„Keine Einschränkung für Patienten“Fragen und Antworten zur Zusammenlegung der Kliniken in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf die Klinik Holweide aus der Froschperspektive

Die Klinik in Holweide

Verdi distanziert sich von der Petition für den Erhalt zweier Kölner Kliniken. Die Geschäftsführung verteidigt ihre Pläne zur Zusammenlegung der drei Standorte.

Mehr als 40.000 Menschen haben bereits eine Petition für den Erhalt des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße und der Klinik Holweide unterzeichnet. Das Thema bewegt viele Kölnerinnen und Kölner. Fragen und Antworten.

Sollen Riehl und Holweide geschlossen werden?

Jein. Richtig ist: Die medizinischen Leistungen, die die städtischen Kliniken heute in Riehl und Holweide anbieten, sollen langfristig in Merheim gebündelt werden. Dort soll für 590 Millionen Euro ein Gesundheitscampus entstehen – mit sanierten Altgebäuden und neuen Bauten, darunter eine neue Kinderklinik. Es geht also um eine räumliche Verlagerung der Kliniken Riehl und Holweide, deren Bausubstanz aus den 60er- und 70er Jahren stammt, nicht um ihre ersatzlose Schließung.

Hinzu kommt: Die 2005 eröffnete Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Holweide bleibt dort bestehen. Zudem wird geprüft, in Holweide ein Krankenhaus der Grundversorgung und in Riehl eine Kindernotfallmedizin zu erhalten.

Wollen die Kliniken wirklich Betten abbauen?

Laut der Initiative, die sich für den Erhalt der Standorte Riehl und Holweide einsetzt, wollen die Kliniken im Zuge der Konzentration in Merheim rund 400 Planbetten abbauen. Nach dem alten Krankenhausplan NRW verfügen sie über 1405 Planbetten. Doch Klinik-Geschäftsführer Prof. Axel Goßmann betonte auf Nachfrage: „Aufgrund der baulichen Situation, des bundesweit bestehenden Pflegemangels und der festgelegten Personaluntergrenzen können seit rund zehn Jahren nicht alle Planbetten betrieben werden. In Merheim wird ein hochmodernes, gut geplantes Krankenhaus entstehen und ein sehr großes Behandlungsspektrum bieten von der Neonatologie bis zur Palliativmedizin. Diese Arbeitsplätze sind hochattraktiv, und wir gehen von einem deutlichen Bettenaufbau auf über 1000 Betten aus – also eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zum Status Quo, da heute weniger als 1000 Betten betrieben werden können.“

Warum sollen 55 Arztstellen wegfallen?

Die Pläne der Geschäftsführung sehen vor, über natürliche Fluktuation 381 der aktuell 3353 Stellen zu streichen. Die 1182 Stellen in der Pflege sind nicht betroffen, die Zahl der Arztstellen soll aber von 610 auf 555 reduziert werden. Gegenüber der Politik war von „Straffung der Chefarztstruktur durch die Zusammenlegung der Standorte sowie die Zentralisierung der Ambulanzen“ die Rede.

Goßmann sagte dazu, durch die drei Standorte arbeite man derzeit „in unwirtschaftlichen Strukturen“. Die Aufteilung mache „regelmäßige Pendelfahrten des medizinischen Personals zwischen den Standorten“ nötig. Diese Fahrten entfielen künftig. „Diese Arbeitszeit kann künftig zur Patientenversorgung genutzt werden. Die Zusammenführung an einem Standort macht es möglich, Redundanzen abzuschaffen und Dienstmodelle zu optimieren. Durch die Einsparungen wird es daher nicht zu Einschränkungen in der Patientenversorgung kommen.“

Wird in Holweide und Riehl jetzt nichts mehr investiert?

Kritiker befürchten, dass die Klinik-Geschäftsführung jetzt kein Geld mehr in die Modernisierung der Krankenhäuser Holweide und Riehel stecken wird. Das weist Geschäftsführer Prof. Axel Goßmann zurück, er sagte: „Die Standorte Holweide und Kinderkrankenhaus werden noch mehrere Jahre in Betrieb sein; an beiden Standorten werden noch verschiedene Baumaßnahmen geplant und umgesetzt. Geplant sind zum Beispiel Baumaßnahmen für die Radiologie, Stationssanierungen und –renovierungen.“

Was sagen die Klinik-Chefs zu der Kritik?

„Es ist menschlich nachvollziehbar, dass die Bürgerinnen und Bürger in Holweide und Riehl den Umzug ihrer Kliniken nach Merheim als Verlust empfinden“, sagte Goßmann. Die stationäre Gesundheitsversorgung in Köln sei „aber insgesamt sehr gut, so dass keine Versorgungsengpässe zu erwarten sind“. Für den Standort Holweide werde der Rat zudem nach Abschluss der Krankenhausreform des Bundes beraten, ob er seinen Beschluss anpassen wird  - sprich: in Holweide zumindest eine Klinik der Grundversorgung erhalten wird. Der Rat der Stadt Köln setze sich darüber hinaus für eine kindermedizinische Notfall-Versorgung am Standort Riehl ein.

Unterstützt Verdi die Proteste?

Auf Anfrage stellte Daniel Kolle, Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft Verdi, klar, dass Verdi weder die Petition unterstütze, noch zu einer am 24. Juni von 12 bis 14 Uhr geplanten Demo an der Kinderklinik Amsterdamer Straße aufrufe. Dies sei lediglich die Meinung einzelner Verdi-Mitglieder.

„Verdi hat sich als Organisation in der Standortfrage bewusst nicht positioniert, da es in unserer Mitgliedschaft Befürworter und Gegner des Zukunftskonzeptes gibt“, sagte Kolle der Rundschau. „Für uns stehen die Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten der städtischen Kliniken im Mittelpunkt. Konkret verlangen wir den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen, den Erhalt der Tarifbindung an den TVöD und den Ausschluss jeglicher Privatisierungen.“ Diese Punkte hätten die Stadt Köln und der Stadtrat aber bereits zugesichert.

Rundschau abonnieren