Der Verein „Fortis Colonia“ fordert schnelles Nutzungskonzept für das Fort X. Dabei sah es eigentlich schon so aus, als habe man eine Lösung zum Erhalt gefunden.
Schnelles Konzept gefordertDas alte Gemäuer am Fort X in Köln bröckelt

Gesprächsbedarf: Alexander Hess (Fortis Colonia), Dr. Henriette Meyen, Roland Schüler und Konrad Adenauer (Ehrenvorsitzender Fortis Colonia, v.l.)
Copyright: Nabil Hanano
Jeder weitere Tag, an dem nichts passiere, sei ein verlorener Tag für das Fort X im Agnesviertel, sagt Roland Schüler. Er ist Vorsitzender des Vereins „Fortis Colonia“, der sich dem Erhalt und der Nutzung der Kölner Forts verschrieben hat. Das Fort X ist nicht nur das älteste Kölner Fort – gebaut von 1819 bis 1825 –, sondern auch das mit Abstand am besten erhaltene. Bislang jedenfalls.
Eine wenig elegante blaue Abdeckplane über dem hinteren Gebäudeteil verrät schon von weitem, dass vom ehemaligen Glanz der Festung nicht mehr viel übrig ist. Wassereinbrüche, bröckelndes Mauerwerk und viel Wildwuchs auf den Dächern setzen dem Gemäuer zu.
Dabei sah es eigentlich schon so aus, als habe man eine Lösung zum Erhalt gefunden. Die Nippeser Bürgerwehr wollte die Festung in Erbpacht übernehmen, umbauen und für eigene und öffentliche Zwecke nutzen. Doch ganz so einfach, wie man sich das auf Seiten der Stadt und der Bürgerwehr vorstellte, ging es dann doch nicht. Da es noch andere Interessenten gab, sollte eine öffentliche Ausschreibung Klarheit über den geeignetsten Kandidaten bringen.

Das Fort X im Agnesviertel ist das einzige fast vollständig erhaltene Fort des Inneren Festungsringes.
Copyright: Nabil Hanano
Die Frist zur Einreichung von Vorschlägen endete am 31. März 2022. In einem Workshop sollen die Konzepte bewertet werden, das Gremium soll sich aus Vertretern des Liegenschaftsausschusses sowie der Bezirksvertretung zusammensetzen. Der Workshop wird laut Stadt gerade vorbereitet.
Hauptsache, es passiert etwas – und das möglichst schnell.
Die Bürgerwehr hat sich in der Zwischenzeit offiziell schon wieder verabschiedet, zu lange dauere die Planung nun und zu ungewiss seien die Auflagen der Stadt. Im Rennen sind noch der gemeinnützige Verein „Initiativenhaus für Menschenrechte und Demokratie“ sowie ein weiterer Interessent, der sich weitgehend im Hintergrund hält. Von der Bürgerwehr habe man läuten hören, dass vielleicht noch nicht aller Tage Abend sei, erklärte der Ehrenvorsitzende von „Fortis Colonia“, Konrad Adenauer.
Letztlich sei es mittlerweile aber auch fast schon egal, wer sich denn nun um die Anlage kümmere. Hauptsache, es passiere etwas – und das möglichst schnell, betont die Kunsthistorikerin und ehemalige stellvertretende Kölner Stadtkonservatorin, Dr. Henriette Meynen. Sie hatte bereits 2017 ein Gutachten vorgestellt, das die Dringlichkeit einer Sanierung des Forts deutlich machte. Damals ging man noch von einer für heutige Verhältnisse höchst bescheidenen Summe von 4,4 Millionen Euro aus. Heute liegt sie wohl um ein Vielfaches höher.
Und auch damals schon beruhte das Gutachten auf Daten, die ab Anfang der 2010er Jahre gesammelt wurden. In der Zwischenzeit hat sich der Zahn der Zeit kräftig weiter vorangenagt. Meynen hat sich recht gut mit dem Vorschlag der Initiative angefreundet, das Fort nach oben hin aufzustocken – „nichts hält besser das Wasser ab als ein Stockwerk obendrüber“, sagt sie.
Das Innere bleibt den Besuchern bis auf wenige Führungen verborgen
Einen genauen Überblick, wer sich zurzeit in den feuchten Räumen eingemietet hat, besitzt auch „Fortis Colonia“ nicht. Allerdings habe beispielsweise die Tanzgruppe „Höppemötzjer“ ihre Räumlichkeiten liebevoll aufgepeppt und saniert – nur, um später erneut der Feuchtigkeit beim Eindringen zusehen zu müssen. Mit dem Abdichten des Mauerwerks rund um das Fort wäre es nicht getan – die teilweise über Putz verlegte Elektrik macht keinen allzu vertrauenserweckenden Eindruck. Und auch die Kanalisation dürfte sicher nicht mehr heutigen Standards entsprechen.
Dem Verein wäre es vor allem ein Anliegen, dass das Fort X der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würde. Zwar gibt es hin und wieder Veranstaltungen wie den „Singenden Biergarten“ oder kulturelle Veranstaltungen. Und auch der bekannte Rosengarten auf einem Teil der Dachflächen ist in den Sommermonaten offen. Doch das Innere bleibt den Besuchern bis auf wenige Führungen verborgen, teils wegen des Schutzes der Privatsphäre, teils aber schlicht auch aus Gründen der Baufälligkeit, wie Meynen erklärt.
Die Festung
Das Fort X des Inneren Festungsrings Köln ist eine ehemalige militärische Befestigungsanlage nahe der Inneren Kanalstraße. Der ursprüngliche Bau geht zurück auf einen Erlass des König Friedrich Wilhelm III., der die Rheinlinie durch Forts verstärken wollte und von der Stadt dafür den Bau von elf Forts im linksrheinischen Teil von Köln verlangte. Das Fort X ist das einzige Kölner Fort der ersten Bauphase, bei dem das das Gesamtkonzept heute noch klar zu erkennen ist. Nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde es in Teilen wieder aufgebaut. 2022 endete im März die Bewerbungsfrist für interessierte Nutzer. Seitdem warten Fort und potenzielle Nutzer auf eine Entscheidung der Stadt. (two)