Die Abfallwirtschaftsbetriebe Köln treiben den Umbau ihrer Fahrzeugflotte voran. Sie setzen dabei auf einen Mix unterschiedlicher Antriebskonzepte.
Gas, Strom und WasserstoffSo rüsten sich die AWB in Köln für die Mobilitätswende

Die Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe treiben den Umbau ihrer Fahrzeugflotte voran.
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Wo stehen die Abfallwirtschaftsbetriebe beim Klimaschutz? Um es plakativ zu sagen: Mitten im Umbruch. Klar ist, wenn die Stadt das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 erreichen will, braucht es gewaltige Anstrengungen auch seitens der Stadtwerke, zu denen die AWB gehören. Und da wiederum ist ein wesentlicher Faktor die Umrüstung der Fahrzeugflotte weg vom Verbrenner.
111 Fahrzeuge sind bereits elektrifiziert, immerhin rund 17 Prozent des gesamten Fuhrparks. Allerdings ist die Elektrifizierung bei den Pkw und kleinen Nutzfahrzeugen bereits weit fortgeschritten, die Technologie ist wenn vielleicht auch nicht ganz ausgereift, so doch immerhin bereits flächendeckend einsetzbar. Ganz anders sieht es bei den schweren Nutzfahrzeugen aus: Die eine, zukunftsfähige Technologie hat sich hier noch nicht erwiesen.
Voraussetzungen sind sehr unterschiedlich
Deshalb setzt man bei der städtischen Tochter auch auf einen Mix quer durch alle bislang bekannten alternativen Antriebstechnologien. Biogas, Strom, Wasserstoff, im nächsten Jahr sollen noch synthetische Kraftstoffe dazukommen: Zurzeit erproben die AWB im täglichen Einsatz, was sich in der Praxis bewährt und was nicht. Wobei die Voraussetzungen natürlich komplett unterschiedlich sind.
Beim Gas etwa besetzte man bereits jetzt eine Vorreiter-Rolle in der Kreislaufwirtschaft, erklärt Thomas Thalau, Sprecher der Geschäftsführung. Denn das Biogas zum Antrieb der Fahrzeuge stammt sozusagen aus eigenem Anbau. Gewonnen aus Restmüll-Abfällen und Bio-Tonnen, die im nächsten Jahr in zwei Pilotprojekten Links- und Rechtsrheinisch zum Einsatz kommen sollen. Bleibt aber das Problem der Verbrennung mit entsprechendem CO2-Ausstoß.
Wasserstoff-Technologie dreimal teurer
Ganz anders beim Wasserstoff. Hier haben die AWB einen 17-Tonner in Betrieb, der mit Brennstoffzellen ausgerüstet ist und sozusagen sein eigenes Kraftwerk mitführt. Vereinfacht gesagt, wird Wasserstoff in Strom umgewandelt, der wiederum das Fahrzeug antreibt. Der Tank-Vorrat reicht für einen ganzen Abfuhr-Tag. Allerdings macht die Technik auch Probleme: so gibt es in ganz Köln genau eine Wasserstoff-Tankstelle am Flughafen. Und nicht zuletzt ist die noch junge Technologie sehr teuer: gut eine Million Euro kostet so ein Wasserstoff-Müllwagen, etwa dreimal so viel wie ein konventioneller.
Stromer gibt es auch bei den Schwergewichten. Letztlich basieren sie auf bereits bekannten Technologien etwa von Mercedes-Benz, die auf die nötigen AWB-Erfordernisse umgerüstet wurden. Allerdings, so Thalau, „kaufen wir die Tankstellen immer gleich mit“ - in Form von Ladestationen auf dem Betriebshof. Denn auch hier ist die Infrastruktur noch nicht so weit wie die Fahrzeugtechnik. Was zur Folge hat, dass man sich für den Schichtbetrieb bei den AWB eine ausgeklügelte Logistik zurechtlegen muss. Und auch die Wartung ist aufwändiger, da die Wagen aus Sicherheitsgründen weiter auseinanderstehen müssen. Kostet Platz und damit Zeit.
Abhängig von Bund und Land
Aber, betont die Aufsichtsratsvorsitzende Christiane Martin, es sei schon viel passiert und auf den Weg gebracht worden bei den AWB. Dafür sei sie stolz und dankbar. „Wir müssen jetzt anfangen und haben auch schon angefangen mit unserem Weg zur Klimaneutralität“, betonte sie. „Wir können nur hoffen, dass die Ampel in Berlin nun einen Weg findet, die fehlenden Milliarden nach dem Urteil des Verfassungsgerichtes auszugleichen.“ Denn letztlich hänge sehr vieles von den Fördermitteln von Bund und Land ab: „Wir reden über einen Investitionsbedarf im dreistelligen Millionenbereich.“