Kölner Puppenspiele seit 222 JahrenDas plant das Hänneschen zum Jubiläum

Lesezeit 4 Minuten
Großes Theater: Das Ensemble des Hänneschens freut sich auf Jubiläum, die Großfiguren sind etwa fünf Mal so groß wie die echten Stockpuppen.

Großes Theater: Das Ensemble des Hänneschens freut sich auf Jubiläum, die Großfiguren sind etwa fünf Mal so groß wie die Originale.

Schön sind sie nicht, die Figuren des Hänneschen-Theaters, dafür jedoch herzensgut und humorvoll. Zum Jubiläum setzen die Puppenspiele auf viele Auswärtsspiele.

Erst seit einem guten Jahr ist Mareike Marx Intendantin des Hänneschen-Theaters am Eisenmarkt, doch schon jetzt kann sie von sich behaupten, Tünnes, Schäl, Hänneschen und auch Bärbelchen ganz groß rausgebracht zu haben. Mit ihren 2,64 Metern Körpergröße ist Bärbelchen noch eher klein geraten, aber sie ist ja noch ein Kind und vermutlich noch nicht ausgewachsen. Schäl hingegen misst mehr als drei Meter, doch auch mit zunehmender Größe wird der Mann nicht wirklich schöner. Seine Nase ist so krum, dass er um die Ecke riechen könnte, und sein Blick macht seinem Namen wirklich sehr große Ehre.

Großfiguren kommen auch zur Fußball-EM

Im kommenden Jahr feiern die Puppenspiele der Stadt Köln kölsches Jubiläum, 222 Jahre existieren sie dann, im Jahr 1802 eröffnete der aus Bonn stammende Schneider Johann Christoph Winters ein Puppentheater in der Mauthgasse. An diesem Montag kurz vor Weihnachten steht nun ein Großteil der Belegschaft auf dem Eisenmarkt, die Spielerinnen und Spieler tragen altmodische Kleidung, die der Mode der Gründungszeit nachempfunden ist. Und schließlich tanzen die neuen Großfiguren zu Willy Millowitschs Lied vom kölsche Jung freudig über den Platz.

Wie könnte ein kleines Theater mehr um Aufmerksamkeit buhlen als durch den Auftritt der kölschen Riesen, die im kommenden Jahr bei vielen Gelegenheiten in der Stadt zu sehen sein werden. Etwa bei der Proklamation des Dreigestirns im Januar, im Rosenmontagszug, in der Kreissparkasse am Neumarkt werden sie im Frühjahr ausgestellt, und auch in der Fan-Zone auf dem Heumarkt werden sie sich während der Fußball-Europameisterschaft im Sommer unter die Fans mischen. „Die Idee für die Großfiguren hatte ich schon bei meiner Bewerbung um die Intendanz geäußert. Mir war es wichtig, Figuren zu kreieren, die in der Stadt präsent sein können und zeigen: das ist das Hänneschen-Theater“, sagt Marx.

Angefertigt wurden die Figuren vom Künstlerpaar Werner Blum und Halina Labusga, die zu Jahresbeginn zum Karnevalsjubiläum auch schon die Großfiguren für den Rosenmontagszug kreiert hatten. „Wir haben die Figuren nicht einfach nur größer gemacht, denn die Proportionen sollten stimmen. Nur die Hände sind in Relation etwas kleiner geworden“, erklärt Blum. Milimetergenau seien die Figuren vermessen worden, sogar das Halstuch von Tünnes sei digitalisiert und dann zugeschnitten worden, Hänneschens Mütze ist einen Meter lang. Etwa zehn Kilogramm wiegt jede Figur, gespielt werden sie von Studierenden der Sporthochschule.

Die Vorstellungen im Hänneschen-Theater sind meist sehr gut besucht, etwa 60 Prozent des Etats erwirtschaften die Puppenspiele eigenständig - so viel wie kein anderen städtisches Theater. „Wir brauchen Wurzel und Flügel, so wie Kinder. Wir möchten den Humor und die kölsche Sprache weiter hegen und pflegen, gleichzeitig wollen wir mit neuen Kooperationen und Wagnissen Richtung Zukunft starten“, betont Mareike Marx. Sie freue sich besonders auf die Kooperation mit der Band Kasalla im kommenden Herbst. Doch erstmal werden die Großfiguren bei der Proklamation des Dreigestirns am 5. Januar ihren großen Fernsehauftritt haben.


Das Jubiläumsprogramm der Puppenspiele

22 Vorstellungen sind im Januar und Februar bei der traditionellen Puppensitzung geplant. Premiere ist am 12. Januar. Das Stück „Medden im Kölsche Levve, iewich jung jeblevve“ ist eigens zum Jubiläum geschrieben worden und läuft ab dem 15. März. Autorin ist Silke Essert mit Teilen des Ensembles. An diesem Tag startet zudem eine Ausstellung im Theater-Foyer.

Ein Theaterfest wird die Crew am 24. und 25. August auf dem Eisenmarkt veranstalten. Dort soll „die Kunst des Puppenspiels hautnah erlebbar“ gemacht werden. Der Eintritt ist frei. Mit dem Fest beginnt die Spielzeit 2024/25.

Im Oktober 2024 werden die Musiker der Band Kasalla bei mehreren Kindervorführungen zu sehen sein. Das Ensemble des Theaters wird mit Kasalla (Foto: Sänger Basti Campmann) zusammen auftreten und eine spezielle Show für Kinder ab 5 Jahren präsentieren. Die Vorstellungen sind bislang noch nicht terminiert.

Im Winter 2024 sind „Unterwegskonzerte“ in Kooperation mit dem Gürzenih-Orchester geplant. Sie wollen die Dornröschen-Geschichte in die Veedel bringen.

Rundschau abonnieren