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„Falsche Sicherheit“Stadt sieht Badeverbot am Rhein mit Skepsis

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Köln, RSK, Schwimmen im Rhein bei Rodenkirchen

Wie hier in Rodenkirchen warnen an vielen Stellen am Kölner Rheinufer Schilder vor der Lebensgefahr, die durch Baden im Strom droht.

Schwimmen im Rhein wird in Düsseldorf untersagt – Köln betont jedoch, eine permanente Kontrolle sei nicht leistbar.

Die Kölner Stadtverwaltung sieht die Einführung eines allgemeinen Badeverbots im Rhein skeptisch. Nachdem in Köln und Düsseldorf zuletzt mehrere Menschen im Rhein ertrunken waren, hatte die Stadt Düsseldorf vorige Woche ein generelles Badeverbot im Rhein angekündigt. Wie berichtet, hatte die Stadt Köln daraufhin erklärt, sie prüfe, ob sich die Düsseldorfer Planungen auf Köln übertragen lassen.

Am Montag kam es in Rodenkirchen erneut zu einem Badeunfall im Rhein. Am selben Tag nahm das Kölner Ordnungsamt ausführlich auf eine Anfrage der SPD-Fraktion zum Badeverbot Stellung. Betont wird darin zunächst: In allen öffentlichen Gewässern in Köln, abgesehen vom Rhein, ist gemäß Kölner Stadtordnung Baden verboten – mit Ausnahme der ausgewiesenen Badeeinrichtungen im Fühlinger See, Escher See und Vingster Bad, wo Baden auf eigene Gefahr erlaubt ist.

Lebensgefährliche Strömungen im Rhein

Auch im Rhein gebe es laut Bundesrecht Badeverbote „auf der ganzen Breite der Wasserstraße von 100 m oberhalb bis 100 m unterhalb der Hafeneinmündungen, der Brücken, der Schiffs- und Fährlandestellen, der Schleusenanlagen einschließlich ihrer Vorhäfen, der Umschlagstellen und Schiffsbauwerften“, zudem in bestimmten ausgewiesenen Bereichen. Baden im Rhein sei demnach nicht grundsätzlich verboten. „Gleichzeitig ist Schwimmen und darüber hinaus jeder Aufenthalt im Rhein auf dem Kölner Stadtgebiet unstreitig lebensgefährlich“, betont die Stadt. Der Fluss weise durch die immense Strömung, starke Sogwirkung und Wellen von großen vorbeifahrenden Schiffen besondere Gefahren auf: ,Ebbe und Flut' folgen dann innerhalb weniger Minuten: Stromaufwärts fahrende Schiffe saugen das Wasser vor ihnen an. In Ufernähe sinkt dann der Wasserpegel. Badende lassen sich durch die kurzfristige ‚Ebbe‘ dazu verleiten, weiter ins Wasser zu gehen. Sobald jedoch das Schiff vorbeigefahren ist, kommt die ‚Flut‘ mit unerwarteter Kraft und reißt selbst Erwachsene in die Hauptströmung.“

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Darauf bezogen könne ein Badeverbot für den Rhein konkret ausgestaltet werden, so die Stadt, und sich auch auf „mit den Füßen im Wasser waten“ und „im Wasser spielen“ einschließlich der Nutzung von Luftmatratzen und Stand-up Paddle erstrecken. Ausgenommen wären nur behördliche Maßnahmen wie Rettungseinsätze. Weitere Ausnahmen bedürften der „ausdrücklichen vorherigen Genehmigung“. Ein Verstoß gegen ein solches Badeverbot könne mit einem Bußgeld bis zu 1000 Euro geahndet werden.

Skepsis bei der Durchsetzbarkeit

Die Stadt, die für Verstöße in anderen Gewässern derzeit zwischen 35 und 100 Euro Bußgeld verlangt, hielte es „wegen der besonderen Gefährlichkeit des Rheins“ auch für gerechtfertigt, bei Verstößen im Rhein ein höheres Bußgeld zu verhängen. Jedoch ist man von der Wirkung eines Badeverbots nicht überzeugt. Zwar entstehe so mediale Aufmerksamkeit für die Gefahr. „Gleichzeitig entsteht in der Öffentlichkeit eine falsche Sicherheit, dass die Stadt mit Kontrollen und Bußgeldern ein Werkzeug hat, Menschen wirksam vom Baden im Rhein abzuhalten“, so die Stadt. Eine permanente Überwachung sei nicht leistbar, und bei Kontrollen bestehe die Gefahr, dass Schwimmer „zögern, an Land zu kommen und die Lebensgefahr dadurch noch erhöht wird“.

Stadtdirektorin Andrea Blome sagte der Rundschau: „Ein entsprechendes Badeverbot auf Kölner Stadtgebiet muss rechtssicher umsetzbar sein. Hierbei ist es mir wichtig zu betonen, dass auch dann eine flächendeckende Kontrolle aufgrund der Länge der Rheinuferbereiche nicht möglich sein wird. Die Eigenverantwortlichkeit der Menschen, sich an ein Verbot zu halten, ist dabei elementar, um die Zahl von Badeunfällen auch tatsächlich zu reduzieren.“

Die DLRG Köln kann die Haltung der Stadt nachvollziehen. „Wir befürworten ein generelles Badeverbot im Rhein, können aber die Bedenken der Stadt dagegen verstehen“, sagte Sprecher Kian Shahbodaghi. Die Frage sei, ob ein Verbot etwas bringen würde. Wichtig sei, möglichst viele Menschen über die Gefahren des Rheins aufzuklären. „Die Menschen unterschätzen diese Gefahren vollkommen.“