Ringens mit den patriarchalischen Mächten müde geworden.
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Nicht als Zentrum religiöser Überzeugungen, sondern Bestandteil des Kosmos transferiert Hans-Dieter Heuer seine Marien-Vorstellung als alt gewordene gütige Mutter mitten ins Universum. Das schwarz-weiße Gemälde entwickelt dabei eine kraftvolle Dynamik, die im sakralen Raum intensiv zur Geltung kommt. In expressionistischen, leuchtenden Gewändern offenbart sich dagegen die Jungfrau in Betty Hellmichs Portrait „Schmerz“.
Die Ausstellung zwischen Glauben, Wissen(schaft) und Politik ist noch bis zum 14. Juli an den kommenden Sonntagen zu sehen.