KatholikenausschussGregor Stiels über Woelki, Steinhäuser und die Zukunft des Bistums

Gregor Stiels
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Köln – Das Jahr hat kaum richtig angefangen, und schon schauen viele katholische Christen in Köln wie gebannt auf den Aschermittwoch. Wie soll es weiter gehen im Bistum, wenn am 2. März Kardinal Woelki wirklich zurückkommt in die Domstadt?
Seine Kritiker hatten sich an dem Beispiel von Franz-Peter Tebartz-van Elst festgehalten, ehemals hoch umstrittener Bischof in Limburg. Der kam nach einer vom Papst verordneten Auszeit nicht wieder. Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass es bei Woelki anders verlaufen könnte. Eine Prüfung fragwürdiger Finanzausgaben wurde von Rom auf den Zeitpunkt seiner Rückkehr aufgeschoben. Für Aschermittwoch steht er für die Austeilung des Aschekreuzes auf dem Terminplan des Bistums. „Ich fürchte, mit Woelki kommt auch die Lähmung wieder zurück“, sagt Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses Köln. „Dabei bräuchten wir dringend einen Neuanfang mit einem Erzbischof, der wieder Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufbaut.“
Katholikenausschuss blickt auf ein bewegtes Jahr
In diesen Tagen hätte Stiels traditionell Bilanz gezogen. Vor versammelter Mannschaft. Beim Dreikönigsempfang des Katholikenausschusses im Maternushaus. Hunderte Gäste aus Gesellschaft, Politik und Kirche wären wieder der Einladung des Laiengremiums gefolgt. Corona macht es unmöglich. Für die Rundschau schaut der Vorsitzende des Katholikenausschusses dennoch auf ein bewegtes Jahr zurück. „Nach der Christmette im Jahr 2020 hat sich eine Verkrampfung eingestellt, die sich bis zum Oktober nicht gelöst hat.“ In der Messe hatte sich Woelki bei den Gläubigen dafür entschuldigt, dass sie die Kritik an ihm erdulden müssten.
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Damit kritisierte er seine Kritiker, anstatt sich für Fehler zu entschuldigen, die im vorgeworfen wurden. „Wie gelöst durften wir hingegen das vergangene Weihnachtsfest feiern“, schaut Stiels auf die Amtsführung des apostolischen Verwalters Weihbischof Rolf Steinhäuser, der Woelki in seiner vom Papst auferlegten Auszeit vertritt. Unter Woelki sei die Lage festgefahren gewesen. „Weil er nicht verstand – oder nicht verstehen wollte – was uns für die Krisenbewältigung wichtig ist.“ Steinhäuser habe zwar nur Kleinigkeiten verändert. „Aber es waren diese Kleinigkeiten, die es brauchte“, so Stiels. Einfühlsamkeit, Verständnis, Zuhören. Das habe er der Unnahbarkeit eines Kardinal Woelki entgegengesetzt.
Es ist nicht alles Woelkis Schuld
Der Vorsitzende des Katholikenausschusses will allerdings dem Kölner Erzbischof nicht die ganze aktuelle Misere der katholischen Kirche auflasten. „Ich bin weit davon entfernt, ihm die alleinige Schuld an der Krise zu geben.“ Bei der Aufklärung des sexuellen Missbrauchs sei er sogar einige Schritte weiter gegangen als viele andere Bistümer. „Woelki hat uns nicht in dieses Loch hineingefahren, aber er war bisher auch nicht der, der uns wieder da raus bringen konnte.“
Darum schaut der Vorsitzende des Katholikenausschusses mit Sorge in die Zukunft. „Ich fürchte, Woelki kommt unverändert zurück“, so seine Prognose. Dabei sei ein Neustart von Nöten. „Aber mit was könnte Kardinal Woelki zurückkommen, damit dieser Neuanfang mit ihm gelingen könnte?“ Chancen, das Klima zwischen ihm und der Basis zu ändern, habe er schon vor seiner Auszeit genug gehabt. „Im Diözesanpastoralrat hat es Möglichkeiten gegeben, gemeinsam die Lähmung zu lösen. Doch er hat sie nicht ergriffen. Aber nur gemeinsam geht es“, sagt Stiels in Richtung Woelki.