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Kölner FlüchtlingsunterkunftSuche nach Mutter von totem Baby beendet

Lesezeit 3 Minuten
In den Räumen der Notunterkunft in der Kölner Messe wurde das tote Baby gefunden.

In den Räumen der Notunterkunft in der Kölner Messe wurde das tote Baby gefunden.

Nach dem grausamen Fund eines toten Babys in einer Toilettenkabine einer Kölner Flüchtlingsunterkunft, hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt.

Es ist eine Tragödie: In einer provisorischen Flüchtlingsunterkunft in den Messehallen in Deutz wird im Mai 2022 ein totes Baby gefunden. Das Entsetzen ist groß. Das Kind liegt auf einer Toilette in einer Ablage unter einer Lampe.

Mordermittler versuchen alles, um die Mutter und den Vater zu finden – doch alles ist erfolglos. Nun sind die Akten in dem Fall geschlossen. Kölner Polizei und die Kölner Staatsanwaltschaft haben ihre Arbeit in dem Verfahren beendet. „Die durchgeführten Ermittlungen haben nicht zur Identifizierung der Kindsmutter geführt“, bestätigte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer gegenüber der Rundschau.

Kölner Flüchtlingsunterkunft: Tragödie wird wohl nicht aufgeklärt

Damit wird die Tragödie um den toten Jungen vermutlich nie mehr aufgeklärt. Denn es konnte auch in der Rechtsmedizin nicht geklärt werden, wie genau das Kind ums Leben kam. „Durch den Verwesungszustand des Leichnams konnte weder durch die Obduktion, noch durch chemisch-toxikologische und feingewebliche Untersuchungen sicher geklärt werden, ob der Säugling im Zeitpunkt der Geburt gelebt hat und woran er gestorben ist“, ergänzte der Sprecher der Anklagebehörde.

Daher sei das Todesermittlungsverfahren eingestellt worden. Konkrete Hinweise auf eine äußere Gewalteinwirkung haben sich nicht ergeben. Die Mordermittler versuchten unter anderem anhand von vorliegenden Listen, auf denen die Stadt die Namen aller Bewohnerinnen und Bewohner notiert, herauszufinden, wer in der Unterkunft untergekommen ist.

Wie die Stadt mitteilte, war die Unterkunft in Deutz nicht für Schwangere ausgerichtet. Deswegen ist es laut Polizei auch denkbar, dass die Mutter ihre Schwangerschaft etwa durch weite Kleidung verheimlicht hat. „Es ist auch möglich, dass jemand von außen in die Unterkunft ging und das Kind auf der Toilette ablegte“, ergänzte der ehemalige Kripochef Klaus Stephan Becker.

Videomaterial mehrere Terrabyte groß

Unklar blieb auch weiterhin, wo der Säugling zur Welt kam. Es sei möglich, dass die Mutter zum Zeitpunkt des Fundes längst nicht mehr in der Unterkunft gewesen sei. „Dort herrschte eine große Fluktuation“, sagte Becker.

Manche Flüchtlinge waren nur wenige Tage in den Messehallen, dann kamen sie in eine andere Unterkunft. Die Ermittler hatten die Hoffnung, dass auf sichergestellten Videomaterial im Eingangsbereich der Unterkunft eine schwangere Frau zu sehen ist.

Das sichergestellte Videomaterial habe ein Volumen von mehreren Terabyte. Aber auch alle diese Bemühungen blieben ohne Erfolg. Eine Reinigungskraft hatte das Baby am Morgen des 9. Mai im Bereich der Deckenverkleidung der Toilettendecke gefunden. Blut war von der Decke auf den Boden getropft.

Das Baby war schon seit mehreren Tagen tot, was die Untersuchungen für die Mediziner und Ermittler erschwerte. „Die Verwesung war schon fortgeschritten“, sagte Bremer nach dem Fund der Rundschau. Der Junge wurde in einem Kindergrab auf dem Nordfriedhof beigesetzt und ihm posthum noch einen Namen gegeben.