Sparduschköpfe, kühle Räume – bringt das was?Tipps vom Kölner Energieexperten

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Wie kühl kann ich die Raumtemperatur nach unten drehen, um sich in den eigenen vier Wänden noch wohl zu fühlen?

Wie kühl kann ich die Raumtemperatur nach unten drehen, um sich in den eigenen vier Wänden noch wohl zu fühlen?

Köln – Wie kann jeder einzelne dazu beitragen, Gas und Strom zu sparen? Zum einen, damit die Energie-Rechnungen einigermaßen erträglich bleiben. Aber auch, um einen Beitrag zu liefern, die Gas-Knappheit einzugrenzen. Dierk Himstedt sprach dazu mit dem Kölner Energieexperten der Verbraucherzentrale NRW, Thomas Zwingmann.

Energieminister Robert Habeck hat vorgeschlagen Sparduschköpfe zu verwenden, um insbesondere Gas zu einzusparen, und hat dafür Kritik geerntet. Was halten Sie von dem Vorschlag?

Ich würde mich dem Vorschlag anschließen. Diese Duschköpfe bringen etwas. Es müssen aber die richtigen sein. Bitte genau durchlesen, ob es sich wirklich um Sparduschköpfe handelt, und sich nicht auf die Werbetexte auf den Produktverpackungen verlassen. Zusätzlich am besten auch im Laden nachfragen. Und wenn man zusätzlich noch die Wassertemperatur nach unten dreht und die Duschlänge reduziert, reden wir von über 50 Prozent Energie-Einsparung – egal ob jetzt das Wasser mit Gas oder Strom erwärmt wird.

Ist eigentlich eine Dusche in jedem Fall energiesparender als ein Bad in der Wanne?

In der Regel natürlich ein klares Ja. Gehen wir davon aus, dass rund 200 Liter Wasser in eine normale Badewanne passt, dann kann ich rund 20 Minuten warm duschen. Das sollte jeder unterbieten können. Aber Ausnahmen gibt es natürlich immer.

Was kann ich beim Thema „Warmwasser“ noch tun?

Nun, gerade in den wärmeren Monaten kann ich grundsätzlich auf warmes Wasser beim Händewaschen verzichten. Ich würde sogar sagen, das kann man auch in den kalten Monaten durchziehen – zumindest meistens. Das sind zwar kleine Einsparungen, aber die Masse macht es dann letztlich. Beim Spülen mit der Hand sehe ich jetzt kaum die Möglichkeit, kaltes Wasser zu verwenden. Aber man sollte darauf achten, nicht unter fließendem Wasser zu spülen. Grundsätzlich ist, wenn vorhanden, eine Spülmaschine bei viel Geschirr eh ökonomischer – vorausgesetzt sie läuft nur dann, wenn sie auch gut gefüllt ist.

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Beim Gas ist das Heizen der Wohnung sicher das Hauptthema im Winter.

Ja, ab Herbst wird Heizen das vorrangige Thema werden. Kurioserweise werden die bereits verpönten Ölheizungen voraussichtlich die „Gewinner“-Systeme sein, da sie trotz Ölpreissteigerungen aktuell sehr viel günstiger sind als Gas. Auch wer einen gut funktionierenden und gewarteten Kamin hat, ist vergleichbar vermutlich kostenmäßig fein raus. Beim Gas zählt wohl in erster Linie das Motto: Wie kann ich einsparen, um die Gasrechnung noch einigermaßen erträglich zu halten. Denn die Kosten haben sich zum Vorjahr nahezu verdoppelt – und die Tendenz ist steigend.

Und wie kann man Gas am einfachsten einsparen?

Wir gehen davon aus, dass jedes Grad kühler in der Wohnung rund fünf bis sechs Prozent Energie einspart. Zudem sollte man sich auf bestimmte Räume konzentrieren, die eine angenehme, gewohnte Temperatur haben, und andere eher kühler halten wie die Küche, Schlafzimmer und den Flur. Das funktioniert natürlich leider nur dann, wenn man diszipliniert die Türen regelmäßig schließt, damit die Wärme nicht sofort wieder in die kühleren Zimmer abfließt. Vor allem bei Kindern ist das nicht so einfach. Aber wenn man die Situation erklärt und vielleicht daraus eine Herausforderung für die ganze Familie macht, kann das klappen. Zudem kurz und heftig lüften. Noch ein Hinweis: Wer das Sparen übertriebt und seine Wohnung regelrecht auskühlen lässt, sollte sich bewusst sein, dass dies Schimmel erzeugen kann. Also wer die Temperatur sehr stark reduziert, muss viel lüften und vor allem die Ecken an seinen Außenwänden im Blick behalten.

