120.000 Fotos in einem JahrDefekte Blitzer auf der Zoobrücke kosten die Stadt viel Geld

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Ein Blitzer steht vor einem Schild, das auf Tempo 50 hinweist.

Seit vergangenem Oktober gilt auf der Zoobrücke die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 50 statt 80 Stundenkilometern.

Die Blitzeranlagen auf der Zoobrücke sind seit Jahren nicht mehr in Betrieb. Der Stadt geht damit ein durchaus lukratives Geschäft durch die Lappen.

Es war eine Drohgebärde, dessen Wirkung schnell verpuffte. Seit vergangenem Oktober gilt auf der Zoobrücke die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 50 statt 80 Stundenkilometern. Begründet wird die Geschwindigkeitsabsenkung damit, dass die „passiven Sicherheitseinrichtungen“ wie Geländer oder die Schrammborde als Abgrenzung zwischen Radweg und Kfz-Spur nicht mehr dem Stand der Technik entsprächen. Dennoch rief die Maßnahme Protest hervor.

Doch damit keiner auf die Idee kommt, er könne ungestraft Widerstand durch Missachtung leisten, betonte die Stadtverwaltung sogleich, die neue Geschwindigkeitsregel werde kontrolliert. Jedoch wurde wenig später öffentlich, dass die Blitzeranlagen auf der Zoobrücke seit Jahren gar nicht mehr in Betrieb sind. Der Stadt geht damit ein durchaus lukratives Geschäft durch die Lappen, denn wie nun durch eine Anfrage im Rechnungsprüfungsausschuss bekannt wurde, hatten die Blitzer auf der Rheinquerung in Spitzenzeiten sehr gut zu tun.

Wann wurden die Blitzer außer Betrieb genommen?

Die Anlage in Höhe Rheinmitte in Richtung Kalk ist seit Januar 2014 dauerhaft außer Betrieb. Auch die in Gegenrichtung ebenfalls in der Mitte der Brücke stehende Anlage sei seit Juli 2014 dauerhaft nicht in Betrieb. Und es geht weiter: Die Sensoren der Anlage in Höhe Auenweg, Fahrtrichtung Kalk, sind seit Oktober 2020 (rechte Spur), Januar 2023 (mittlere Spur) und Juni 2023 (linke Spur) defekt. Die Sensoren der Anlage in Höhe Auenweg, Fahrtrichtung linksrheinisch, sind seit Oktober 2020 (rechte Spur), August 2023 (mittlere Spur) und September 2022 (linke Spur) defekt.

Warum sind die Anlagen außer Betrieb?

Vereinfacht gesagt: Die Stadt kam mit den Reparaturen nicht mehr nach. Bei den Blitzern auf der Zoobrücke kam die sogenannte Piezotechnik zum Einsatz. Bei dieser Technik werden zwei Kabel im Abstand von 1,5 Meter in die Fahrbahn verlegt. Überfährt ein Fahrzeug diese Sensoren, wird die Geschwindigkeit über eine Weg-Zeit-Analyse errechnet. Liegt die über dem eingegebenen Limit, wird fotografiert. Da die Kabelsensoren in der Fahrbahn liegen, muss die perfekt gewartet sein. Schäden wie Risse oder Löcher im Asphalt verfälschen das Ergebnis. Darum muss eine zertifizierte Fachfirma die Anlage alle sechs Monate kontrollieren. Dabei traten auf der Zoobrücke immer wieder Probleme auf – wie die Verwaltung sagt, wegen der geringen Fahrbahndicke und den Schwingungen der Brücke.

Dadurch kamen alleine für die beiden Messstandorte auf Höhe der Zoobrückenmitte für die gesamte Betriebszeit Kosten für die Instandhaltung von 135.000 zusammen. Zum Vergleich: Die beiden Messanlagen am Auenweg in Deutz, die installiert wurden, um Raser auszubremsen, verursachten bei gleicher Technik und Betriebszeit 23.000 Euro Instandhaltungskosten. Da schließlich auch keine Fahrbahnsanierung mehr den Blitzern auf der Zoobrücke auf die Sprünge helfen konnte, wurden sie abgeschaltet.

Wie oft haben die Anlagen geblitzt?

Die Blitzer auf der Zoobrücke haben sich in ihrer Leistung stetig gesteigert. Zum Start im Jahr 2007 blitzten sie rund 13.000 im Jahr. Mit der Installation weiterer Blitzer im Jahr 2008 wurden rund 60.000 im Jahr geschossen. Den Zenit ihres Erfolgs erreichte sie in den Jahren 2012 und 2013. Das hing vor allem damit zusammen, dass die Messtechnik von analog auf digital umgestellt wurde. Dadurch waren eine schnellere Messfolge und schärfere Bilder möglich. 2012 lösten die Blitzer somit rund 104.000 Mal aus. 2013 sogar rund 122.000 Mal. Doch die Zahlen gingen im Zuge verschiedener Baumaßnahmen wieder zurück.

Wird heute noch kontrolliert?

Nachdem die Stadtverwaltung die Höchstgeschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer herabgesetzt hatte, aber einräumen musste, dass die Blitzer nicht mehr funktionieren, kündigte sie mobile Messungen an. Auf Nachfrage der Rundschau sagt eine Stadtsprecherin, dass zwei Blitzer im Bereich der westlichen Abfahrt noch funktionsfähig seien. Die Messtechnik komplett zu erneuer, auf ein Verfahren ohne Sensoren im Asphalt umzusatteln, sei allerdings aufwendig. Dafür brauche es eine „Neuverstromung“ der gesamten Zoobrücke. Und die sei eine „Herausforderung“. Dazu würden noch Gespräche geführt.

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