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Am 1. Juli ist SchlussSo geht es mit der Zentralbibliothek in Köln weiter

Lesezeit 4 Minuten
Vom Neumarkt zieht die Bibliothek für voraussichtlich vier Jahre auf die Hohe Straße.

Vom Neumarkt zieht die Bibliothek für voraussichtlich vier Jahre auf die Hohe Straße.

Ende Juni verabschiedet sich die Zentralbibliothek vom Josef-Haubrich-Hof. Alles, was Sie über den Umzug und das Interim wissen müssen.

Wie lange schließt die Zentralbibliothek am Neumarkt?

Der letzte Tag am Neumarkt ist am Sonntag, 30. Juni. Im September beginnt dann die Generalsanierung des Gebäudes, das längst nicht mehr den heutigen technischen und energetischen Standards entspricht. Vier Jahre lang soll die Sanierung dauern, die Wiedereröffnung ist für 2028 geplant. Gebaut wird vom Generalunternehmer Züblin. Unter anderem wird die Bibliothek auch einen begrünten Dachgarten bekommen. Der Haupteingang wird von der Nord- auf die Ostseite verlegt.

Wie feiert die Stadtbibliothek den Abschied am Neumarkt?

„Mer trecken öm me'm janze Inventar“ - der kölsche Satz wollte der Leiterin der Kölner Stadtbibliothek und gebürtigen Fränkin, Hannelore Vogt, bei ihrer letzten Pressekonferenz nicht so ganz über die Lippen kommen. Passend zum Umzug heißt so das Mitsingkonzert von "Loss mer singe" in der Zentralbibliothek, das am 21. Juni das Abschiedsprogramm eröffnet. Dieses findet hauptsächlich vom 28. bis 30. Juni statt. „Wir werden an dem Wochenende 29 verschiedene Veranstaltungen haben, mit dem Schwerpunkt auf dem Samstag“, sagt Hannelore Vogt. Vom Brettspiel-Event, über Lesungen und szenische Darbietungen, bis zu Workshops und Kreativ-Kursen - vieles ist zum Mitmachen und selbst Erleben. „Wir machen am letzten Wochenende noch mal eine richtige Leistungsschau, was wir alles können“, sagt Vogt über das abwechslungsreiche, weitestgehend kostenlose Programm. Auch für sie ist es ein Abschied: Nach 16 Jahren verlässt sie die Stadtbibliothek zum 30. Juni und geht in den Ruhestand.

Die scheidende Leiterin Hannelore Vogt.

Können Bücher und andere Medien noch ausgeliehen werden?

Und wie! Unter dem Motto „All you can read“ können sich Kölnerinnen und Kölner, die einen Mitgliedsausweis besitzen, noch einmal mit bis zu 50 Medien eindecken. Für diese gilt auch eine extralange Leihfrist bis mindestens Mitte Oktober. Einige Regale erinnerten schon an die Toilettenpapier-Regale im Supermarkt während der Corona-Pandemie, freut sich Leiterin Vogt. „Die Menschen kommen mit Trolleys, Rucksäcken und Koffern, um sich für den Sommer richtig einzudecken.“ Zurückgegeben werden können die Medien auch in den elf Stadtteilbibliotheken, die weiterhin normal geöffnet sind.

Welche Planungen für das Interim gibt es?

Im September soll das Zwischenquartier der Zentralbibliothek auf der Hohe Straße 68-82 in drei Etappen eröffnet werden. Anfang nächsten Jahres sollen dann alle Angebote der Zentralbibliothek auf fünf Etagen dort zur Verfügung stehen. Im Erdgeschoss und im Untergeschoß befinden sich Ausstellungsflächen, Infoschalter und Ausleihstationen. In der rundum verglasten erste Etage soll ein Café und die Kinderbibliothek entstehen. Auf zwei weiteren Etagen sind alle übrigen Angebote untergebracht: Schulservice, Makerspace, Musikzimmer, Social-Media-Studio, eine Schaufläche für das Literatur-in-Köln- und das Heinrich-Böll-Archiv. Auch ein Teil der Germania Judaica wird dort zu finden sein, der andere wird im Historischen Archiv untergebracht werden.

Auf einer Abschiedswand können Kölnerinnen und Kölner Grüße hinterlassen.

Wie funktioniert der Umzug?

„Wir haben schon viel geschafft in Sachen Umzug“, sagt Hannelore Vogt. Alle vier Etagen des unterirdischen Magazins am Josef-Haubrich-Hof sind bereits leer geräumt und in ein Magazin an der Aachener Straße gebracht worden. Die Bestände sind dort zugänglich und können bestellt werden. Ebenfalls bereits ausgelagert sind die Büros der Mitarbeitenden auf die Richmodstraße. Aus Gründen der Nachhaltigkeit ziehen die alten Möbel vom Neumarkt mit in die Hohe Straße um, Neuanschaffungen werde es kaum geben, so Vogt.

Was bleibt am Neumarkt erhalten?

Der seit 2015 zur Stadtbibliothek zugehörige Sprachraum am Josef-Haubrich-Hof, bisher primär als offener Lernort für Menschen unterschiedlicher Herkunft genutzt, bleibt auch während der Generalsanierung an sieben Tagen in der Woche geöffnet. „Seine Funktion wird noch ausgeweitet“, so Vogt. Er wird ab dem 1. Juli zu einem multifunktionalen Veranstaltungs- und Aufenthaltsraum am Neumarkt. Zeitungen und Zeitschriften können dort digital und analog gelesen werden, es soll Kulturveranstaltungen und Angebote für Schulklassen geben. Der Eingang wird dann von der Seite direkt auf den Platz verlegt. „Damit wollen wir auch während der Generalsanierung den Josef-Haubrich-Hof weiter beleben“, so Vogt.

„All you can read“ heißt es vor dem Umzug.

Was ist neu?

Es wäre nicht die Stadtbibliothek, wenn es nicht auch trotz Umzug auch einen neuen Service geben würde. Schon seit fast zwei Jahren beschäftigen sich die Mitarbeitenden mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) und sich damit nach eigenen Angaben führend im deutschen Bibliothekswesen. Allen Besucherinnen und Besuchern steht bis zum 30. Juni in der Zentralbibliothek und danach im Sprachraum, ein frei nutzbares, kostenloses KI-Terminal zur Verfügung. Künstliche Intelligenz kann hier ausprobiert werden, zurzeit als Textgenerierung mit ChatGPT und Bildgenerierung mit DALL-E3.