Kind von Müllwagen getötetUntersuchung angekündigt – Fahrer zu schnell unterwegs?

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Kerzen, Blumen und Stofftiere wurden direkt nach dem schrecklichen Unfall an der Unglücksstelle abgelegt. Die geplante Mahnwache wurde aus Rücksicht auf die betroffene Familie abgesagt.

Kerzen, Blumen und Stofftiere wurden direkt nach dem schrecklichen Unfall an der Unglücksstelle abgelegt. Die geplante Mahnwache wurde aus Rücksicht auf die betroffene Familie abgesagt.

Köln – Nach dem tödlichen Unfall mit einem Mülltransporter soll ein Gutachter den genauen Hergang der Tragödie aufklären. Die Staatsanwaltschaft habe sich zu diesem Schritt entschlossen, teilte die Polizei mit. „Fotos, Skizzen und Beweismaterial werden der Staatsanwaltschaft übergeben“, sagte ein Behördensprecher der Rundschau.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Polizei den Müllwagen beschlagnahmt hat. „Die Beamten des Verkehrskommissariates werden das Fahrzeug genau untersuchen“, ergänzte der Sprecher. Dabei gehe es unter anderem auch darum, ob der Fahrer möglicherweise zu schnell unterwegs war. Die Polizei werde entsprechende Aussagen von Anwohnern untersuchen, hieß es weiter. Derzeit gebe es dazu aber noch keine konkreten Hinweise. Wie die Polizei weiter mitteilte, gilt der Fahrer (37) als Beschuldigter in dem Fall.

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„Es gibt ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung“, sagte ein Sprecher weiter. Um den tragischen Vorfall aufzuklären, würden in den kommenden Tagen Zeugen befragt. Dazu gehören der Fahrer und seine beiden Kollegen, die am Montagmorgen in Widdersdorf auf Tour waren. Auch eine Passantin, die die furchtbaren Folgen des Unfalls mitbekommen hat, soll befragt werden. Laut Polizei ist sie keine direkte Augenzeugin, sondern war in unmittelbarer Nähe, als der Unfall passiert war.

Mahnwache abgesagt

Die für Dienstagabend vom ADFC angekündigte Mahnwache wurde in Absprache mit der Polizei abgesagt. Es wurde darum gebeten, auf die Trauer der betroffenen Familie Rücksicht zu nehmen. Sie wohnt in unmittelbarer Nähe zum Unglücksort.

Für die AWB war der Dienstag – der erste Tag nach dem schrecklichen Unfall – kein Arbeitstag wie jeder andere. „Die Vorgesetzten haben am Morgen eine Ansprache an alle rund 1700 Mitarbeiter gehalten“, sagt Sprecherin Cordula Beckmann. Jeder habe selbstverständlich von dem Unfall gewusst, viele würden die Kollegen von dem Unfallfahrzeug persönlich kennen. „Wir haben unsere Mitarbeiter dazu aufgerufen, darüber zu sprechen, sich nicht zu vergraben“, sagt die AWB-Sprecherin.

Vorwürfe gegen AWB-Fahrer

Aber auch etwas anders kam zur Sprache. Seit dem Unfall sieht sich die AWB in Kundenkontakten und sozialen Medien vermehrt mit dem Vorwurf konfrontiert, die Müllwagenfahrer würden meist viel zu schnell durch die Wohngebiete fahren. „Darum haben wir nochmals alle Mitarbeiter darauf hingewiesen: Es gibt nichts, wofür es sich lohnt, schnell zu fahren.“ Laut Beckmann wurden alle Fahrer auch darum gebeten, die Betriebsleitung unbedingt darauf aufmerksam zu machen, wenn Routen so gesteckt seien, dass Zeitdruck entsteht.

Zu dem Unfall kam es mit großer Wahrscheinlichkeit dadurch, dass sich der siebenjährige Junge beim Abbiegen des Müllwagens im Toten Winkel befand. Zwar hatte das Unfallfahrzeug Zusatzspiegel, die den Toten Winkel minimieren. Aufgehoben wird er dadurch allerdings nicht. Das können hingegen Kamera- oder Sensorensysteme. „Wir testen zurzeit vier Fahrzeuge mit einer solchen Technik: zwei mit Kameras und zwei mit Radar“, sagt Beckmann. Durch den Test soll sich ergeben, auf welche Technik die AWB bei Neuanschaffungen setzt. „Bisher haben wir uns noch nicht entschieden“, sagt die Sprecherin. Erste Zwischenergebnisse hätten aber gezeigt, dass bei den Kamerasystemen so viele Bildschirme vom Fahrer im Blick behalten werden müssen, dass eine zu große Ablenkung befürchtet wird.

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