Weitere Tipps?

Ganz wichtig ist eine Überprüfung der Fensterdichtungen. Hierzu gibt es einen einfachen Trick: Beim Schließen der Fenster an mehreren Stellen ein Blatt Papier auf die Dichtungen legen und danach schauen, ob das Papier schwer oder leicht herauszuziehen ist. Im letzteren Fall sollte man die Dichtungen ersetzen und die Beschläge nachstellen. Bei Einfach- aber auch Zweifach-Verglasungen kann man Folien auf die Innenseite der Fenster kleben, die zumindest ein wenig dämmen. Allerdings sollte man solche Eigenmaßnahmen immer vorher mit dem Vermieter besprechen. Zudem sollte man sich auch die Haustür ansehen, ob sie vor allem unten dicht ist. Falls nicht, kann man zum Beispiel eine Türbürstenleiste unten anbringen oder etwas zum Dämmen davorlegen.

Um Gas zu sparen, könnte man auf alternative Elektrogeräte wie Heizlüfter zurückgreifen. Ist das eine Option?

Ja, grundsätzlich das ist eine Möglichkeit, um Gas zu sparen. Allerdings sollten diese Geräte effektiv sein. Mit kleinen Heizlüftern kommen Sie da bei größeren Räumen nicht weit. Die fressen irrsinnig Strom und der Effekt ist überschaubar. Das kann auch finanziell nach hinten losgehen. Elektro-Radiatoren haben da schon einen besseren Effekt. Letztlich muss man schauen, wie viel Strom man mit diesen Geräten dann verbraucht, um seine Wohnung warm zu halten. Vielleicht ist kurzfristig die Lösung eine Kombination.

Wie kann ich überhaupt überprüfen, wie viel ich mit meinen Maßnahmen einspare?

Eine einfache Methode beim Strom ist der tägliche oder wöchentliche Blick auf den Stromzähler. Wenn ich regelmäßig Notizen mache und hinzufüge, auf was ich wie verzichtet oder was ich verändert habe, kommt man schon zu guten Ergebnissen. Beim Gaszähler ist das genauso möglich. Im Netz gibt es Online-Rechner, die mal mehr, mal weniger aussagekräftig sind.

Beratungsstellen

Im Internet gibt es zum Thema „Energie sparen“ eine Vielzahl von Beratungsangeboten sowie Strom- und Gasverbrauch-Rechnern. Die Firma Smart-Rechner.de zum Beispiel hat gleich zu unterschiedlichen Themen Online-Rechner im Angebot. Das Öko-Institut bietet auf seiner Seite ecotopten.de Tipps für energiesparende Haushaltsgeräte an. Und die Beratungsgesellschaft co2online hat unter dem Punkt „Energie sparen“ gleich mehrere Rechner und Tipps parat. Dies ist natürlich nur eine Auswahl.

Die Verbraucherzentrale bietet Beratungen zum Thema per Telefon und Video-Chat. Vor den kalten Monaten wird es Online-Seminare zum Energiesparen geben. Zudem schätzt ein Online-“Duschrechner“ den Effekt eines Spar-Duschkopfes ab. (dhi)

verbraucherzentrale.nrw

Wie kann ich sonst noch Strom einsparen?

Da sind die klassischen Dinge zu nennen. Computer nach Gebrauch ausschalten oder zumindest auf „Schlafen“ stellen. Licht nicht in allen Räumen anlassen und energiesparende Lichtquellen nutzen. Wenn möglich bei Neuanschaffungen energiesparende Geräte anschaffen. Wäsche auch mal an der Luft trocknen lassen. Streaming und Fernsehen einschränken.

Was ist an Einsparungen möglich, wenn man die genannten Dinge einhält?

Das ist schwer zu sagen, aber zehn bis 15 Prozent Einsparungen müsste eigentlich jeder schaffen können. Und das ist dann am Ende eine Menge. Jeder kann da seinen Beitrag leisten.

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