„Lindenthaler Impulse“Der Volksgarten im Wandel der Kölner Stadtgeschichte

Heute wie damals eine gern genutzte Grünfläche: der Volksgarten.
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Neustadt-Süd – Für viele ist der Volksgarten in der Kölner Südstadt altbekanntes Terrain, andere Kölner waren tatsächlich noch nie hier: „Ich muss gestehen, dass ich zu jenen gehöre, die eben noch nie hier waren. Gut, dass sich das nun geändert hat“, schmunzelte zum Beispiel Ratsmitglied Dr. Martin Schoser.

Mit Kopien historischer Dokumente untermalte Lüssem die Führung durch den Volksgarten.
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Der Lindenthaler Politiker war ebenso wie Richard Blömer, Johannes Schmitz, Vera Küpper und viele weitere Teilnehmer gekommen, um im Rahmen der „Lindenthaler Impulse“ das Kleinod zwischen dem Kölner Süden und Westen zu besuchen. „Die Idee hinter den Impulsen ist es, die eigene Heimat zu erkunden und dabei spannende Events anzubieten – dabei können wir Lindenthaler durchaus auch mal über den Tellerrand hinwegschauen“, erläuterte Blömer, der Teil des Organisations-Teams hinter den Impulsen ist – einer Veranstaltungsreihe des CDU Ortsverbandes Lindenthal. 2018 hat man die Reihe initiiert, „wir wollten politische Veranstaltungen auch mal anders angehen“, so das Team.
Eine der ältesten Parkanlagen in Köln
Als Referent konnte die Gruppe Helmut Lüssem gewinnen. Der ehemalige technische Leiter der Grünunterhaltung der Stadt Köln freute sich sichtbar über das Zusammentreffen: „Ich fühle mich schon etwas geschmeichelt“, so der Grün-Experte. Über 40 Jahre habe er im Grünflächenamt gearbeitet. „Und ganz ehrlich: Ohne die tätige Hilfe der Stadt würde das alles hier nicht funktionieren, das muss man auch mal sagen“, lobte er seinen ehemaligen Arbeitgeber, die Verwaltung. Dann ging es aber schnell zu den unzähligen Informationen, die er rund um den Garten mitgebracht hatte – und diese waren für alle Beteiligten sichtbar interessant und oft auch neu.
„Wussten Sie, dass hier einst eine riesige Gastronomie stand?“, fragte er die Gruppe mit Blick in Richtung Eifelplatz. Und schon berichtete er weiter. Seine Infos untermalte er mit historischen Dokumenten, die er als Kopien mitgebracht hatte.

Die Mauer zerfällt – leider, so meint Helmut Lüssem. 2000 Plätze bot die Gastronomie, die hier 1901 eröffnet wurde.
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Der Volksgarten ist eine der ältesten Parkanlagen in Köln: 1881 erwarb die Stadt Köln die mittelalterlichen Stadtmauern und die davorliegenden preußischen Forts. Seit 1890 existiert der Volksgarten auf dem Gelände des ehemaligen Fort IV, Fort Paul. Der 5,5 große Hektar große See gehörte schon damals dazu. Auch viele der Linden, die bis heute den Park zieren, stehen hier schon gefühlte Ewigkeiten. „Das alles hatte damals mit der Gestaltung der Ringe durch Stadtbaurat Hermann Josef Stübben zu tun“, entführte Lüssem seine Zuhörer in eine längst vergangene Zeit.
Schon früh die Idee eines zweiten Stadtgartens verfolgt
Schon früh habe man damals die Idee eines zweiten Stadtgartens verfolgt und sich schließlich für das jetzt besuchte Areal entschieden. „Mit gerade mal 38 Jahren hatte Stübben das damals geplant, und die Umsetzung ging wahnsinnig schnell, in anderthalb Jahren war alles fertig“, so der ehemalige städtische Mitarbeiter. Es fuhren Kutschen durch den Park, selbst eine Reitbahn wurde gepflegt. „Der Park wurde so angelegt, dass man in die Diagonale schaut. Dadurch wirkt er stets größer als er ist.“ Auch die vorhandenen Höhenunterschiede habe man so geschickt angelegt, dass man nicht merkt, wie man rauf- oder runtergehe, „ganz sacht ist das“, so Lüssem.
Der Volksgarten
Knapp 14 Hektar ist der Volksgarten groß. Er liegt in der Nähe des Sachsenrings zwischen der als Allee mit Mittelgrünstreifen ausgestalteten Volksgartenstraße und dem südlich parallel laufenden Vorgebirgswall. Der Park entstand 1887 bis 1889 auf dem Gelände des von 1816 bis 1825 von Preußen errichteten Forts Paul oder – nummeriert – Fort Nummer IV.
Die feierliche Eröffnung der Gartenfläche fand am 12. März 1890 statt. Der Park war der erste Teil des später in den Inneren Kölner Grüngürtel umgewandelten Teils des Festungsrings von Köln. Einige Teile der Festungsbauten sind erhalten, auch die sichelförmigen Schutzwälle gegen Explosionen sind noch gut erkennbar.
Gartenarchitekt war Adolf Kowallek, der für viele andere Kölner Grünanlagen verantwortlich zeichnete. Er hatte im nach Kriegszerstörungen nicht wieder aufgebauten Obergeschoss der Orangerie seine Dienstwohnung. Das Gebäude diente später als erstes Institutsgebäude für das Botanische Institut der 1919 wiedergegründeten Universität. Heute ist der Volksgarten in das Grünkonzept der Stadt eingebunden. Seit den späten 1980er-Jahren wird der Volksgarten im Sommer vor allem als Liegewiese und – von der Stadt unter Auflagen geduldet – zum Grillen genutzt.
Die nächste Veranstaltung der „Lindenthaler Impulse“ ist eine Führung über den Friedhof Melaten, die am Freitag, 30. August, um 18 Uhr stattfindet. (jtb)
www.lindenthaler-impulse.de
Der Rosengarten liegt etwas versteckt hinter den Mauern des Fort Paul. Lüssem zeigte den Teilnehmern das Gemäuer: „Das zerfällt leider, da sind die Zuständigkeiten nicht geklärt – eine Unsitte, die sich inzwischen breitgemacht hat“, kritisierte er. Zwischendurch ging es immer mal ein Stück weiter: zum Weiher, zur Orangerie, zu den großen Wiesen.
Zwischen Lob und Kritik am Zustand der beliebten Grünanlage gab es Verzällcher rund um die Historie des Volksgartens.
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