Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Alles neu zum JubiläumSartory-Saal in Köln in Rekordzeit renoviert

Lesezeit 3 Minuten
Geschäftsführer Marcus Sartory freut sich über die Fertigstellung des großen Sartory-Saals

Geschäftsführer Marcus Sartory freut sich über die Fertigstellung des großen Sartory-Saals

Eichenholz ist im Sartory verlegt worden. Doch die Arbeiten begannen mit einer unschönen Entdeckung. Denn unter dem alten Boden fanden sich tonnenweise Bauschutt.

Das Gefälle ist geblieben, anders ging es nicht. Sechs Zentimeter beträgt der Höhenunterschied im großen Saal des schmucken Sartory, was mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Weil auch die Stufen im Saal unterschiedliche Höhen hatten und sich dies nicht mit aktuellen Sicherheitsanforderungen verträgt, wurde der Marmor von den Stufen geklopft und später wieder eingesetzt. Nun liegt ein zwei Zentimeter dicker Eichenboden im Saal, die Holzvertäfelung an den fünf Meter hohen Wänden wurden aufgefrischt. Und für die halbrunden Treppenstufen mussten die Zierleisten von Hand gebogen werden.

„Wir wollen den Saal wieder im alten Glanz erstrahlen lassen“, sagt Geschäftsführer Marcus Sartory zufrieden und lässt den Blick durch den Raum schweifen. Ein Geschenk zum Jubiläum, denn dieses Jahr bestehen die Sartory-Säle in der Friesenstraße seit 75 Jahren. Für einen hohen sechsstelligen Betrag hat die Geschäftsführung den Saal renovieren lassen – das alles in nur drei Monaten. „Angesichts dieser sportlichen Planung bin ich auf viele Bedenkenträger gestoßen. Aber wir konnten den Laden ja nicht zwei Jahre schließen“, sagt Sartory.

Der Boden liegt: Impressionen der Bauarbeiten.

Der Boden liegt: Impressionen der Bauarbeiten.

Der Kölner Diplomingenieur Christian Bergsch hat schließlich als Generalunternehmer die Arbeiten koordiniert – und die ein oder andere Überraschung gemeistert. Als der alte Boden entfernt war, entdeckten die Arbeiter unter dem dünnen Estrich tonnenweise Bauschutt, der nach dem Krieg als Füllmaterial genutzt worden war. Insgesamt wurden 300 Tonnen Schutt mit Schubkarren aus dem Gebäude geschoben. „Anschließend haben wir aus dem ganzen Land 70 Kubikmeter Schüttung aufgetrieben, um einen tragfähigen Untergrund zu schaffen“, erklärt Bergsch. Dann wurden 20 Tonnen Fließestrich in den Saal gepumpt.

Ganz schön viele Altlastent: Zu den Vorarbeiten gehörte die Beseitigung von 300 Tonnen Schutt.

Ganz schön viele Altlastent: Zu den Vorarbeiten gehörte die Beseitigung von 300 Tonnen Schutt.

Als die Sartory-Säle 1948 gebaut wurden, lagen große Teile der Stadt noch in Trümmern, Köln stand unter britischer Militärherrschaft. Bei Nacht schickte Carl Sartory damals seine Leute los, um zwei Stahlträger auf einem britischen Metalllager zu stehlen, sonst hatte er alles zum Bau seines Veranstaltungssaals. „Er war ein guter Organisator. Beim ersten Mal sorgte die Polizei für die Rückgabe des Stahls. In der nächsten Nacht wurden die Leute wieder geschickt. Und die Träger wurden sofort eingemauert“, erzählt Marcus Sartory und fügt lächelnd hinzu: „Aber das ist verjährt.“

Der neue Eichenboden wurde auf einer Fläche von 920 Quadratmetern verlegt, zeitaufwändig waren jedoch die vielen Feinheiten des alten Saals. Die Löcher für die Trittstufenbeleuchtung wurden millimetergenau gefräst, für die Pfosten des charakteristischen Saalgeländers, das die verschiedenen Ebenen umspannt, wurden 80 individuell geformte Holz-Rosetten gefertigt. Die Schutzgitter der Beleuchtung wurden vom Lack befreit und per Pulverbeschichtung der Farbe der Treppenkantenprofile angepasst.

Im Sartory boxte schon Klitschko

Ein Abi-Ball war Mitte Juni die letzte Veranstaltung vor Beginn der Bauarbeiten. Ende September wurde der neue Saal mit einem persischen Konzert eingeweiht, in der Karnevalssession stehen traditionell zahlreiche Sitzungen an, denn der große Saal fasst mehr als 1000 Gäste. Erst vor vier Jahren war deutlich kleinere der Ostermann-Saal renoviert worden. Im großen Saal war der Boden zuletzt 1989 erneuert worden. Damals sorgten noch Vater und Großvater von Christian Bergsch für die Verlegung.

Geplant wurde das Sartory-Gebäude damals vom bekannten Architekten Wilhelm Riphan, der unter anderem auch die Kölner Oper entworfen hat. Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg befand sich am Ort der heutigen Sartory-Säle das Kölner Varietè-Theater „Groß-Köln“. In Anlehnung an das Theater wurde nach dem Krieg in den neu aufgebauten Sartory-Sälen unter dem Namen „Groß-Köln“ ein Sommerkino veranstaltet.   Der Bau des Gebäudes hatte 1948 lediglich sechs Monate gedauert.

Etwa 150 Veranstaltungen finden jedes Jahr im Sartory statt, seit den 1960er Jahren avancierte der große Saal zum Austragungsort von Boxkämpfen. Auch Vitali Klitschko stieg hier bereits in den Ring, ebenso die deutsche Mehrfach-Weltmeisterin Regina Halmich. Geschäftsführer Marcus Sartory führt das Familienunternehmen inzwischen in dritter Generation.