Nach monatelanger Teilöffnung ist die Zentralbibliothek ab 1. Oktober vollständig im Übergangsquartier an der Hohe Straße nutzbar. Auf fünf Etagen warten 282.000 Medien auf die Besucher.
Hohe Straße KölnInterim der Stadtbibliothek feiert Eröffnung am 1. Oktober

Nach langer Zeit: Auf der Hohe Straße wird das Interim am 1. Oktober vollständig eröffnet. (hier ein Archivbild vom Zustand Ende 2024)
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Die neue Heimat auf Zeit für die Zentralbibliothek ist noch eingekleidet. Das Baugerüst samt Fassadenschutz soll Ende des Jahres abgebaut werden und das Gebäude an der Hohe Straße 68-82 freilegen. Nach mehreren schrittweisen Eröffnungen erfolgt am Mittwoch, 1. Oktober, nun die große Feier (siehe Infotext) zum Start des vollständigen Interims.
„Ich freue mich sehr, dass wir die Erfolgsgeschichte der Stadtbibliothek Köln weiterschreiben. Wir eröffnen am 1. Oktober auf fünf Etagen. Sie werden sehen, mit der Sanierung entwickeln wir das Konzept noch einmal massiv weiter zu einem veritablen dritten Ort“, erklärt Stefan Charles. Der Kulturdezernent fügt an: „Wir sind in der Champions League der Stadtbibliotheken mit Köln. Wir halten mit unseren 2,4 Millionen Besuchern pro Jahr ganz vorne mit.“ Den Spitzenstatus im Bibliothekssektor bestätigt auch die neue Direktorin der Stadtbibliothek, Anja Flicker. Sie übernahm Anfang des Jahres für Hannelore Vogt. „Alle gucken nach Köln. Wir sind national und international an der Spitze.“ Sie berichtet auch von der Begeisterung der Kölnerinnen und Kölner für die Bibliotheken. „Das Team reißt sich Beine aus, damit möglichst viel bei den Kundinnen und Kunden ankommt.“

Direktorin Anja Flicker stellt ein Buch in das neue Regal für Rückgaben in Sekundenschnelle.
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Dabei war der Umzug samt Eröffnung ein Kraftakt: Nach der Schließung am Josef-Haubrich-Hof Ende Juni 2024 war zunächst der Auszug und dann die Eröffnung an der Hohe Straße für September 2024 geplant. Die Betonsanierung war jedoch aufwendiger als erwartet. Es kam zu Verzögerungen, die sich laut Charles bei der Stadt nicht finanziell niederschlagen. „Das spannende ist, wie das Team auf die Verzögerung reagiert hat. Wir haben uns sukzessive an die Situation angepasst und immer Angebote geschaffen“, erinnert sich der Dezernent. So ging Anfang Februar 2025 der sogenannte Eckladen mit Aus- und Rückgabe an den Start, im Juni folgte die Eröffnung der unteren Etagen. Seit rund zwei Wochen ist auch die zweite Etage vorzeitig zugänglich, dort stehen unter anderem die beliebten Romane mit der gesamten Belletristik, die zuletzt nur digital vorbestellt und abgeholt werden konnten.
Das spannende ist, wie das Team auf die Verzögerung reagiert hat. Wir haben uns sukzessive an die Situation angepasst und immer Angebote geschaffen.
Charles spricht die Regale an, die vom Josef-Haubrich-Hof mit in die Hohe Straße gezogen sind: „Sowas schmeißt man nicht einfach weg.“ Deswegen gibt es im Interim sozusagen den Mobiliarwechsel. Denn die Regale werden nicht in die generalsanierte Zentralbibliothek in Neumarkt-Nähe zurückkehren. Zwischen den Regalen stehen neue Möbel, wie die sogenannten „Community Table“. An den großen Holztischen finden gut zehn Personen Platz. „Nachmittags sehen sie, dass hier oder in den Stadtteilbibliotheken in Sülz oder in Nippes junge Leute an diesen Tischen gemeinsam lernen“, erklärt die Direktorin.

Die neuen „Community Table“ geben Raum für Gruppen im Interim der Zentralbilbiothek.
Copyright: Moritz Rohlinger
Das neue Haus habe dabei fast alles, was im Haubrich-Hof vorhanden war. Teilweise deutlich besser, wie beim Social Media Studio. Dieses erhält einen eigenen Raum mit Schallschutztür und einer ganzen Wand in grün für die Videoproduktion. Wer das Studio nutzen möchte, muss sich noch etwas gedulden, es öffnet später. Zudem gibt es Neuerungen wie ein Regal, bei dem die Rückgabe automatisch erfolgt. Wenn jemand ein Buch hineinstellt, erkennt der Computer automatisch den sogenannten RFID-Chip und bucht das Werk wieder ins System ein. Archive wie die Germania Judaica und das Heinrich-Böll-Archiv ziehen gerade in kleinen Teilen mit ein. „Wir haben hier alle Medien, die vorher auch in den öffentlichen Bereichen zugänglich waren, ungefähr 282.000“, so Flicker.
Eröffnung der generalsanierten Zentralbibliothek in drei Jahren
Für die Mitarbeitenden und die internen Abläufe sei das Interim auf Dauer nicht gut geeignet, so Flicker. Die Direktorin erklärt: „Es ist alles ein bisschen zu eng und zu klein. Aber auch damit ist unser Team fröhlich unterwegs und ist besonders lösungsorientiert.“ Dennoch scheinen Charles und auch Flicker im Hinterkopf schon Ideen zu entwickeln, wie man die Räume auch nach der geplanten Eröffnung der generalsanierten Zentralbibliothek 2028 möglicherweise weiterhin nutzen könnte.
Insgesamt haben alle Bibliotheken der Stadt Köln zusammen rund 2,4 Millionen Besucher im Jahr. Im Interim ist die Kapazität geringer. Im Vergleich: Pro Stunde kamen 473 Besucher pro Stunde in die Bibliothek am Haubrich-Hof. Im Interim kommen seit Juni rund 100 pro Öffnungsstunde. Flicker geht davon aus, dass die Zahlen steigen, sobald der Bauzaun weg ist.