Ein Zeuge, Opfer der Geiselnahme in Hürth, schilderte vor Gericht Misshandlungen durch drei niederländische Angeklagte.
Prozess um DrogenkriegFolteropfer aus Hürth sagt vor Kölner Gericht aus

Köln: Ein Schild weist auf das Landgericht Köln hin
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Opfer und Täter einer Geiselnahme im sogenannten Kölner Drogenkrieg vom Sommer 2024 sind am Freitag vor dem Landgericht aufeinander getroffen. Angeklagt in dem Prozess sind drei Niederländer (24, 21 und 30), die im Juni 2024 mehrere mutmaßliche Mitglieder einer Kalker Drogenbande in einer Lagerhalle in Hürth misshandelt haben sollen. Hintergrund soll der Raub von 350 Kilogramm Marihuana aus der Halle gewesen sein.
Mit den physischen und psychische Misshandlungen sollten die drei Niederländer Informationen für den Verbleib des Stoffes und die Hintermänner des Coups herauspressen. Das Opfer (26), das sich im Zeugenschutzprogramm befindet, wurde von fünf bewaffneten, in schwarzen Overalls gekleideten und mit Sturmhauben maskierten Personenschützern bis in den Saal eskortiert. Weitere zivil gekleidete Beamte befanden sich zudem im Zuschauerbereich des Gerichtssaals oder patrouillierten auf den Fluren des Justizzentrums an der Luxemburger Straße. Da sich der Zeugenstand direkt neben einem der drei Angeklagten befand, nahm einer der schwarz gekleideten Beamten zwischen ihnen Platz, und ließ den Angeklagten nicht einen Moment aus den Augen.
Vom Chef in Lagerhalle nach Hürth bestellt
Der 26-Jährige, der damals in Chemnitz lebte und von der Kalker Bande offensichtlich angeworben werden sollte, gab an, dass er und drei weitere Bandenmitglieder am Tatabend vom Kopf der Bande zu der Halle nach Hürth bestellt worden sei. Auf dem Weg dorthin habe man noch Fastfood und Getränke gekauft und das Essen an die drei Niederländer übergeben. Erst nachdem die Männer gegessen hätten, hätten diese ihm und seinen Begleitern die Handys weggenommen.
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Ich wurde mit einem Messer an der Hand geschnitten, gewürgt und mit dicken Kabeln geschlagen.
Da er sein Handy zunächst nicht habe abgeben wollen, sei er von einem der Angeklagten gleich mit dem Griff einer Pistole gegen den Kopf geschlagen worden. Dann seien er und die anderen gefesselt und auf Stühle gesetzt worden. „Dann haben sie angefangen, mich zu schlagen“, sagte der Zeuge. Und weiter: „Ich wurde mit einem Messer an der Hand geschnitten, gewürgt und mit dicken Kabeln geschlagen. Die haben die ganze Zeit geschlagen und haben anderthalb Millionen Euro verlangt“, sagte der 26-Jährige über einen Dolmetscher. „Ich habe sie angefleht und gesagt, dass ich nicht dazugehöre.“ Auch sei ihm zwischenzeitlich eine Plastiktüte über den Kopf gezogen worden. „Und da war ein Wasserkocher“, sagte der Zeuge.
Es sei von den Angeklagten gedroht worden, dass man ihn mit kochendem Wasser übergießen werde. Vor der Aussage des 26-Jährigen hatte der jüngste Angeklagte noch ein Geständnis abgelegt, nachdem seine beiden Mitangeklagten bereits am Mittwoch gestanden hatten, die Badenmitglieder gefoltert zu haben. „Ich habe die Opfer mit Kabelbindern gefesselt und mit Fäusten geschlagen“, räumte der 21-Jährige über eine Dolmetscherin ein. „Es tut mir sehr leid, was ich den Männern angetan habe“, so der 21-Jährige weiter. Und weiter: „Ich weiß, dass ich bestraft werden muss“.