Die Grosse von 1823 feiert in dieser Session 200-jähriges Jubiläum. Ein Buch beleuchtet die bewegte Geschichte der ersten Kölner Traditionsgesellschaft.
Karneval in KölnNeues Buch beleuchtet die Geschichte der Grossen von 1823
Bücher über die Geschichte des Kölner Karnevals gibt es viele. Die aktuelle Jubiläumssession als Anlass hat weitere Werke zutage gebracht. Eines davon stammt von der ältesten Traditionsgesellschaft im Kölner Karneval, der Grossen von 1823. Der Unterschied zu vielen anderen Veröffentlichungen: zwei der Hauptautoren stammen nicht aus Köln. „Dafür haben wir uns ganz bewusst entschieden“, erklärt Präsident Dr. Joachim Zöller. „Ein Buch eines Kölners über Köln hat immer ein kleines Geschmäckle. Jeder Zweite ist hier Teil irgendeiner Gesellschaft.“
Die Haupt-Autoren Nadine Beck und Christoph Laugs, wohnhaft in Hamburg und Düsseldorf, haben für das Buch rund 1000 Literaturstellen sondiert, die Stadtarchive von Köln, Düsseldorf oder Aachen durchforstet und alte Publikationen der Karnevalsgesellschaften ausgewertet.
Dazu sind sie in Anzeigen und Berichten in den Kölner Lokalzeitungen, in Nachlässen, Sammlungen, Tagebüchern und Reiseberichten auf Hinweise über das karnevalistische Treiben der jeweiligen Zeit gestoßen. „Besonders spannend sind dabei die Dinge, die in keinem Archiv zu finden sind“, sagt Laugs. „Alte Programmhefte oder Orden waren für das Projekt außerordentlich wichtig.“
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Viele Gesellschaften gingen aus der „Grossen“ hervor
Das Ergebnis ist eine wissenschaftliche Abhandlung über die 200-jährige Geschichte des organisierten Karnevals. Immer besonders im Blick dabei: die Rolle der Grossen von 1823. Die hieß damals noch Kölner KG und kann mit gutem Recht als Mutter der Karnevalsgesellschaften bezeichnet werden. Aus ihr gingen unter anderem die Roten Funken (daraus wiederum die Blauen Funken) hervor, genauso wie die Große Kölner KG, die Ehrengarde, die Nippeser Bürgerwehr, Ehrengarde, Bürgergarde und Prinzen-Garde. Auch Heinrich von Wittgenstein, der erste Präsident des Festordnenden Comitees, Vorgänger des Festkomitees, war KG-Mitglied und zwischenzeitlich auch Präsident. Die Gesellschaft stellte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zudem fast in jedem Jahr das Kölner Dreigestirn.
Die Kölner KG war in ihrer Anfangszeit ein ziemlich exklusiver Zusammenschluss. Drei Taler kostete der Mitgliedsbeitrag – viel Geld für die meisten Kölner, von denen damals weniger als fünf Prozent 400 Taler und mehr im Jahr verdienten.
Vor allem eine Abspaltung sorgte 1882 für Chaos im Kölner Karneval. Aufgrund von internen Streitigkeiten verließen der frühere KG-Präsident August Wilcke und rund 1000 seiner Anhänger die Gesellschaft und gründeten die Große Kölner KG. Die beiden zur dieser Zeit größten Gesellschaften beanspruchten in den Folgejahren jeweils das Recht, den Rosenmontagszug zu koordinieren.
Nach jahrelangen Streitigkeit, teilweise ausgetragen über die Presse, musste die Stadt zwischen den beiden Parteien vermitteln. Das Ergebnis: ein gemeinsames Festkomitee, in dem die beiden Gesellschaften in den folgenden Jahren immer abwechselnd das Präsidium stellten. Ausführlich beschreibt das Jubiläumsbuch die anschließenden Zeiten: Krieg, Wiederaufbau oder Wirtschaftswunder – und immer mittendrin: der Karneval. Auch Zeitzeugen wie Ludwig Sebus kommen zu Wort.
Frische Ideen: Familienfreundliche Sessionseröffnung
Erst 1969 benannte sich die Große KG um und trägt seitdem den noch heute bestehenden Namen: „Die Grosse von 1823 KG e.V. Köln“. Und auch der jüngeren Geschichte der KG widmen sich die Autoren. Eine der neueren Ideen der „Grossen“ entstand 2013 und besteht bis heute. Die familienfreundliche Sessionseröffnung im Tanzbrunnen: „Der Grosse Kölsche Countdown“. Das Ziel: junge Menschen an das Brauchtum heranführen. Den Erlös der Veranstaltung spendet die „Grosse“ alljährlich an karitative Zwecke.
200 Jahre organisierter Kölner Karneval: Die Geschichte des Kölner Karnevals und der ersten Traditionsgesellschaft „Die Grosse von 1823 KG e.V. Köln“, Jonas Verlag, 336 Seiten, 33,11 Euro.