Marodes Denkmal in KölnGespräche mit möglichem „Retter“ der Kölner Bastei laufen

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Einst ein edles Gebäude, heute eine Baustelle: Die Bastei am Rheinufer fristet ein tristes Dasein.

Einst ein edles Gebäude, heute eine Baustelle: Die Bastei am Rheinufer fristet ein tristes Dasein.

Die Bastei am Rheinufer feiert in diesem Jahr 100. Geburtstag. Allerdings hängt ihr Leben zu diesem Jubiläum an einem seidenen Faden.

Eine Mitteilung der Verwaltung für den nicht-öffentlichen Teil des Finanzausschusses offenbart detailliert, was die Rundschau bereits exklusiv berichtet hat: Ein Rückbau bis auf die preußischen Grundmauern ist die einzige Option. Ein erster Überschlag der Kosten prognostiziert eine Summe jenseits der 20 Millionen Euro, die nötig ist, um dem einstigen Prestigebau wieder Leben einzuhauchen.

Absperrungen umgeben das marode Gebäude in Köln.

Absperrungen umgeben das marode Gebäude in Köln.

1924 hatte Architekt Wilhelm Riphahn die Bastei eröffnet. Bis heute ist es eine selten gewagte Konstruktion: 17 Stahlträger, die wie ein Fächer über den Rand einer alten preußischen Caponniere hinauskragen, bilden die Grundlage für Gastraum, Küche und Sanitärrume des Panorama-Restaurants. Riphahn hat damit einen Militärbau in eine historische Gastronomie mit Blick über das Rheinufer und den Fluss geschaffen und mediterranen Flair in ins Rheinland geholt.

Bastei in Köln: Massive Schäden infolge des Alters

Ein Jahrhundert später heißt es in der Mitteilung: „Das Gebäude weist massive alters- und nutzungsbedingte Schäden auf. Davon betroffen ist auch die hochkomplexe Tragwerkskonstruktion.“ Im April 2022 begann die Stadt damit, die Bastei mit einem Gerüst abzustützen. In den seitdem vergangenen zwei Jahren wurde das Gerüst immer wieder erweitert, ebenso wie die Sperrungen um das Gebäude herum. Einsturzgefährdet sei das Gebäude nicht, hatte die Verwaltung mehrfach auf Anfrage der Rundschau betont. Allerdings berichtete die Rundschau schon damals im Jahr 2022, dass einige zur Straße hin gewandte Teile des Baus abstürzen könnten.

Köln, RSK, Baustelle Bastei

Nur wenig ist übrig vom Glanz vergangener Zeiten.

Doch wie schlimm steht es um das Bauwerk? Rund um den Jahreswechsel hatte das Zentrum für Bauwerkserhaltung der Technischen Universität Braunschweig die Standsicherheit untersucht. In der Mitteilung heißt es dazu: „Dabei stellte sich heraus, dass eine erforderliche Instandsetzung und Ertüchtigung der auskragenden Zwischengeschossebene baupraktisch nicht realisierbar ist.“ Die einzige Lösung: Große Teile müssten vollständig zurückgebaut werden. „Hierfür ist eine vollflächige Abstützung der Zwischengeschossebene erforderlich“, heißt es weiter. Auch das Dachtragwerk müsse auf gesamter Fläche abgefangen werden. Die Mängelliste ist erdrückend.

Die Experten sind sich sicher, dass „ein vollständiger Rückbau und eine Neuerstellung der Stahlbaukonstruktion oberhalb des preußischen Unterbaus die wirtschaftlichere und vor allem sicher kalkulierbare Lösung für die Instandsetzung der Konstruktion“ darstellt. Dabei sei bereits deutlich, dass die Sanierung der Bastei „nur mit erheblichen Mitteln und erheblichem Aufwand möglich sein wird.“ Ein erster Überschlag habe eine Kalkulation „in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro brutto“ ergeben.

Restaurantbetrieb soll fortgeführt werden

Die Stadt wird diesen erheblichen Aufwand nicht selbst betreiben können. Es stehen bereits zu viele kostenintensive Großprojekte auf der Liste, die Finanzmittel und Personal binden. Also benötigt die Bastei einen Retter. Die Rundschau berichtete, dass es Interessenten gebe, die möglicherweise mit einem günstigen Erbpachtvertrag das Gebäude übernehmen, eigenständig instand setzen und betreiben könnten. Die Mitteilung bestätigt das, dort steht: „Um die Bastei dennoch als ein im Stadtbild prägendes Gebäude baulich zu ertüchtigen beziehungsweise wiederherzustellen, führt die Verwaltung derzeit vielversprechende Gespräche mit einem möglichen Vorhabenträger und Betreiber.“

Der Denkmalschutz sieht vor, dass der ursprüngliche Nutzen wieder hergestellt wird. Ein neuer Restaurantbetreiber muss also nicht nur schauen, wie er moderne Technik in ein altes Bauwerk integriert, sondern auch mit dem Stadtkonservator und seinem Team sprechen, wie der Rück- und Wiederaufbau vonstattengehen kann. Und inwiefern die technische Ausrüstung dabei eingeplant werden kann. Laut der Mitteilung dauern die Gespräche zu dem sehr komplexen Sachverhalt an. Die Frage scheint also nicht mehr zu sein, ob die Bastei gerettet werden kann, sondern wann.