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Historischer Rheinpark1700 Jahre urbane Kontinuität auf Infotafeln

Lesezeit 3 Minuten
Dr. Marcus Trier (v.l.), Melanie Ihlenfeld und Sascha Ringling vom Förderverein Historischer Rheinpark Deutz stehen dort, wo einst das Kastell Divitia stand, vor dessen maßgetreuen Bronzemodell.

Dr. Marcus Trier (v.l.), Melanie Ihlenfeld und Sascha Ringling vom Förderverein Historischer Rheinpark Deutz stehen dort, wo einst das Kastell Divitia stand, vor dessen maßgetreuen Bronzemodell.

Die Einweihung des Informationssystems im Historischen Rheinpark in Deutz ermöglicht Interessierten Bürgerinnen und Bürgern den Blick auf die 1700 Jahre alte Historie des heutigen Kölner Stadtteils.

Der Spruch „Was lange währt, wird endlich gut“, kann hinsichtlich des Historischen Rheinparks gleich mehrfach interpretiert werden. Zum einen beginnt die geschichtliche Bedeutung des Rheinufers in Deutz vor rund 1700 Jahre, zum anderen dauerte die Fertigstellung des Historischen Rheinparks von 2008 an und ist nun mit der Einführung des informativen Rundganges nach 15 Jahren endlich abgeschlossen.

Auf Informationstafeln, die im gesamten Parkgelände verteilt sind, kann auf Deutsch, Englisch und in Blindenschrift Geschichte nachempfunden werden. Über einen QR-Code können sich die Interessierten weitere Informationen über ihr Smartphone einholen. Die Informationstafeln auf dem sogenannten „Historischen Balkon“, der Aussichtsplattform vor dem Restaurant Oasis, geben einen zusätzlichen chronologischen Überblick. 

Geschichte sichtbar machen

Als die Arbeiten für die Hochwasserschutzwand und den Rheinboulevard 2008 beginnen, konnten steinerne Zeitzeugen der Römerzeit freigelegt und archäologisch untersucht werden. Melanie Ihlenfeld ist Leiterin des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen und weiß um die Herausforderungen, die sich in der 15-jährigen Bauphase ergeben haben: „2008 wurden die ersten archäologischen Funde gesucht und gefunden, Hochwasser und Vandalismus unterbrachen leider immer wieder die Fertigstellung des Parks.“

Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums, erfüllt der Park mit Stolz: „Es macht mich auch ein wenig emotional, nun hier zu stehen.“ Auf der Aussichtsplattform kann nun nicht nur der Ausblick auf den Dom und die Hohenzollernbrücke genossen werden. Denn dort, wo das Bronzemodell des spätantiken Kastells Divitia steht, hätte man rund 1700 Jahre zurück mittendrin in dem von vier Meter dicken Steinmauern umzäunten Kastell gestanden. Nachempfinden können Besuchende dies durch ein Stereoskop, das visuell das Kastell zeigt. So wie es damals ausgesehen haben muss, vor 1700 Jahren.

2008 wurden die ersten archäologischen Funde gesucht und gefunden, Hochwasser und Vandalismus unterbrachen leider immer wieder die Fertigstellung des Parks.
Melanie Ihlenfeld, Leiterin des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen

Deutz im vierten Jahrhundert: In den Reihen der Kasernen, zwischen den schützenden Türmen und meterhohen Mauern, leben die Soldaten. Fränkische Söldner, bereit, Colonia zu verteidigen. Direkt am Nordtor erschließt sich die Rheinbrücke - laut Trier ein technisches Meisterwerk ihrer Zeit. Sie ist ganze 400 Meter lang und wird durch Holzbalken gestützt. Diese seien sogar heute noch in den Tiefen des Rheins nachweisbar, erklärt Trier. 

„Die allerersten Ausgrabungen fanden hier 1879 statt“, erzählt Trier, der sichtlich passioniert ist und alle Zahlen auswendig im Kopf zu haben scheint. Anfang des 4. Jahrhunderts wird das Kastell errichtet, es dient dem Schutz Colonias. Bis im fünften Jahrhundert die fränkischen Söldner das Regime im Kastell übernahmen. Da ihre Zahlungen ausbleiben, machen sie sich selbstständig.

Die Zeit der Römer ist vorbei, das Mittelalter beginnt. „2000 Jahre urbane Kontinuität, das hat in Deutschland keine andere Millionenstadt - nur Köln.“, mit leuchtenden Augen erzählt Trier die Geschichte Kölns und des ehemaligen Civitias Divitia. Deutz folgt Colonia mit 1700 Jahren urbaner Kontinuität knapp und das Informationssystem im historischen Rheinpark möchte genau diese urbane Geschichte sichtbar machen.