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Paten gesuchtDeutzer Verein hilft jungen Leuten mit Fluchtgeschichte

3 min
Vier Menschen sitzen nebeneinander auf einem Sofa.

Melanie Demor (Ceno & Die Paten e.V.), Renate Hichert (Patin), Helmuth Knörzer (Pate) und Alpha Omar Diallo (v. l.) profitieren von ihrem Austausch.

Die Ehrenamtsagentur Ceno & Die Paten e.V. sucht Paten für Personen, die aus der Fürsorge der Jugendhilfe ausscheiden.

Alt hilft Jung: Im Juli dieses Jahres startete der Kölner Verein „Ceno & Die Paten“ das stadtweite Projekt „NextStep-Patenschaften“. Zielgruppen sind Personen zwischen 17 und 27 Jahren, die von ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren in der nachberuflichen Phase unterstützt werden. Zu den Tätigkeiten zählen unter anderem die Wohnungssuche, die Kontaktaufnahme mit Behörden, Unterstützung bei der Ausbildungs- und Jobfindung, das Organisieren eines KVB-Tickets, der Abschluss einer Krankenversicherung, die Einrichtung eines Bankkontos sowie eine gemeinsame Freizeitgestaltung. Auch der verantwortliche  Umgang mit Geld gehört zu den Aufgabenfeldern.

Die Paten erhalten im Laufe ihres zunächst auf zwei Jahre ausgerichteten Engagements Schulungen und Supervisionen (Fachliche Beratungen). Darüber hinaus werden monatliche Austauschtreffen mit anderen Ehrenamtlern eingerichtet. Zu den ersten Projekt-Teilnehmern gehören Helmuth Knörzer und Renate Hichert, die bereits als Schul- und Ausbildungspaten Erfahrungen im Verein sammeln konnten. „Der Herausfall aus der Jugendhilfe ist für die jungen Leute mit Migrationshintergrund oder Fluchtgeschichte ein eiskalter Bruch. Bis dahin hatten sie einen Vormund und eine Wohngruppe. Dann werden die Zahlungen und Betreuungen eingestellt. Die Gefahr ist groß, dass die Leute in einer Flüchtlingsunterkunft mit katastrophalen Wohnverhältnissen landen“, sagt Knörzer.

Hichert bestätigt, oft müssten die Jugendlichen sehen, wo sie blieben und scheiterten in ihrer Selbstverwirklichung trotz großer persönlicher Potenziale an den gesellschaftlichen Umständen, nicht zuletzt an der Bürokratie. „All das, was in einer Familie selbstverständlich geregelt ist, kennen diese Menschen nicht. Sie sind in einem System, das befremdlich ist, zu 100 Prozent auf sich gestellt“, erklärt die Wirtschaftswissenschaftlerin. Das neue Angebot der Ehrenamtsagentur sieht Ceno-Geschäftsführerin Melanie Demor als wichtige Nische. „Wir sehen jetzt schon, dass der Bedarf, der uns etwa von Schulen in Bezug auf deren Absolventen herangetragen wird, sehr groß ist. Wir hoffen daher auf neue Paten, die zumindest einmal pro Woche Zeit, Geduld und Offenheit für die ‚CareLeaver‘ (dt. 'Fürsorge-Verlasser') aufbringen. Dabei lassen wir unsere Ehrenamtler nicht alleine“, versichert die Diplom-Pädagogin.

Verhältnis wie zu einem Vater

Dankbar für die bisher erhaltene Hilfe zeigt sich Alpha Omar Diallo. Der 18-Jährige lebt seit 2023 in Deutschland, nachdem er aus seiner Heimat Guinea in Westafrika flüchten musste. Trotz der relativ kurzen Aufenthaltszeit spricht der Berufsschüler bereits gut Deutsch. „Es ist unglaublich. Seitdem ich einen Paten habe, ist alles viel einfacher für mich geworden. Ich vertraue ihm. Das hatte ich vorher noch nie“, berichtet Alpha Omar, der den Beruf des Feuerwehrmanns anstrebt. „Herr Knörzer ist eigentlich wie ein Vater für mich. Er hilft mir zum Beispiel, Bewerbungen zu schreiben oder erklärt mir Worte, die ich noch nicht kenne. Wir machen wirklich viel zusammen. Ich glaube, mit ihm verbringe ich mehr Zeit als mit meiner Freundin“, so der junge Mann.

Bereichernder Austausch zwischen den Generationen

Für ihren „Mentee“ (Person, die von einem Mentor betreut wird, Anm. d. A.) konnte Patin Renate Hichert unlängst eine Wohnung finden. Neben solchen Erfolgen profitiert die Ehrenamtlerin vom bereichernden Austausch mit der jüngeren Generation. Auch Helmuth Knörzer möchte seine Tätigkeit nicht missen: „Ich habe gelernt, die Nerven zu behalten und erhalte von den jungen Leuten wertvolle Lektionen in Offenheit, die ich so noch nicht kannte“, sagt der ehemalige Sozialarbeiter.


Ceno & Die Paten e.V. ist eine Kölner Ehrenamtsagentur, die 1998 gegründet wurde. Zu den Services gehören Beratungen, Vermittlungen, Workshops und Begleitungen im Bereich Patenschaften. 2005 erhielt der Verein den Ehrenamtspreis der Stadt Köln. Adresse: Gebrüder-Coblenz-Str. 10, 50679 Köln, Telefon: 0221 99599815, info@ceno-koeln.de, www.ceno-koeln.de