Archiveinsturzstelle in KölnWas passiert am Waidmarkt und was wird aus der „Halle mit dem Knick“?

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Günter Otten, Sprecher der Initiative Archivkomplex will an den Plänen für eine Halle unterm Waidmarkt festhalten.

Günter Otten, Sprecher der Initiative Archivkomplex will an den Plänen für eine Halle unterm Waidmarkt festhalten.

Wie geht es weiter an der Archiveinsturzstelle am Waidmarkt? Und vor allem, wann wird die Baustelle endlich beendet? Auch um Zeit zu gewinnen, würde die Stadt gerne auf die „Halle mit dem Knick“ verzichten. 

Wenn eine Verwaltung sagt, sie führe bei einem Projekt Prüfungen durch, eine Neubewertung sei nicht ausgeschlossen, dann ist das wohl die verblümte Umschreibung dafür, dass ein Projekt auf der Kippe steht. So geschehen bei der „Halle mit dem Knick“ – das Bauwerk, welches am Waidmarkt unterirdisch an der Einsturzstelle des Stadtarchivs entstehen könnte. Erdacht von der Initiative „Archivkomplex“ und von ihr seit Jahren gefordert. Klar, dass eine „Neubewertung“ des Projekts bei der Initiative wenig Begeisterung auslöst. Ganz unverblümt ist deshalb die Reaktion ihres Sprechers Günter Otten: „Wir halten an der Halle fest.“

Warum eine Kehrtwende nach all den Jahren?

An Absichtserklärungen hat es nicht gemangelt. Zuletzt wurde die „Halle mit dem Knick“ durch eine Resolution des Stadtrates unterstützt. Warum jetzt – 14 Jahre nach dem Einsturz – eventuell eine Kehrtwende? Eine solche Halle sei schwer zu bespielen, heißt es dazu aus dem Kulturdezernat. Nur wenige Menschen fänden in ihr Platz, Lärm durch Stadtbahnen sei zu befürchten, Fluchtwege schwer zu schaffen. Otten will diese Argumente nicht gelten lassen. „Es war immer angedacht, dass der Eingang zu der unterirdischen Halle über das Archivgrundstück erfolgen soll“, sagt er. In diesem Zugang fände dann auch Kasse und Garderobe Platz. „Wenn ich beides in die Halle lege, dann ist klar, dass kaum noch Menschen reinpassen.“

Auch sei es nicht so, als würde unter dem Waidmarkt etwas entstehen, dass es so noch nicht gebe. Otten nennt vergleichbare Hallen in Düsseldorf und München, die funktionierten. Man könnte Otten auch mit dem Argument zur Seite springen, all diese Herausforderungen sind ja nicht erst seit gestern bekannt. Also warum jetzt der Vorstoß der Stadt?

Der Stadt Köln sitzt die Zeit im Nacken

Teil der Wahrheit dürfte sein, der Stadt sitzt die Zeit im Nacken. Als sie sich 2020 mit den in einer Arbeitsgemeinschaft (Arge) zusammengefassten Baufirmen darauf einigte, die Unternehmen müssen das geplante Gleiswechselbauwerk unter dem Waidmarkt und damit die Nord-Süd-Stadtbahn auf eigenen Kosten fertigstellen, nannte die Arge vorsichtig 2028/2029 für das Bauende. Doch nun will keiner mehr ein Datum nennen. Erst müsse ein Gutachten vorliegen, dass bewertet, inwieweit eine Schlitzwand unter dem Waidmarkt, die einst für die Absicherung der Baugrube erstellt wurde, noch verwendet werden kann, heißt es aus der Verwaltung. Durch Pfusch an dieser Schlitzwand kam es zum Einsturz des Archivs. Die Bauarbeiter beließen einen größeren Stein im Boden, anstatt ihn aufwendig zu bergen. Die Schlitzwand schloss dadurch nicht dicht ab. Grundwasser drang ein und unterspülte das Archiv.

2029 wohl kaum noch zu halten

Das Gutachten über den Zustand der Schlitzwand hätte eigentlich schon vor rund einem halben Jahr vorliegen sollen. Doch es verspätet sich Monat für Monat. Wer versucht, diese Vorzeichen zu deuten, der kommt unweigerlich zu dem Schluss, 2028/2029 dürfte als Fertigstellungstermin nicht mehr zu halten sein.

Es sei denn, die Planer gewinnen Zeit. Zum Beispiel dadurch, dass sie eine unterirdische Halle nicht mehr bauen müssten. Otten hat im Grunde wenig Verständnis für diesen Zeitdruck. Viele Jahre habe man ungenutzt verstreichen lassen. Doch er weiß, wie belastend mittlerweile die nicht enden wollende Großbaustelle für die Südstadt geworden ist. „Wenn jetzt alles noch länger dauert, wollen wir das auch nicht verantworten“, sagt er. Also wackelt seine Aussage: „Wir halten an der Halle fest“? „Nein“, sagt Otten. Doch es scheint der Nachsatz mitzuschwingen: zumindest jetzt noch nicht.

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