Trotz der Kostenexplosion beim Bau des neuen Radstadions in Müngersdorf steht der Kölner Stadtrat weiterhin mit großer Mehrheit hinter dem Projekt.
Trotz KostenexplosionPolitik will Mehrkosten für Radstadion genehmigen

Die Baustelle des neuen Radstadions
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Wie die Rundschau am Dienstag exklusiv berichtete, soll das neue Radstadion statt der bisher veranschlagten 60 Millionen Euro jetzt rund 122 Millionen Euro kosten – also mehr als das Doppelte. Der Anteil der Stadt Köln soll dadurch nach Informationen dieser Zeitung von rund 40 auf 90 Millionen Euro steigen.
Am Donnerstag berät der Finanzausschuss das Thema bei einer Sondersitzung vor der Ratssitzung. Es gilt als sicher, dass die Mehrkosten genehmigt werden. Der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, Lino Hammer, sagte der Rundschau: „Nach intensiver Abwägung wird die Grünen-Fraktion dem Weiterbau des Radstadions zustimmen. Wir halten es für nicht zielführend, die jetzige Bauruine stehen zu lassen und auf dieses wichtige Element für den Breitensport zu verzichten.“
CDU: Radstadion unverzichtbar für Sportstadt Köln
CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau erklärte: „In Köln herrschte immer schon eine enorme Begeisterung für den Radsport. Daher steht für uns fest, dass ein Radstadion unverzichtbarer Bestandteil für die Attraktivität unserer Sportstadt ist. Außerdem erhalten wir gleichzeitig eine bundesligataugliche Multifunktionshalle. Daher möchten wir am Bau festhalten, auch wenn diese Kostensteigerungen enorm ärgerlich sind.“ Diese würden jedoch einige Fragen aufwerfen, so Petelkau. „Gibt es wirklich nur einen Anbieter für einen derartigen Spezialbau? Wird hier eine Monopolstellung möglicherweise ausgenutzt, um die Preise in die Höhe zu treiben? Oder liegt die Kostenexplosion wirklich nur in den gestiegenen Zinsen und Baupreisen begründet? Diese Themen werden wir uns noch einmal ganz genau anschauen.“
Auch aus der Opposition gibt es grünes Licht für den Weiterbau. SPD-Sportexperte Franz Philippi sagte: „Es ist sehr bedauerlich, dass wir nun zum ersten Mal im Sportbereich ein Projekt haben, bei dem die Kosten steigen. Wir sind aber gewillt, im Konsens mit den anderen demokratischen Fraktionen im Rat das Vorhaben erfolgreich zu Ende zu führen. Das Land NRW hat seinen Zuschuss bereits um zehn Millionen erhöht. Es kann nicht sein, dass bei den Kulturbauten über Jahre erhebliche Millionenbeträge ausgegeben werden und ein Leuchtturmprojekt im Sport scheitert. Das Radstadion kann zu einer Multi-Funktionshalle umgebaut werden, in der Basketball, Volleyball, Handball und darüber hinaus auch Schul- und Breitensport stattfinden wird.“
Der Vize-Vorsitzende des Sportausschusses, Ulrich Breite (FDP), meinte: „Die Baukosten sind extrem gestiegen, davon bleibt auch ein Radstadion nicht verschont. Ich hätte mir bei manchen Kölner Kulturbauten bei viel höheren Summen eine Schmerzgrenze gewünscht, dagegen ist die Preiserhöhung beim Radstadion darstellbar. Wir bauen ein Radstadion, die verteuerten Kulturbauten werden nicht fertig, aber neue schon in Auftrag gegeben, das ist der teure Unterschied.“