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Eklat an Kunsthochschule für MedienAsta verbreitet Streikaufruf von als antisemitisch geltender Organisation

Lesezeit 3 Minuten
Auf einem Banner steht: Das Problem heißt Antisemitismus.

Banner bei einer Demonstration am 14. Oktober in Köln auf dem Heumarkt. 

Mit Entsetzen reagiert nicht nur das Bündnis gegen Antisemitismus Köln auf einen Instragram-Post des Asta der Kölner Kunsthochschule für Medien.

Ein Aufruf der Studierendenvertretung (Asta) der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) hat am Freitag für massive Kritik gesorgt. Auf Instagram hatte der Asta eine geplante Party anlässlich des Semesterbeginns abgesagt und stattdessen dazu aufgerufen, sich an einem „Globalen Streik für Palästina“ zu beteiligen.

Der vom Asta verbreitete Aufruf stammt von der Gruppierung „Palästina spricht“. Die Gruppierung bezeichnet sich selbst als „politische, feministische, demokratische, anti-rassistische Bewegung in Deutschland für palästinensische Rechte“. Sie wird jedoch vielfach als antisemitisch kritisiert.

Hamas-Jargon übernommen

„Im Aufruf zum ,Streik' wird im Jargon der Hamas von einem ,Genozid in Gaza' schwadroniert“, kritisiert das Bündnis gegen Antisemitismus Köln (BgA). Erst am Donnerstag hatte das Bremer Ordnungsamt eine geplante Demonstration von „Palästina spricht“ verboten. Das Verbot stützt sich auf Äußerungen in Instagram-Stories und Posts der Gruppe. „In diesen Beiträgen wird Israel als Aggressor dargestellt, gegen den man sich auch mit den von der Hamas ausgeführten Terrorakten zur Wehr setzen dürfe“, begründet das Ordnungsamt die Entscheidung. Außerdem sei unmissverständlich zu erkennen, dass Israel in den Beiträgen das Existenzrecht abgesprochen werde.

BgA-Sprecherin Laura Berger stellt fest, dass es in den vergangenen Jahren „zahlreiche antisemitische und ,israelkritische' Vorfälle“ im Kölner Kunst- und Kulturbetrieb gegeben habe. „Dass nach dem größten antisemitischen Terroranschlag seit der Shoa und den darauf folgenden Reaktionen der israelischen Regierung eine neue Eruption von israelbezogenem Antisemitismus auch aus den Reihen der sich besonders kritisch und (kultur)sensibel wähnenden Kölner Nachwuchs-Kunstschaffenden kommt, überrascht nicht“, stellt Berger fest.

Hochschule distanziert sich

Eine Sprecherin der KHM teilte mit, dass der Asta nicht die Meinung der Hochschule vertrete. Man werde versuchen, ins Gespräch zu kommen. Auf der Homepage veröffentlichte die KHM ein Statement mit dem Betreff Nahostkonflikt. Dort heißt es unter anderem: „Die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) verurteilt die schrecklichen Terrorangriffe der Hamas auf Israel. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten den Opfern des Anschlags und allen Menschen, die derzeit um das Leben ihrer Familienmitglieder und Freund*innen fürchten – jeglicher Nationalität, Herkunft und jeglichen Glaubens.“

Das Rektor distanziert sich von „jeder Form von Gewalt und Aufrufen dazu“.  Das Statement schließt: „Der Krieg muss unverzüglich beendet werden. Frieden, Demokratie sowie die Freiheit in Kunst und Wissenschaft sind Grundlage unseres Handelns. Wir bitten alle an der KHM, sich an diesen Grundsätzen zu orientieren und danach zu handeln.“

Bei Instagram äußern sich kritische Stimmen zum Aufruf des Astas. „Wie lost kann man sein, Hamas-Propaganda und -rhetorik zu übernehmen“, schreibt ein User. Er meint: „Man kann auf das Leid der Palästinenser hinweisen und sich solidarisch zeigen, ohne Antisemitismus zu reproduzieren oder Terror zu glorifizieren.“

Asta will sich am Samstag äußern

Der Asta kündigte zunächst ein Statement für den Freitagabend an. In der Nacht hieß es dann in einer E-Mail an die Rundschau: „Mit Vehemenz widersprechen wir den Anschuldigungen, die heute (Freitag, 20.10.2023) gegen den AStA der KHM erhoben wurden. Wir haben den heutigen Tag für Austausch und Reflexion genutzt und werden uns morgen mit einem ausgiebigen Statement an die Presse wenden. Bis dahin bitten wir um Geduld.“