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FernsehenPolitthriller mit Axel Milberg erlebt Premiere im Waldbröler Naturerlebnispark

3 min
Zur Premiere des ARD-Fernsehfilms „Verschollen“ kamen Regisseur Daniel Harrich (von links), Schauspieler Axel Milberg, Klemens Laschefski sowie Marie Kaub (WDR-Rundfunkrat) nach Waldbröl und wagten sich dort auch auf den Baumwipfelpfad im Naturerlebnispark Panarbora.

Zur Premiere des ARD-Fernsehfilms „Verschollen“ kamen Regisseur Daniel Harrich (von links), Schauspieler Axel Milberg, Klemens Laschefski sowie Marie Kaub (WDR-Rundfunkrat) nach Waldbröl und wagten sich dort auch auf den Baumwipfelpfad im Naturerlebnispark Panarbora.

Vor der Ausstrahlung war der investigative Spielfilm von Daniel Harrich in Oberberg zu sehen. Jugendliche nahmen dort an einem Workshop teil.

Klemens Stadler hat das Arbeitsleben hinter sich, sein Ruhestand ist ganz frisch. Doch genießen kann er ihn nicht: Sein Sohn Jan, ein Umweltwissenschaftler, verschwindet plötzlich und spurlos in Brasilien. Hals über Kopf reist Stadler nach Südamerika, um Jan zu suchen – er spricht keinen einzigen Brocken Portugiesisch.

Doch schnell merkt der Vater, dass etwas nicht stimmt: Was anfangs nach klimaneutralem und nachhaltigem Anbau von Bäumen aussieht, erweist sich als gefährliche Mischung aus Korruption, Handel mit CO2-Zertifikaten und der Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat. Und das alles im Namen der Nachhaltigkeit.

Real sind diese Szene nicht, realistisch offenbar schon: „Verschollen“ ist der Titel eines neuen, investigativen Spielfilms von Regisseur und Filmemacher Daniel Harrich, der am Mittwochabend im Waldbröler Naturerlebnispark Panarbora seine heimliche Premiere hatte. Harrich und sein Hauptdarsteller, Axel Milberg, sind dafür in Oberbergs Süden gereist und wagen sich auch auf den hölzernen Baumwipfelpfad.

Jugendliche vom Waldbröler Hollenberg-Gymnasium erleben einen hochspannenden Workshop

Am Nachmittag bereits hält Harrich (42) mit etwa 60 Jugendlichen aus der Jahrgangsstufe 11 am Waldbröler Hollenberg-Gymnasium unter dem Titel „Was macht investigativen und qualitätsorientierten Journalismus aus?“ einen Workshop zur Medienkompetenz – im Fokus: Fake News, die Pressefreiheit und Glaubwürdigkeit von Medien. Gastgeber ist der Landesverband Rheinland im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH), der Betreiber von Panarbora. „Die jungen Leute waren so gefesselt, dass man eine Stecknadel jederzeit hätte fallen gehört“, berichtet Cathrin Arnemann von DJH.

Eine Dokumentation begleitet den Politthriller. Diese zeigt, wie real die Korruption ist. Am Abend gibt es eine Diskussionsrunde auf Panarbora, für deren Moderation der Mediziner und Kabarettist Eckart von Hirschhausen vorgesehen ist – aufgrund einer Erkrankung muss er jedoch absagen.

Einer der Teilnehmenden ist Professor Klemens Laschefski. Er lehrt Politische Ökologie und Geografie an der Bundesuniversität Minas Gerais in Brasilien und sagt: „Da wird das Heilsversprechen der nachhaltigen Entwicklung dazu genutzt, die lokale Bevölkerung zu enteignen. Da stimmt was nicht. Hier werden wir belogen.“ Seit gut 20 Jahren würden Kohlenstoff-Zertifikate vergeben für Plantagen in Brasilien – „und ich bin so dankbar, dass Daniel es endlich mit diesem Film publik macht“.

Waldbröler Ehrengast hat das Bundesverdienstkreuz erhalten

Im März des vergangenen Jahres hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Münchner Daniel Harrich für die Erfindung des „Investigativen Spielfilms“ das Bundesverdienstkreuz verliehen. In Waldbröl betont der Filmer: „Ich glaube vor allem an eins, an den Auftrag, den wir als öffentlich-rechtliche Filmschaffende in einer funktionierenden Demokratie haben.“

Schon in den 1930er Jahren, schildert der Autor, seien in Brasilien Plantagen errichtet worden. „Und, ja, vor 30 Jahren hat man schon angefangen, aus Eukalyptus Holzkohle zu machen und damit Stahl zu produzieren.“ Was sich inzwischen geändert habe, sei indes, dass diese Art der Plantagen als CO2-Speicher gelten und sie damit als Teil des Klimaschutzes betrachtet würden. Harrich: „Dabei wurde bisher nicht untersucht, ob die neuen Plantagen mehr CO2 speichern als die vorherige Vegetation.“ Hinzukomme, dass die Plantagen anstelle des ursprünglichen Waldes, Cerrado, angelegt würden. „Für diese Aufforstung werden Einheimische brutal von ihrem Land vertrieben – und das alles im Namen des Klimaschutzes.“

Zum Start der UN-Klimakonferenz am Montag in Belém (Brasilien) wollen Daniel Harrich und sein Team ihre Recherche-Ergebnisse im Berliner Hauptstadtstudio der ARD präsentieren. Er wolle sein Leben lang nichts anderes machen als genau diese Art der Produktion. Auch versichert er zur Freude der Jugendlichen: „Ich komme wieder.“


Termine

„Verschollen“ ist eine Produktion von Diwafilm (Grünwald) im Auftrag von SWR, WDR, BR und SR für die ARD. Im Fernsehen werden der Streifen und die Dokumentation dazu am Mittwoch, 12. November 2025, in der ARD ausgestrahlt (20.15 Uhr). Die Dokumentation startet dann um 21.45 Uhr.

Seit Donnerstag ist der Film bereits in der Mediathek der ARD abrufbar, die Dokumentation soll am kommenden Montag, 10. November 2025, folgen. Ab dann ist beides gemeinsam verfügbar.