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Interview

Schlagzeuglegende Curt Cress in Köln
„Mit Udo bin ich heute noch super befreundet“

4 min
Curt Cress tritt im Bürgerhaus Stollwerck auf.

Curt Cress tritt im Bürgerhaus Stollwerck auf.

Im Bürgerhaus Stollwerck berichtet er von seiner beeindruckenden Karriere, die ihn auch immer nach Köln und in die Region führte.

Curt Cress arbeitete für internationale Topstars. Im Bürgerhaus Stollwerck berichtet er von seiner beeindruckenden Karriere, die ihn immer wieder auch nach Köln und in die Region führte. Am 15. Oktober tritt er im Bürgerhaus Stollwerck auf. Stephan Eppinger sprach vorab mit ihm.

Wie sind Sie zu ihrem Instrument gekommen?

Ich bin als Kind in einem Hotel aufgewachsen. Dort gab es einen Saal, in dem an Karneval immer eine Kapelle gespielt hat. Mich haben die Trommeln und die blitzenden Becken sofort fasziniert. Ich selbst habe zunächst mit Flöte und Trompete eher langweilige Instrumente gelernt. Aber mein Großvater war Schlagzeuger in einer Militärkapelle und auch mein Vater hat als Gitarrist Musik gemacht und unter anderem mit dem Konzertveranstalter Horst Lippmann in Frankfurt gespielt. Vor diesem sehr musikalischen Hintergrund kamen die Beatles und damit die erste richtige Band in mein Leben. Mit elf oder zwölf habe ich dann mein erstes kleines Schlagzeug bekommen und sofort in Bands gespielt. Das fiel mir immer leicht, ich habe dafür nie Unterricht genommen. Meine erste Band war übrigens eine Mädchenband, „The Last“ aus Hanau.

Wie kam es dann zum gefragten Studiomusiker?

Dieter Dierks hat mich entdeckt, als ich Ende der 60er Jahre bei der Band „Orange Peel“ gespielt habe. Er brauchte für sein Studio in Stommeln einen Schlagzeuger für deutsche Rockbands, die dort wie die Scorpions ihre Alben eingespielt haben. Später habe ich mit Inga Rumpf, Jean Jaques Kravetz und Frank Dietz die Band „Atlantis“ gegründet. Udo Lindenberg war bei „Passport“ der erste Schlagzeuger, für mich damals übrigens der beste aus Deutschland. Meinen Job bei Atlantis hat dann lustigerweise genau dieser Udo Lindenberg übernommen und ich bin von Atlantis damals zu „Passport“ nach München gegangen. Wir haben also einfach mal die Stühle getauscht. Mit Udo bin ich heute noch super befreundet, ich habe für ihn später dann auch Songs geschrieben und ein Album produziert. Es ist schön, dass er immer noch so viel Erfolg hat. Als ich 21 war, kam von Dierks die Anfrage für Ike und Tina Turner, die bei ihm im Studio waren. Ike wollte mich unbedingt für seine Band haben und hat mich dafür sogar extra nach Los Angeles eingeladen. Ich war dann zu Aufnahmen dort, aber wollte weiter bei „Passport“ am Schlagzeug sitzen.

Udo Jürgens gehörte auch zu den Musikern, für die Sie gearbeitet haben.

Das stimmt, mit ihm war ich für ein Album und dem Titel „Ich war noch niemals in New York“ im Studio, das Harold Faltermeyer produziert hat. Der Titelsong stammte eigentlich von der B-Seite einer Single. Mit Udo Jürgens habe ich fünf Tage in seiner Wohnung während weiterer Aufnahmen gewohnt. Das war ein sehr nettes und lockeres Verhältnis. Seine Kinder haben mich 2024 gefragt, ob ich den von ihnen entdeckten alten Titel „Als ich fortging“ neu arrangieren und produzieren kann. Das haben wir dann mit der Stimme von Udo gemacht, da ist dank moderner Technik heute viel möglich.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Freddie Mercury gemacht?

Da wurde ich von seinem Produzenten angerufen, der auch für die Stones und Deep Purple gearbeitet hat. Ich wurde für ein Album geholt und habe Freddie in München als einen unglaublich höflichen, aber auch sehr extrovertierten Typen kennengelernt. Im Studio war er sehr enthusiastisch, aber auch sehr konzentriert. Privat war er eher ruhig. Wir waren mit ihm auch oft beim Essen oder sind über den Viktualienmarkt gelaufen. Freddie wurde damals in der Öffentlichkeit eher selten erkannt und konnte sich ziemlich frei bewegen.

Diese und andere Geschichten erzählen Sie am 25. Oktober im Bürgerhaus Stollwerck.

Bei den „Drumtalks“ spreche ich mit meinem alten Freund Werner Fromm über mein Leben als Musiker. Es wird Einblicke geben, sowohl vor und hinter die Bühne bei Konzerten als auch in die Arbeit im Studio. Dazu bringen wir Musikaufnahmen und Videos mit. Es wird aber auch zu bestimmten Stücken Live-Improvisationen geben, so dass kein Abend dem anderen gleicht. Dafür habe ich mit dem Bassisten Wolfgang Schmid und dem Keyboarder Chris Weller zwei Kollegen dazugeholt, die ich schon sehr lange kenne. Wolfgang war zum Beispiel auch beim Start von„ Passport“ dabei.

Wie gut kennen Sie Köln und die Region?

Mit „Passport“ waren wir überall in Köln und der Region unterwegs und haben die Musik auch zu Menschen gebracht. Mir gefällt in solchen kleineren Locations die Nähe zum Publikum. Die Region kenne ich auch von der Zusammenarbeit mit Dieter Dierks in Stommeln oder mit Jürgen Fritz in Köln. Mit Klaus Doldinger war ich oft in Düsseldorf. Ich mag die Menschen in dieser Region, da sie sehr offen und freundlich sind.