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Landgericht KölnIm Prozess um „Kölner Drogenkrieg“ geht es Schlag auf Schlag

3 min
Rodenkirchen Mocro

In diesem Haus in Rodenkirchen soll die Folterung stattgefunden haben.

Drei junge Männer sind wegen der brutalen Geiselnahme eines Pärchens in einem neuen Verfahren angeklagt.

Bei der juristischen Aufarbeitung des sogenannten Kölner Drogenkriegs vom Sommer 2024 geht es weiter: Erst am Mittwoch war „der kleinste Fisch“ im Tatkomplex „Kölner Drogenkrieg“ wegen Beihilfe zur Geiselnahme zu vier Jahren Haft verurteilt worden — am Donnerstag bestätigte das Landgericht der Rundschau nun, dass am 29. Juli der vierte Prozess zu dem Tatkomplex am Landgericht beginnen wird. Der Kölner Drogenkrieg, der durch einen Raub von 350 Kilogramm Marihuana aus einer Hürther Lagerhalle ausgelöst worden war, hatte im Juni und Juli 2024 Köln und die Region über Tage in Atem gehalten: Es kam zur Explosion mehrerer Sprengsätze, zu Schussabgaben auf Gebäude und zwei Geiselnahmen, bei denen die Opfer von Mitgliedern und Schergen einer Kalker Drogenbande brutal misshandelt wurden, um so den Verbleib des geraubten Marihuanas in Erfahrung zu bringen.

In dem anstehenden Prozess vor der 3. Großen Strafkammer als Jugendstrafkammer sind drei junge Männer (20, 20 und 21) wegen Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung angeklagt, wie die Rundschau aus Justizkreisen erfuhr. Sie sollen an der Geiselnahme eines Pärchens in Bochum beteiligt gewesen sein, das in ein Haus nach Rodenkirchen verschleppt und dort gefoltert und zum Verbleib des geraubten Marihuanas befragt worden war.

Sie sollen die Opfer mit einer Eisenstange geschlagen haben

Erst nach rund 21 Stunden konnten der Mann und die Frau von Spezialkräften der Polizei befreit werden. Bis heute sind beide Opfer von der Geiselnahme sowohl körperlich, als auch seelisch traumatisiert, wie sie im am Mittwoch zu Ende gegangenen Prozess als Zeugen bekundet hatten.   Laut Rundschau-Informationen sollen die drei jungen Männer sowohl beim Überfall auf das Pärchen in Bochum sowie der anschließenden Verschleppung nach Rodenkirchen beteiligt gewesen sein. In unterschiedlicher Tatbeteiligung werden ihnen auch schlimme Körperverletzungshandlungen, unter anderem Schläge gegen die beiden Opfer mit einer Eisenstange, vorgeworfen. Der 21-Jährige und einer der 20-Jährigen sollen zudem auch in die Planung und Vorbereitung der Entführung eingebunden gewesen sein, die auf Geheiß des Kopfes der Kalker Drogenbande durchgeführt worden sein soll. Hierbei soll es sich um den Sohn eines Kalker Gastronoms handeln.

Weil der Bandenchef ein äußerst wechselhaftes Temperament haben soll, das angeblich nahtlos von gut gelaunt auf unberechenbar gewalttätig umschlagen kann, soll er den Spitznamen „Schizo“ tragen. Der Mann war im November 2024 in Paris festgenommen worden. Auch ihn soll noch in diesem Jahr ein Prozess erwarten. Die Kalker Bande soll einen äußerst schwunghaften Handel mit Drogen aller Art — von Marihuana und Haschisch, über Kokain, Heroin, Crack und Crystal Meth — in Köln und weiteren Städten betrieben haben. In zwei derzeit laufenden Verfahren am Landgericht sind noch insgesamt sechs weitere Beschuldigte des Tatkomplexes angeklagt.