Pop-up-Store „Kunst und Design“Hier präsentieren Künstler Werke in Kölns Altstadt

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Künstler-Trio: Andre Duront, Elena Graute-Manta, Martina Puhl im früheren „Schwarzen Elefanten“.

Künstler-Trio: Andre Duront, Elena Graute-Manta, Martina Puhl im früheren „Schwarzen Elefanten“.

Köln – Der schönste Pop-up-Store der Stadt? Er könnte mitten in der Altstadt liegen. Ecke Große Sandkaul/Gürzenichstraße. Das finden auch viele der Flaneure, die an einem sonnigen Mittag durch die Stadt streifen. „Das ist wunderbar. Ich bin so hungrig auf neue Eindrücke“, sagt ein Mittvierziger. Er steht vor einem der großen Fenster des Pop-up-Stores. Kein Ramsch – wie häufig in den provisorischen Geschäften – ist zu sehen. Stattdessen: „Kunst und Design“. Sehenswert, schön, ambitioniert.

Im ehemaligen Ladenlokal „Schwarzer Elefant“ untergebracht

Seit Mitte November ist das ehemalige Ladenlokal „Schwarzer Elefant“ zu einer Art Galerie geworden. Drei Erftstädter Künstler haben sich den Leerstand und gute Kontakte zu den Eigentümern des denkmalgeschützten Gebäudes zunutze gemacht. „Die Eheleute Fülles nehmen nur eine sehr geringe Miete, unser Vertrag wird Monat für Monat verlängert. So lange sich noch kein neuer Mieter findet“, erklärt Martina Puhl. Was für die Vermieter ein Verlust ist, ist für die Künstler und für Kunstfreunde ein Riesengewinn.

Inzwischen stellen sechs Künstlerinnen und Künstler aus. Sie nutzen die neun großen Schaufenster, die auch im Dunklen erleuchtet sind, ebenso wie den weitläufigen Innenraum. Seitdem der Asia-Kunsthandel Anfang 2020 ausgezogen ist, sind die Räume nicht renoviert. Abnutzungsspuren lassen sie roh wirken. Gerade das gibt den Kunstwerken den Raum, den sie brauchen. Denn was die sehr unterschiedlichen Künstler zeigen, ist ausdrucksstark. Vertreten sind: Wilfried Weßling (Malerei), Elena Graure-Mantra (Glasdesign), Martina Puhl (Malerei und Installation), Andre Duront (Skulpturen) sowie die Malerinnen Stéphanie Uhres und Ivana Pi.

Auch für den kleinen Geldbeutel gibt es hier Kunst

Materialien und Stil der Werke sind so unterschiedlich, dass sie sich nicht erschlagen, sondern ergänzen. Die oft großformatigen expressiven Gemälde von Wilfried Weßling bestehen problemlos in der Nachbarschaft der realistischen Alltagsmotive der Luxemburger Malerin Stéphanie Uhres. Die Glasobjekte der Rumänin Elena Graure-Manta bestechen durch ihre Vielfältigkeit. „Meine Objekte stehen fast alle nahe an den Fenstern. Sie wollen gesehen werden“, sagt die 64-Jährige. „Ich habe in der Pandemie sehr viel gearbeitet“, sagt sie. Ganz neue Kreationen – gebogene, luftig durchbrochene Torsi – sind entstanden. Doch neben respektabler Kunst und dekorativ-überzeugendem Interieur-Design bietet Elena Graure-Manta auch Schönes für den kleinen Geldbeutel. Ab 15 Euro sind kleine Glasbilder zu haben.

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Meist einige Hundert Euro kosten die Skulpturen von Andre Duront. Der Brühler arbeitet erst seit ein paar Jahren als freischaffender Künstler. Seine grünlichen Figuren aus Modelliermasse und Draht turnen auf gefundenem Holz. Der Rest eines Kirchenmöbels wird von ihm ebenso zu neuem Leben erweckt wie ein uraltes Eichenbrett aus einem Stall. Ausdrucksstark verkörpern die Figuren menschliches Erleben: Sehnsüchte, Wünsche, Ängste, Freude oder Kraft. „Ich arbeite an mehreren Tagen hier im Store, da kommen viele Leute und sprechen mich auf meine Skulpturen an. Sie mögen es, den Prozess zu sehen und ich mag die Kommunikation“, erzählt der 59-Jährige.

Freude daran, ihre Kunst weiterzugeben, hat auch Martina Puhl. Neben ihrer Installation „Weiße Fahne“ verkauft sie preiswerte, mit Sand gefüllte „Wortkästen“ und bezaubernde Armbänder, auf denen der Morsecode für „Glück“ in glitzernden Steinchen eingeknotet ist. Ihre vielschichtigen Spachtelarbeiten wirken in sich ruhend, grau und beige dominiert. Zurückgenommen, aber dennoch stark und selbstbewusst liefern die Bilder ein Statement ab. „Alles hat seine Zeit“, heißt dabei eines der Werke von Martina Puhl. Das trifft auch auf den Pop-up-Store zu. Seine Tage sind gezählt. Und es lohnt sich, ihn anzusehen.

Pop-up-Store „Kunst und Design“, Gürzenichstraße 17, Terminvereinbarung unter 0172/ 8491263; Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 11 bis 17 Uhr, Samstag 12 bis 16 Uhr.

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