Bargeldabbuchungen und viele VorwürfeFinanzskandal erschüttert Kölner Traditionsgesellschaft „KG Alt-Köllen“

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Kurzes Vergnügen: Erst vor einem Jahr war Stephan Degueldre als Präsident der KG Alt-Köllen eingeführt worden, jetzt ist er im Zuge des Finanzskandals zurückgetreten.

Kurzes Vergnügen: Erst vor einem Jahr war Stephan Degueldre als Präsident der KG Alt-Köllen eingeführt worden, jetzt ist er im Zuge des Finanzskandals zurückgetreten.

Zum Sessionsstart herrschen schwere Turbulenzen bei der KG Alt-Köllen. Gegen den Schatzmeister wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, der Präsident hat sein Amt abgegeben. 

Rein äußerlich ist alles wie immer bei der KG Alt-Köllen, die vorige Session ihr 140-jähriges Bestehen gefeiert hat und vom Festkomitee in den Rang der Traditionsgesellschaft erhoben wurde. Am heutigen Freitag wird das große Festzelt auf dem Neumarkt aufgebaut, wo am Wochenende und Montag drei Sitzungen über die Bühne gehen werden. Zwei Sitzungen sind ausverkauft, das darf in diesem Tagen als beruhigende Nachricht verstanden werden. Denn wegen „Unklarheiten im Bereich Finanzen“ hat der Verein seinen Schatzmeister geschasst und ausgeschlossen. Am Silvestertag trat dann auch Präsident Stephan Degueldre zurück.

Die KG Alt-Köllen hat gegen ihren einstigen Schatzmeister Strafanzeige wegen Untreue gestellt. Nachdem dieser unentschuldigt bei einer Vorstandssitzung gefehlt habe, seien bei der anschließenden Durchsicht der Konten mehrere Bargeldabhebungen aufgefallen. Nach Vereinsangaben fehlen mindestens 32.000 Euro, da die Auswertung noch nicht beendet ist, werde intern mit einem noch größeren Schaden gerechnet. Nun hat der Verein einen sechsköpfigen Krisenstab eingesetzt, um die Buchführung der vergangenen Jahre aufzuarbeiten.

Was wusste der Vorstand?

In den vergangenen Tagen hat sich die Kriminalgeschichte zu einer unappetitlichen Vorwurfs-Arie ausgeweitet. Der Schatzmeister hat mit einer umfangreichen Stellungnahme reagiert, in der er dem Geschäftsführer vorwirft, von den Unregelmäßigkeiten  gewusst und nichts unternommen zu haben. Auch der Präsident habe von den Vorgängen gewusst. Daraufhin hatte sich dann auch der Präsident zum Rücktritt entschlossen. „Dieser Schritt war für ihn, wie auch den gesamten Vorstand unumgänglich, um insbesondere während der Session die KG mit diesem Thema nicht zu belasten“, heißt es in einer Stellungnahme des Vereins.

Doch die gegen den zurückgetretenden Präsidenten erhobenen Vorwürfe reichen noch weiter. Der Ex-Schatzmeister bezichtigt ihn der Urkundenfälschung, er selbst habe für den Präsidenten einen Gesellenbrief fälschen sollen und dies auch getan. Zu den Vorwürfen will sich Vereinssprecher Alex Kraemer nicht äußern. Er spricht von der „schwierigsten Phase“ in der jüngeren Vereinsvergangenheit. „Das wird unserem Image nicht guttun, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch das durchstehen werden“, so Kraemer. Der Verein erlebe nun „massive Unterstützungsangebote“ von Karnevalsagenturen und anderen Vereinen.

Bis zur Neuwahl eines Präsidenten wird nun der 1. Vorsitzende, Hans-Günter Horst, die Aufgaben des Präsidenten übernehmen. Neuer Schatzmeister ist Tobias Hölscher. Die Leitung der Sitzungen im Zelt auf dem Neumarkt wird Stephan Henseler übernehmen, der für das Festkomitee auch die WDR-Hörfunksitzung übernimmt.

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