Streit um LärmschutzKölns erste Speedskating-Bahn darf in Weidenpesch gebaut werden

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So sieht eine Speedskatinganlage aus, hier ein Bild aus Halle.

  • Nach langen Verzögerungen und Angst der Anwohner vor möglicher Lärmbelästigung ist die erste Speedskatingbahn Kölns nun genehmigt
  • Der Speed Skating Club Köln 1998 wird die Anlage bauen, aber auch Schüler und Gäste sind willkommen
  • Lesen Sie hier alles Wichtige zu dem Vorhaben

Köln – Kölns erste Speedskatingbahn für Inlineskate-Fahrer wird immer wahrscheinlicher – trotz etlicher Verzögerungen und einiger Unstimmigkeiten über die mögliche Lärmbelastung der Anwohner. Die Stadt hat dem Speed Skating Club Köln 1998 (SSC Köln) die entsprechende Baugenehmigung für das Oval an der Scheibenstraße nahe der Galopprennbahn jetzt erteilt (siehe Grafik im Info-Kasten). Das teilte der Vereinsvorsitzende Hanspeter Detmer am Freitag mit. Detmer sagte: „Der größte Schritt ist jetzt gemacht. Es kann weitergehen.“

Stadt übernimmt Großteil der Kosten

Nun geht es darum, einen Generalunternehmer zu finden. Eigentlich hatte der Verein schon eine Firma gefunden, einen Festpreis von unter 400  000 Euro ausgemacht. Doch diese Preisbindung verfiel am 1. April, das Genehmigungsverfahren zog sich für den Verein zu lange. Also muss Detmer ein neues Unternehmen finden, der Preis dürfte steigen: Straßenbauer sind gerade gefragt, die Löhne und der Materialpreis gestiegen. Die Stadt übernimmt laut Detmer 87,5 Prozent der Kosten, doch die Beteiligung ist gedeckelt bei 600 000 Euro. Die verbliebenen 12,5 Prozent zahlt der Verein.

Speedskating in Deutschland

Der Deutsche Rollsport und Inline-Verband (DRIV) zählt laut eigener Aussage 7538 Mitgliedern, die Speedskating betreiben, davon sind 3295 Jugendliche und 4243 Erwachsene. Unter ihnen sind rund 500 Wettkampfsportler, etwa 90 Leistungssportler und 20 Hochleistungssportler.

Speedskatingwettkämpfe finden auf Bahnen wie der neuen in Köln statt, aber auch auf der Straße, sie sind durchaus vom Ablauf vergleichbar mit Rennrad-Wettbewerben. Es gibt kurze Distanzen für Kinder und Jugend-

liche, zum Beispiel 30 Meter, aber auch sehr lange, etwa der Doppelmarathon mit 84,390 Kilometern.

Der DRIV spricht von insgesamt 23 Speedskatingbahnen in ganz Deutschland , die entweder von den Städten oder den Vereinen vor Ort gebaut worden sind. Die meisten gibt es demnach mit Sachsen und Thüringen, es sind jeweils vier pro Bundesland. Allerdings fehlt in dieser Aufzählung Duisburg, zu den World Games 2005 hatte die Ruhrpott-Metropole eine Anlage bauen lassen. Es ist die einzige in NRW.

Die beiden Bundesleistungszentren des DRIV sind in Gera (Thüringen) und Groß-Gerau (Hessen). (mhe)

Im Idealfall beginnt der Bau im Herbst, Detmer geht davon aus, dass die Bahn mit ihren leicht erhöhten Kurven im Frühjahr 2020 nutzbar wäre. Die Baugenehmigung ist nur für eine bestimmte Zeit ausgestellt, es muss also auch bald losgehen. Für die Bahn muss ein alter Fußball-Tennenplatz in Weidenpesch weichen, der Verein pachtet das Areal bis 2042 von der Stadt. Laut Verwaltung wird er zwar noch ab und zu zum Kicken genutzt, ist aber verzichtbar, weil es genügend andere Plätze gebe, unter anderem zwei Stückb in direkter Nähe. Unmittelbar daneben liegt die Skateboarding-Anlage „North Brigade“.

„Ohne Helm kommt da aber niemand drauf“

Bislang trainierten die rund 135 Mitglieder von Oktober bis März in der Dreifachsporthalle des Joseph-DuMont-Berufskolleg, sonst unter anderem auf den Wegen am Fühlinger See, wenn dort nicht zu viel los ist, das ist häufig im Sommer aber anders. Die Anlage soll später öffentlich sein, allerdings müssen Nutzer einen Vereinbarung mit dem SSC treffen. Schüler und Gäste können die Anlage ebenfalls befahren. „Ohne Helm kommt da aber niemand drauf“, sagte Detmer.

Mit der Baugenehmigung endet eine lange Wartezeit für den 1998 gegründeten Verein, seit 2014 beschäftigte sich der SSC mit einer neuen Anlage. Und es endet eine Wartezeit, die auch die Existenz des Vereins laut Stadt infrage stellte. Sie teilte im Mai mit: „Falls dem Verein auch zukünftig keine angemessene Trainingsflächen zur Verfügung stehen, droht dem Spartensport in der Region und auch dem Verein auf längere Sicht das Aus.“ Und Detmer sagte: „Dann wären wir in ein bis eineinhalb Jahren tot gewesen. Wo sollen die Leute denn hin zum Trainieren?“ Aktuell zählt der Verein 135 Mitglieder, 76 unter 15 Jahren, zuletzt holte beispielsweise Sportwartin Claudia Maria Henneken den Weltmeistertitel.

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Lärmbelästigung durch die Anlage ausgeschlossen

Zwischenzeitlich hatten sich aber Anwohner noch beschwert, sie fürchteten Lärm, schalteten laut Detmer einen Anwalt ein. Doch Detmer und die Stadt betonen, dass beim Speedskating anders als beim Skateboarden keine Sprünge gemacht werden, es deshalb weniger Geräusche gibt. Eine Sprecherin des Deutschen Rollsport und Inline-Verband (DRIV) sagte: „Lärm fällt letztlich nur durch die Betreuung mit Kindern an sowie beispielsweise durch die Nutzung von Trillerpfeifen im Trainingsbetrieb.“ Der Verein ließ auch ein Gutachten anfertigen, demnach sollen die Werte „unter denen des allgemeinen Schalls“ geblieben sein, wie Detmer sagt.

Aus Sicherheitsgründen wird die Bahn umzäunt. Das hat mehrere Gründe. Zum einen sollen laut Detmer etwa Hunde nicht beim Training stören, das könne gefährlich sein. Und zum anderen soll die Anlage so vor Vandalismus geschützt werden.

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