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Kölner Kinderärztin„Videosprechstunden sind ein Zukunftsmodell“

Lesezeit 2 Minuten
Eine Frau liegt im Bett und putzt sich die Nase.

Erkältungen haben Konjunktur: Nicht immer ist der Gang zum Arzt hilfreich.

Viel Zuspruch findet die vor Weihnachten eingeführte Videosprechstunde der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Die Kölner Kinderärztin Silke Peppinghaus hält den Ansatz für vielversprechend – das ganze Jahr über. 

Die Wartezimmer der Kindernotdienstpraxen waren vor Weihnachten komplett überfüllt. Ist der Dienst per Video ähnlich stressig?

Über die Weihnachtsfeiertage war auch bei den Videosprechstunden sehr viel zu tun. Das Angebot wurde von den Eltern sehr gut angenommen. Inzwischen wird es ruhiger, das merken auch die Kollegen in den Notdienstpraxen. Die Infektwelle ebbt gerade wieder etwas ab.

Mit welchen Anliegen konsultieren Eltern Sie per Computer oder Smartphone?

Ganz klassisch ist die Frage: Mein Kind hat hohes Fieber, was mache ich jetzt? Da kann ich auch per Video schnell Ängste nehmen. Es waren viele Ersteinschätzungen dabei, dabei musste ich nur wenige Kinder direkt weiter in die Notdienstpraxen weiterschicken. Allgemein war ich doch sehr überrascht, was alles in einer Videosprechstunde möglich ist.

Haben Sie ein Beispiel?

Ich kann zwar keinem Kind ins Ohr gucken oder es abhören. Aber man sieht einen Ausschlag auch über die Kamera oder kann sogar in den Mund gucken, wenn das Kind mitmacht. Ein Mädchen in meiner Sprechstunde hatte Husten und Atemgeräusche – ich konnte eindeutig Luftnot bei ihr feststellen und sie mit ihrer Mutter direkt in die Klinik schicken.

Wie reagieren die Kinder auf die Ärzte am Bildschirm?

Viele finden es spannend und machen sogar noch besser mit als wenn der Arzt vor ihnen steht. Man muss als Mediziner aber auch etwas kreativ bleiben und es spielerisch angehen lassen.

Sind Videosprechstunden ein Zukunftsmodell?

Absolut, das würde das Gesundheitssystem entlasten. Vor allem in der Pädiatrie. Eltern sind oft unsicher und machen sich vor allem beim ersten Kind viele Sorgen. Gerade Beratung und Beruhigung funktionieren gut über Video oder Telefon. Und es funktioniert von zu Hause aus, sodass niemand im überfüllten Wartezimmer sitzen muss. 

Silke Peppinghaus, Ärztin.

Silke Peppinghaus (43) ist Kölner Kinderärztin.


Sprechstunde bis Ende Januar

Noch bis zum 31. Januar wird der vom NRW-Gesundheitsministerium geförderte Kindernotdienst per Videosprechstunde angeboten. Jeweils mittwochs von 16 bis 22 Uhr und an den Wochenenden jeweils samstags und sonntags von 10 bis 22 Uhr ist das zusätzliche Behandlungsangebot der Kassenärztlichen Vereinigung unter der Rufnummer 0211/5970 7284 für Eltern erreichbar.

Ist die Wartezeit zu lang, werden Anrufende per Ansage an den Patientenservice 116 117 verwiesen. Anrufenden wird empfohlen, im Vorfeld ihre Datenschutzeinstellungen an den verwendeten Smartphones zu überprüfen, um etwaige technische Probleme bei der Video- und Tonausgabe zu vermeiden. Weitere Informationen auf der KVNO-Webseite.