Quote steigt leichtMehr Arbeitslose in Köln – Zuwanderung als Faktor

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Ein Schild weist auf die Agentur für Arbeit hin.

Ein Schild weist auf die Agentur für Arbeit hin. Die Zahl der Arbeitslosen ist leicht gestiegen.

Trotz einer neuen Rekordzahl an Beschäftigten stieg die Arbeitslosigkeit in Köln 2023 leicht an.  

Die gute Nachricht: Der Kölner Arbeitsmarkt zeigt sich im Vergleich noch immer relativ solide. Die schlechte ist, relativ ist eine Frage des Standpunktes. Gegenüber 2022 stieg im letzten Jahr die Zahl der arbeitslosen Menschen auf einen Jahresdurchschnitt von 52.817, was einer Quote von 8,7 Prozent und damit einem Anstieg von 0,1 Prozentpunkten entspricht. 

Klingt erst einmal nicht dramatisch und ist es wohl auch nicht. Allerdings lässt sich eine Tendenz nicht mehr ignorieren, die Kölner „Schallgrenze“ von 50.000 arbeitslosen Menschen wird wohl auch mittelfristig gerissen. Und das, obwohl es so viele sozialversicherungspflichtig Beschäftige gibt wie noch nie zuvor in dieser Stadt: 613.000 Menschen standen 2023 in Lohn und Brot. Ein historischer Höchststand.  

Zuwanderung als Faktor

Ein wesentlicher Faktor für diese Unschärfe liegt in der Zuwanderung begründet - genauer gesagt darin, dass diejenigen, die hier arbeiten könnten und wollen, dies erst nach einem viel zu langen Prozess auch dürfen. Als Beispiele mögen Milan Milivojevic, Sara Saiti und Guy Casskey Boateng dienen, alle drei Pflegefachkräfte am St. Vinzenz-Krankenhaus in Nippes. Dort fand die jährliche Pressekonferenz der Agentur für Arbeit statt. Aus Serbien, Nordmazedonien und Ghana kommend, brauchten sie rund anderthalb Jahre, bis ihre Anerkennung hier in Deutschland durch war. Und auch das nur, weil ihnen mit dem Vinzenz und ihrer Trägerin, den Cellitinnen, ein hochprofessionelles Team zur Seite steht, das die bürokratischen Abläufe kennt und peinlichst genau beachtet.

Dass ohne Zuwanderung von Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, betont auch der Leiter der Kölner Agentur für Arbeit, Johannes Klapper. Neben der Weiterbildung werde die Integration von Menschen mit geringen Deutschkenntnissen eines der Schwerpunktthemen im laufenden Jahr sein, betonte er. Dies gelte insbesondere auch für Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit,  rund 2500 von ihnen sind zurzeit in Köln arbeitslos gemeldet.

Klapper setzt dabei auch auf die Betriebe selbst: „Immer mehr Arbeitgeber signalisieren, dass Sprachkenntnisse im Betrieb weiter vertieft werden können und die Sprache allein nicht das entscheidende Kriterium für die Einstellung ist. Über dieses Signal freuen wir uns“, sagt Klapper. Unterstützung erhalten sie dabei auch von den Förderungsmöglichkeiten der Arbeitsagentur.  

Dort hat man nach Corona im übrigen wieder ein starkes Interesse an den Möglichkeiten des persönlichen Kennenlernens registriert. Bei Jobbörsen, Messen und anderen Formaten herrsche reger Betrieb. Und es gehe inzwischen auch deutlich schneller zu: „Wo man früher vielleicht gesagt hat, wir melden und dann die nächsten Tage, wird heute oft genug mit einem Handschlag direkt ein Arbeitsvertrag besiegelt,“ berichtet Klapper. Ein Problem für die Agentur ist allerdings, dass viele junge Menschen nach der Schule nicht direkt ins Studium oder in die Ausbildung gehen, sondern erst einmal eine Auszeit nehmen. Was dann auch die Quote bei der Jugendarbeitslosigkeit ansteigen lässt. „Wir müssen sehen, dass wir an ihnen dranbleiben,“ so Klapper. 

Was die Aussichten für 2024 angeht, ist man bei der Agentur gedämpft optimistisch. Die konjunkturelle Lage und geopolitische Krisen spielen zwar immer in den Arbeitsmarkt hinein, von daher sei auch weiterhin eine gewisse Unsicherheit zu erwarten. Trotzdem rechnen wir auch weiterhin mit einem stabilen Kölner Arbeitsmarkt. Die Transformationsprozesse zeigen Wirkung, sagt Klapper. 


Die Agentur für Arbeit informiert regelmäßig über Möglichkeiten zur Weiterbildung, zur Qualifikation und zu Fragen rund um die Arbeitssuche auf ihrer Homepage. Dort sind auch die Ansprechpartner für die Unternehmen gelistet.

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