Kraftakt unter ZeitdruckWie Kölner Schulen sich in Coronazeiten organisieren

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Schüler auf dem Schulhof des Erich-Gutenberg-Berufskollegs.

  • Die Schulen haben wieder geöffnet. Zumindest für Schüler und Schülerinnen aus Abschlussklassen.
  • Neben vielen Fragen gibt es aber immer auch noch viele kritische Töne.
  • Schuldezernent Robert Voigtsberger klärte nun über die wichtigsten Fragen auf.

Köln – In einem riesigen Kraftakt starteten weiterführende Schulen am 23. April mit den Abschlussklassen – unter strikten Corona-Sicherheitsregelungen. Die teils schnell wieder geänderten Vorgaben des Landes NRW mussten die Stadt Köln als Schulträger und die Schulen auf die Schnelle umsetzen. Kurzfristig war zum Beispiel plötzlich nicht mehr Seife für die Hygiene ausreichend, wie vom Robert-Koch-Institut empfohlen, sondern es mussten doch Desinfektionsmittel bereitstehen – laut der 15. NRW-Schulmail vom Samstag, 18. April, die die Stadt den Montag darauf erreichte und für den Teilstart am Mittwoch galt.

Auch das Thema Masken sorgt für Debatten. Das Land empfiehlt die Nase-Mund-Bedeckungen an Schulen. Der Kölner Krisenstab folgt dem Städtetag NRW und beschloss, dass ab 4. Mai Mund-Nase-Bedeckungen „zur Grundausstattung“ aller Schüler gehören sollen und zur Hand sind, falls etwa Abstandsregeln nicht einzuhalten sind. Von einer „Pflicht“ spricht die Stadt dabei ausdrücklich nicht, stellte am Montag im Schulausschuss Schuldezernent Robert Voigtsberger klar. Er dankte unter Applaus der Politiker sehr allen Mitarbeitern, die „in diesen außergewöhnlichen Zeiten auch an Wochenenden zum Wohle der Schulen und Jugend alles daran setzen, die Krise in Ansätzen zu bewältigen“. Der Beigeordnete formulierte die Erwartung ans Land NRW, „uns möglichst frühzeitig Informationen bereitzustellen, weil wir die Maßnahmen ja auch umsetzen müssen. Das bedarf gewisser Vorlaufzeit.“

Was meint die Stadtschulpflegschaft?

Die Verunsicherung ist groß, es wird von vielen Eltern, Schulen und anderen Gremien mehr Vorlauf für die Vorbereitung des Teil-Schulbetriebs gefordert. „Wir beneiden gerade nicht die Stadtverwaltung und die Schulen, die die kurzfristigen Vorschriften umzusetzen haben“, sagt Lutz Tempel von der Stadtschulpflegschaft Köln.

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Wer startet noch in den Teilbetrieb?

Seit 23. April sind rund 22 600 Schülerinnen und Schüler wieder im Schulbetrieb, davon rund 2885 Jugendliche an Gymnasien, an Gesamtschulen 2153, Hauptschulen 587, Realschulen 1823, Förderschulen 285, Berufskollegs rund 14 870. Es begannen die weiterführenden Schulen mit den Abschlussklassen, die sich auf anstehende Prüfungen vorbereiten. Ab dem 4. Mai ist vorgesehen, dass zumindest auch die Viertklässler an Grundschulen wieder kommen – mit Vorbehalt. Wie es weitergeht? Unklar, ob noch Jahrgänge hinzukommen, die nächstes Jahr Prüfungen machen. Tempel: „Wenn diese Woche vom Land eine Entscheidung fallen sollte, müssten Schulen bis Montag einen Stundenplan machen?!“

Wie werden die Hygienemaßnahmen umgesetzt?

Als Schulträger muss die Stadt ständig Seife, Einmalhandtücher und Toilettenpapier in allen Sanitäreinrichtungen ausreichend zur Verfügung stellen. Laut Eltern gibt es Seife an vielen Schulen, „aber noch nicht an allen“. Demolierte Seifenspender werden durch mobile Spender ersetzt. Die städtischen Schulen werden täglich gereinigt, die Sanitärbereiche zweimal am Tag. Über die Empfehlungen des RKI hinaus hat sich das Schulministerium am vorletzten Wochenende doch dafür ausgesprochen, dass auch Desinfektionsmittel für Schulen nötig sind. „Die Schulverwaltung hat mit Unterstützung der Feuerwehr diese neuen Herausforderungen bewältigt“, so Voigtsberger. Es wurden 3650 Liter Handdesinfektionsmittel in 7300 0,5-Liter-Flaschen bereitstellt, für Grund- und Förderschulen wurden automatische Desinfektionsständer beschafft. Weitere 1500 seien bestellt.

Müssen Schutzmasken getragen werden?

Da gibt es ein Hin und Her, die Meinung drehte sich im Bund um 180 Grad. Für viele Bereiche wie ÖPN und Supermärkte ist das Tragen bundesweit Pflicht. Das Land NRW empfiehlt in Schulen Masken, die Stadt Köln übernahm jetzt die Position des Städtetages NRW: Ab 4. Mai 2020 muss eine Mund-Nasen-Bedeckung „zur Grundausstattung“ aller Schülerinnen und Schüler gehören. Für sie tragen laut Stadt „die Erziehungsberechtigten die Verantwortung“. Der Schulträger stelle den Schulen ein „Notfallkontigent“ bereit. Das Masken-Muss etwa im ÖPNV stelle bereits eine Verpflichtung zur Beschaffung und Nutzung dar. Der Bedarf ist groß. Eltern sorgen sich, dass einige Familien keine beschaffen könnten, kleineren Kindern das Tragen Angst mache. Für die Sekretariate sollen Schutz-Wände aus Plexiglas beschafft werden.

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Wie sehen die Raumkonzepte aus?

Die Schulen haben eigene Raumpläne entwickelt, wie der Unterricht mit 1,5-Meter-Mindestabstand laufen kann. Klassen werden geteilt oder gedrittelt. Dann müsste es entsprechend mehr Räume und Personal geben. Allerdings fallen etliche Lehrer aus Risikogruppen aus. Die Schulverwaltung fragte ab, wie viele Räume seit 23. April in Gebrauch sind und wie viele noch frei. Deutlich werde, dass die Gebäude recht schnell wegen des „wesentlich höheren Flächenbedarfs“ pro Lerngruppe voll sind. Bei Berufskollegs mit vielen Abschlussklassen ist das besonders problematisch. Erkennbar sei, dass unter den Corona-Regeln an den meisten Standorten ein Vollbetrieb „wohl kaum umsetzbar sein wird“.

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