„Alaaf – 200 Jahre Kölner Karneval“WDR stellt Film über den historischen Karneval vor

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200 Jahre Karneval: Die beiden Gründer des Festordnenden Komitees, Heinrich von Wittgenstein (l., Moritz Heidelbach) und Matthias Joseph de Noël (Piet Fuchs, r.) im WDR-Film.

200 Jahre Karneval: Die beiden Gründer des Festordnenden Komitees, Heinrich von Wittgenstein (l., Moritz Heidelbach) und Matthias Joseph de Noël (Piet Fuchs, r.) im WDR-Film.

„Alaaf – 200 Jahre Kölner Karneval“ ist ein Film über die Entstehung des Kölner Karnevals und wie er zu einem Teil der kölschen Seele wurde. Der WDR stellte den Film im Rathaus vor.

„Wenn es eine Konstante im Seelenleben der Kölschen gibt – dann ist es der Karneval.“ Schmunzelnd stimmt das Publikum aus Lappenclowns, Matrosen und FC-Fans im Rathaus Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu. „Er ist eine Kraftquelle, die aber von vielen Regionen kaum verstanden wird.“

Die Premiere der Dokumentation „Alaaf – 200 Jahre Kölner Karneval“ des WDR ruft den anwesenden Jecken ins Gedächtnis, dass ihr Fastelovend alles andere als gewöhnlich ist – obwohl er für Kölner zum Alltag gehört.

Pappnase zwischen Trümmern

Noch nie gesehene Archivbilder und Spielfilm-Elemente ermöglichen eine Zeitreise zu den Pappnasenträgern der Vergangenheit und eröffnen selbst alteingesessenen Karnevalisten neue Blickwinkel auf die fünfte Jahreszeit. Prominente wie Gaby Köster, Mirja Boes, Ludwig Sebus und Stephan Brings erzählen im Film von ihren persönlichen Karnevals-Geschichten.

Auch die Roten Funken bekommen ihre Rolle im Film.

Auch die Roten Funken bekommen ihre Rolle im Film.

„Aus einem wilden Treiben wurde eine Tradition mit ganz eigenen Gebräuchen“, erklärt Reker, bevor Prinz, Bauer und Jungfrau ihr unter tosendem Applaus auf die Bühne folgen. „Das Dreigestirn kann für Außenstehende sehr verstörend wirken“, stellt die Kölner Komikerin Mirja Boes lachend fest. „Irrsinn“ nennt sie die Traditionen des Karnevals in der Dokumentation liebevoll.

Doch woher kommen eigentlich Dreigestirn oder die Sitzungen? Vor 200 Jahren drohte dem Karneval das Aus: Die preußischen Herrscher wollten den wilden Straßenkarneval verbieten. Das erste Festkomitee sorgte für Ordnung – und rettete den Kölner Karneval. Das Feiern verlernten die Jecken trotzdem nicht und nahmen die Autoritäten dabei seit jeher aufs Korn. „Der Karneval ist die politischste Veranstaltung, die ich kenne“, findet Gitarrist Peter Brings.

Der Film wurde mit viel Fastelovend-Prominenz im Rathaus vorgestellt.

Der Film wurde mit viel Fastelovend-Prominenz im Rathaus vorgestellt.

Haltung im Fastelovend ist wichtig

Ob Rosenmontagszug oder Sitzung: Haltung im Fastelovend sei wichtig. „Wer nichts gegen Ungerechtigkeit macht, kann danach nicht sagen, er hat damit nichts zu tun“, sagt die kölsche Musik-Legende Ludwig Sebus (97). Auch beim ersten Rosenmontagszug nach dem Krieg 1949 war er dabei – mit Pappnase zwischen den Trümmern. Die Tradition im Karneval schenkte den Kölnern Durchhaltevermögen. „Kempes Feinest“-Sängerin Nici Kempermann findet: „Ich glaube, Tradition ist wichtig, aber sie ist nicht in Stein gemeißelt.“ Sie ist eine der wenigen Frauen im Karneval und wünscht sich musikalisch „einmol Prinz zo sin“.

Die Dokumentation „Alaaf – 200 Jahre Kölner Karneval“ ist an diesem Freitag von 20.15 bis 21.45 Uhr im WDR-Fernsehen zu sehen und bereits jetzt online in der ARD-Mediathek zu finden.

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