Das traditionell geprägte Knollendorf wird in dem Werk von Heike Huhmann liebevoll in moderne Debatten verwickelt.
Hänneschen TheaterPremiere von „Endlich Huhzigg“ begeistert mit humorvoller Kritik an der Ehe

Bis es in dem Stück zur Hochzeit kommt, warten auf das Publikum zahlreiche spannende Wendungen.
Copyright: Julia Glasner
Ein entzücktes „Ohhhh“ geht durch das Publikum, als Bärbelchen auf ihrem Junggesellinnenabschied das eigens für sie geschneiderte Hochzeitskleid präsentiert. Auch die anderen anwesenden Frauen sind begeistert und loben die Arbeit der Schneiderin in „Ihrefeld“, die das Kleid eigens für Bärbelchen (Katja Lavassas) angefertigt hat.
Das Hänneschen Theater lud am Freitagabend zur Premiere von „Endlich Huhzigg“. Ein Stück, das anscheinend schon im Vorhinein für Diskussionen gesorgt hat: „In Köln herrschte Aufruhr. Das Bärbelchen und das Hänneschen können nicht heiraten, fanden viele“, sagt Heike Huhmann, Drehbuchautorin und Regisseurin, nach der Show. Andere wiederum hätten sich über das Fest nach knapp 220 Jahren Verlobung gefreut.
Manche sogar so sehr, dass sie etwas dazu beitragen wollten. Die besagte Schneiderin von Bärbelchens Traum in Weiß gibt es wirklich: Für die Maßanfertigung des Hochzeitskleids rief das Hänneschen Theater über Social Media und lokale Zeitungen auf. Gewonnen hatte Belinda Janke, die mit ihrem „Atelier für Maß und Schnitt“ in Ehrenfeld ansässig ist.
Wie die Legende besagt, bringt es Unglück, wenn der Bräutigam die Braut vor der Hochzeit in ihrem weißen Kleid erblickt. Und nachdem das Hänneschen (Alexis Berg) ungeplant in die Frauen-Runde platzt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Während die Männer in die Altstadt ziehen, um den letzten Tag in Freiheit traditionell mit Bauchladen und Schnaps zu feiern, reden die Frauen über das Für und Wider einer Partnerschaft. Hier treffen stereotypische Rollenbilder auf kritische Auseinandersetzung mit dem Eheleben – vor allem aus der Perspektive der Ehefrau und potenziellen Mutter.

Mit einem Bauchladen macht Hänneschen sich auf in einen verhängnisvollen Junggesellenabschied.
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So wird humorvoll ein Bild gezeichnet, wie ein Leben aussehen könnte, zwischen Kochtöpfen, schreienden Kinderstimmen und einem sich ins Vergnügen stürzenden und lediglich nach der nächsten Mahlzeit fragenden Ehemann. Das Publikum erfährt mehr über die Geschichte von Zänkmanns Kätt (Silke Essert), die sich in ihrer Jugend in einen Unbekannten verliebte, der sie nach einem Jahr des ständigen Briefwechsels nach einem Treffen fragte, dann versetzte und damit ihr Herz brach. Huhmann erklärt, sie wollte mit ihrem Stück alte und moderne Perspektiven auf die Ehe darstellen und lässt die Zuschauenden am Ende mit der Frage zurück: Ist die Ehe noch zeitgemäß?
Allen Zweifeln zum Trotz bleibt es dabei – das Bärbelchen will ihr Hänneschen zum Mann nehmen. Und so ziehen auch die Frauen los, um den letzten Abend in Freiheit mit Alkohol zu begießen. Doch wer abergläubisch ist, wird es schon ahnen, die Nacht hält noch einige Turbulenzen bereit, und das Unheil nimmt Fahrt auf, als der hinterhältige Schäl (Oliver Blum) das betrunkene Hänneschen an den Ganoven Gamaschen-Tünn (Denis Merzbach) übergibt, im Tausch gegen seine Spielschulden. Jetzt müssen alle zusammenarbeiten, um den Bräutigam aus den Klauen des Casino-Betreibers zu retten.
Die Männer sind gut getarnt und lenken den Gauner ab, sodass das Bärbelchen ihr Hänneschen befreien kann. Doch bis das passiert, gibt der gutmütige Tünnes (Martin Moos) als liebliche Antonia verkleidet noch den Trude Herr Klassiker „Ich will keine Schokolade“ zum Besten.
Immer wieder lässt Huhmann feministische Elemente durchscheinen, ohne das traditionelle Theater mit der Brechstange an den Zeitgeist anzupassen. Am Ende wird geheiratet und sich neu verliebt. Sogar Männer dürfen sich 2025 im Hänneschen Theater zu gleichgeschlechtlichen Liebschaften hinreißen lassen. Huhmann schafft es mit „Endlich Huhzigg“ authentisch und humorvoll ein traditionell geprägtes Dorf in zeitgenössische Debatten zu verwickeln.
„Endlich Huhzigg“ ist bis Ende Juni 2026 im Hänneschen Theater zu sehen. Tickets gibt es ab rund 29 Euro online.