„Kein Schulweg über den Rhein“Kölner Eltern protestieren gegen Schulplatzvergabe

Lesezeit 2 Minuten
schüler

Viele Schüler müssen in Köln einen langen Schulweg auf sich nehmen, da  ihre Wunschschule keinen Platz mehr für sie hat.

Köln – Gegen die Zuweisung von Schulplätzen auf der anderen Rheinseite protestierten Eltern am Montag mit einer „Demo mit Abstand“. Vor dem Rathaus wiesen sie mit Transparenten auf ihr Anliegen hin: „Kein Kind darf übern Rhein – Wir wollen wohnortnahe Schulplätze für unsere Kinder“.

Im Anmeldeverfahren für Gymnasien 2020/21 hat sich, wie berichtet, für 160 der 3778 Viertklässler weder der angegebene Erst- noch der Zweitwunsch erfüllt. Dazu zählen auch 57 Kinder, die auf das Montessori-Gymnasium in Bickendorf wechseln wollten. 30 von ihnen erhielten alternative Vorschläge im Linksrheinischen, 27 Kindern wurden Plätze an rechtsrheinischen Gymnasien angeboten.

Schulweg soll alleine schaffbar sein

So auch der zehnjährigen Tochter von Jenny Thorant. Sie soll ab August von Ossendorf aus zum Mülheimer Genoveva-Gymnasium fahren. „Es geht uns nicht darum, auf eine bestimmte Schule zu kommen. Wir wünschen uns nur, dass unsere Kinder ihren Schulweg alleine bewältigen können“, sagt die Mutter von vier Kindern.

Laut Bezirksregierung dauert der Weg von Ossendorf nach Mülheim 45 Minuten. „Das geht aber nur, wenn meine Tochter an der Geldernstraße umsteigt, und da halte ich mich als Erwachsene schon extrem ungern auf, vor allem, wenn es im Winterhalbjahr früh dunkel wird“, sagt Thorant. Da die Schule an den drei verpflichtenden „Langtagen“ erst gegen 16 Uhr zu Ende sei, stehe das Problem schon im Herbst an. „Wenn meine Tochter mit der Linie 4 fährt, kann sie die Geldernstraße umfahren. Aber dann braucht sie mindestens eine Stunde pro Strecke.“ Nicht nachvollziehen kann sie auch, dass die fünf betroffenen Kinder der Montessori-Grundschule auf drei rechtsrheinische Schulen verteilt wurden.

Unterwegs von 7 bis 17 Uhr

Die Zehnjährigen wären von 7 bis 17 Uhr unterwegs. Sport oder Freundschaften in ihrer Wohnumgebung fielen damit völlig flach, so Thorant. „Das ist für die Kinder sehr anstrengend und belastend. Es ist völlig unverständlich, dass es überhaupt zu einem solchen Dilemma kommen konnte. Die Kinder sind vor zehn Jahren geboren worden, und es war völlig klar, dass sie einen Schulplatz benötigen. Und jetzt müssen sie allein die Versäumnisse bei der Schulplanung ausbaden.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit 14 weiteren Familien will die berufstätige Mutter weiter um einen alternativen Schulplatz kämpfen. Wer ebenfalls betroffen ist, könne sich gerne unter der E-Mail-Adresse abgelehnt2020@ gmx.de melden.

Jetzt geht das Anliegen in eine zweite Runde: Der Schulausschuss beauftragte die Stadtverwaltung in seiner Sitzung am Montag, sich gemeinsam mit der Bezirksregierung um die Einwände der betroffenen Familien zu kümmern und nach Lösungen zu suchen. (bos/MW)

Rundschau abonnieren