Bau von Renzo PianoWeltstadthaus in Köln soll unter neuem Konzept erweitert werden

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Aus den 50er Jahren stammt das alte Lederwarenhaus Voegels. Es soll abgerissen werden.

Aus den 50er Jahren stammt das alte Lederwarenhaus Voegels. Es soll abgerissen werden.

Das Kölner Weltstadthaus wächst: Das alte Lederhaus Voegels soll abgerissen werden, geplant ist ein Neubau mit Anschluss zum Haus von Peek & Cloppenburg. Dort entsteht eine Veranstaltungszone. 

Dass etwas im Busch ist im Hause Peek & Cloppenburg, war allen Beobachtern klar. Der Transformationsprozess großer Textilhäuser in Innenstadtlagen geht auch an den Düsseldorfern nicht spurlos vorbei. Was Kevin Meyer, Geschäftsführer der JC Real Estate – ihr gehört das Weltstadthaus an der Schildergasse -, nun allerdings im Rahmen des Kölner Presseclubs auspackte, war dann doch deutlich mehr als erwartet. Nicht nur, dass das Weltstadthaus selbst als eine der Top-Lagen eine neue Bedeutung erhält – das Einkaufserlebnis soll durch einen Anbau in Richtung Cäcilienstraße/Antonstraße für rund 100 Millionen Euro noch erweitert werden.

Lage des Weltstadthaus in Köln

Lage des Weltstadthaus in Köln

Allerdings nicht als Verkaufsfläche. Auf dem benachbarten Grundstück, auf dem einst Lederwaren Voegels seinen Sitz hatte, soll nach dem Abriss ein fünfgeschossiges Haus mit einem Nutzungsmix aus Büroflächen und einer Gastronomie mit Dachterrasse entstehen.

„Außerdem planen wir eine 300 Quadratmeter große Multifunktionshalle für Sport, Kultur und Events“, erklärte Meyer. Möglicherweise auch mit integrierter Kita. Das Gebäude ging bereits 2015 in den Besitz der JC Real Estate über und stammt aus den 50er Jahren. JC Real Estate steht zwar für den Namen James Cloppenburg, operiert aber unabhängig von P&C.

Neues Leben durch den Anbau

Auch im Haupthaus selbst stehen Veränderungen an. Star-Architekt Renzo Piano hatte den transparenten Bau entworfen, er wurde 2005 eröffnet. Das Gebäude erinnert an einen gestrandeten Wal. Der Nachteil: Die Fläche unter dem „Buckel“ war bislang nicht zu nutzen, Fluchtwege fehlen. Das soll sich ändern, in welcher Form allerdings ist noch nicht entschieden. Eine Brücke, die beide Gebäudeteile verbindet, ist theoretisch denkbar, eine „interne“ Lösung im Weltstadthaus selbst allerdings auch möglich. allerdings

Das Projekt könnte für eine neue Aufbruchstimmung in der City sorgen.
Markus Greitemann, Baudezernent

Im Neubau ergeben sich Flächen, die für neue Impulse in der City sorgen könnte. Raum für Events, Modeschauen, Sport oder andere Veranstaltungen. Meyer betont, dass die Überlegungen keine Verkleinerung der Verkaufsflächen beinhalten und auch während des Umbaus wenig bis keine Einschränkungen vorgenommen werden sollen.

„Wir begrüßen das Vorhaben und werden es uns genau ansehen“, sagt Baudezernent Markus Greitemann der Rundschau. Noch befinde es sich im Stadium konzeptioneller Überlegungen. Es könne aber Signalwirkung für andere Objekte haben. Der Kern: die Verbindung von Einkauf und anderen Nutzungen. Das Konzept orientiert sich an dem Vorhaben des Unternehmens für den Umbau seiner größten Filiale in Frankfurt. Hier ist ein Mix aus Apartments, einem Boutique-Hotel und sogar einer zweizügigen Grundschule geplant.

Renzo Piano will den Neubau gestalten

Architektur-Experte Andreas Grosz sieht in dem Projekt Strahlkraftpotenzial für die Zukunft: „Neben aktuell vielen Mängeln muss man sich aber auch bewusster machen, dass Köln große Potenziale hat.“

Star-Architekt Renzo Piano, inzwischen stolze 86 Jahre alt, soll bei den Planungen eingebunden werden. Der Neubau soll die Transparenz des Weltstadthauses aufnehmen, aber sich in der Gestalt deutlich unterscheiden. Geplant ist ein nachhaltiger, klimagerechter Bau. Auch das nun fast 20 Jahre alte Weltstadthaus darf in dieser Hinsicht als wegweisend bezeichnet werden. Es trägt ein Holzgerüst in sich, über das sich 4900 Quadratmeter Glasfassade wölben.

Greitemann sieht in der Erweiterung des Weltstadthauses ein mögliches Leuchtturmprojekt, das für Aufbruchstimmung in der Innenstadt sorgen kann. Mit dem Antoniterquartier präsentiert sich die östliche Seite des Weltstadthauses bereits sehr aufgeräumt (s. Infotext). Greitemann sagt: „Wir leben in einer extrem transformistischen Phase. Jetzt ist Klotzen mit Hirn angesagt.“

Es müsse bei derartigen Vorhaben immer auch darum gehen, neue Funktionen – auch Wohnen – unterzubringen. Einen ähnlichen Entwurf hat die Stadt vor rund zwei Jahren mit dem Entwickler Aroundtown für das Karstadt-Kaufhaus an der Breite Straße diskutiert. Auch hier sieht eine Neunutzung nach einem Abriss Geschäftsräume auf den unteren Etagen vor, dazu kämen Büros und ein Hotel. Und im ehemaligen Kämpgen-Haus gegenüber von P&C wird an einer Boulder-Halle für die Innenstadt gearbeitet.

„Das Besondere sind die Nutzungsmöglichkeiten“, sagt Greitemann. Für die City sei das ein hochspannendes Projekt. Natürlich müsse ein geordnetes Verfahren folgen. Wann es losgehen soll? „Am liebsten so schnell wie möglich.“


Antoniterquartier

Als gelungenes Beispiel eines innerstädtischen Transformationsprozesses gilt das direkt neben dem Weltstadthaus gelegene Antoniterquartier. Die Revitalisierung des ehemals kaum genutzten und wenig einladenden Raumes wurde 2015 durch den Realisierungswettbwerb für ein neues Citykirchenzentrum eingeleitet, den das Kölner Architekturbüro trint + kreuder d.n.a. gewann. Ausgehend von der Antoniterkirche, entstand mit dem Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft ein vielseitig nutzbares Kirchenzentrum. Das Ensemble öffnete sich von Beginn an auch weltlichen Belangen: Das Café Extrablatt ist innen wie außen als Rückzugsort vom Trubel der Schildergasse gut frequentiert, der Antonitersaal wird sowohl von der Kirche selbst wie von der Stadt und auch zu privaten Anlässen genutzt. Im Frühjahr 2021 erhielt das Quartier den Kölner Architekturpreis. (two)