Leistungssportlerin Annika Steinau startet für den Kölner Ruderverein bei Weltmeisterschaften und fährt ganz vorne mit. Gleichzeitig ist sie Grundschullehrerin. Ein Leben zwischen Wasser und Klassenzimmer.
Kölner RudervereinAnnika Steinau rudert vom Rhein an die Weltspitze - TV-Auftritt am Samstag
Als Annika Steinau mit zwölf Jahren von einem Spaßbootverleiher am Kemnader See gefragt wurde, ob sie Ruderin sei, hatte sie mit dem Sport noch nichts am Hut. „Er hat dann gefragt, ob das was für mich wäre. Ich bin noch am selben Tag zum Training gegangen“, erinnert sich Steinau. In den Jahren danach hat sich viel verändert. Mittlerweile zählt die 24-jährige Steinau zu den besten Ruderinnen der Welt, die nächste Weltmeisterschaft steht schon vor der Tür.
Vor dem Rudern hat Steinau getanzt und Leichtathletik betrieben. „Es gab aber keine Wettkämpfe, das hat mir gefehlt. Ich habe mich sowieso nach einem neuen Hobby umgeschaut“, erzählt sie. Im Training mit Älteren wurde sie schnell an den Sport herangeführt. Mit 14 Jahren sei es dann offiziell Leistungssport gewesen. Dadurch wurde auch das Training immer mehr. Steinau ist mit sechs Einheiten pro Woche gestartet, mittlerweile sind es zehn. Aktuell trainiert sie in Münster, fährt aber Regatten für den Kölner Ruderverein aus Rodenkirchen und wird mit ihm bei der WM antreten.
Jetzt war ihre Kraft auch bei der großen Maus-Show gefragt, die am Samstagabend in der ARD ausgestrahlt wird. Dort beantwortete sie mit 14 Ruder-Kolleginnen und –Kollegen die Mausfrage: „Wie viele Personen braucht es mindestens, um ein Auto mithilfe eines Flaschenzuges einige Meter in die Höhe zu ziehen?“ Darauf fanden sie ganz praktisch eine Antwort, indem sie sich mit ihrer Muskelkraft in das Seil legten, um das Auto anzuheben. Ob sie es geschafft haben, ist in der Samstagabend-Show zu sehen.
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Arbeit und Rudern zu verbinden, ist keine leichte Aufgabe
Nicht nur bei der Maus-Show beantwortet Steinau Kinderfragen. Im Oktober vergangenen Jahres hat die 24-Jährige ihr Referendariat als Grundschullehrerin abgeschlossen, mittlerweile leitet sie eine Klasse im zweiten Schuljahr. Parallel promoviert sie an der Universität in Münster. Es gehe viel Zeit für die Trainingseinheiten drauf. Für eine Rudereinheit muss sie insgesamt vier Stunden einplanen.
Wie lässt sich das mit der Arbeit vereinbaren? 28 Stunden steht sie in der Klasse, die Unterrichtsvorbereitung baue sie sich dann um ihr Training. Mit zehn Traingseinheiten pro Woche müsse sie so weit kommen, dass sie an drei Tagen zwei Einheiten schaffe. „Ich mache nichts anderes mehr“, sagt die Grundschullehrerin. Einen freien Tag habe sie nicht. Die Trainingslager fanden in den Sommerferien statt, für die anstehende WM hat sie Sonderurlaub.
2016 ist Steinau zum ersten Mal in der deutschen Nationalmannschaft gestartet, zwei Jahre später nahm sie an ihrer ersten WM teil. Insgesamt hat sie 24 Medaillen bei deutschen Meisterschaften geholt. Es folgten weitere Teilnahmen an Weltmeisterschaften. In diesem Jahr hat sich etwas für sie verändert. Bei den Olympischen Spielen 2028 wird Coastal Rowing, eine Wildwasser-Variante des Ruderns, erstmals ausgetragen. Die Disziplin gibt es in zwei Varianten: die Langstrecke und den Beach Sprint. Bei Letzterer laufen die Teilnehmenden vom Strand zum Boot, rudern und laufen wieder über den Strand ins Ziel.
Bei der WM 2023 kam Steinau in dieser Disziplin unter die besten acht und gewann bei der deutschen Meisterschaft im Mixed-Zweier Gold. In einer Woche beginnt für sie die Coastal-Rowing-WM in Genua. Die Teilnahme ist das Ergebnis wochenlangen Trainings. „Da Coastal Rowing jetzt olympisch ist, ist der Selektionsprozess größer geworden. Ich war fast jedes Wochenende weg“, berichtet sie. Aber die Arbeit hat sich ausgezahlt: Im Trainingslager hat sie sich den Platz im Boot mit Karl Schulze, Olympia-Sieger von 2012 und 2016, gesichert. Mit ihm wird sie in Genua im Mixed-Zweier in der Variante Beach Sprint antreten. „Es ist eine Ehre, mit Karl Schulze starten zu dürfen“, unterstreicht Steinau.
Annika Steinau und der Traum von Olympia
Bei Olympia in Paris konnten die deutschen Ruderer und Ruderinnen einige Medaillen einfahren. Vorne weg Oliver Zeidler, der im Ruder-Einer Gold geholt hat. Verleihen diese Erfolge dem Sport neuen Aufschwung? „Oliver Zeidler ist eine deutsche Ikone“, sagt Steinau. Über seinen Erfolg hätten auch ihre nicht rudernden Freunde Bescheid gewusst. Für sie ein Zeichen, dass der Sport an Popularität gewonnen hat. Sie sieht auch in der neuen olympischen Disziplin Coastal Rowing Chancen. „Dabei kann sehr viel passieren, wegen der Wellen. Es ist viel spektakulärer zu schauen“, erklärt sie.
Und wie sieht es mit einer eigenen Olympia-Teilnahme aus? „Ich wurde von einigen gefragt, warum ich nicht dabei bin“, berichtet Steinau. Sie sei gegen all die Frauen, die in Paris angetreten seien, schon einmal gefahren. „Natürlich ist es ein Traum, bei Olympia zu starten“, bestätigt sie. Dafür müsse aber drei Jahre im Voraus geplant werden. Das sei aktuell schwierig für sie. „Ich merke aber, dass ich von Jahr zu Jahr besser und sicherer werde“, so die 24-Jährige. Der Spaß am Sport ist weiterhin da. Mit intensivem Training hofft Annika Steinau auch im nächsten Jahr wieder auf eine WM-Teilnahme.
Die große Maus-Show wird heute Abend um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt. Moderatorin Esther Sedlaczek begrüßt unter anderem Wincent Weiss, Annette Frier und Felix Neureuther.