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Interview

„Das andere Gespräch“
Warum Johann König seit der Pandemie aufs Huhn gekommen ist

7 min
Johann König mit seinen Hühnern.

Johann König mit seinen Hühnern.

In der dritten Folge unserer Interview-Reihe „Das andere Gespräch“ spricht Comedian Johann König über seine Hühner, das Pilzesammeln und sein Veedel Nippes.

Comedian Johann König lebt in Nippes und mag es beschaulich. Neben der Familie und einer Katze gehören auch zwei Hühner zur Hausgemeinschaft. Im Bergischen begibt sich König auch während seiner Tourneen auf die Suche nach Speisepilzen.

Sie leben seit vielen Jahren mit Ihrer Familie in Nippes.

Für mich ist das der ideale Ort zum Leben. Hier habe ich alles, was ich brauche und fühle mich auch nie wie in einer Millionenstadt. Als ich 1997 zum Studium an der Sporthochschule nach Köln kam, war diese große Stadt für mich gar nicht greifbar. Ich musste mir Köln erst langsam erradeln. Die Stadt war einfach zu groß für mich und so habe ich mich auf das Veedel konzentriert, in dem ich gerade gelebt habe. Und das ist jetzt seit 15 Jahren Nippes.

Was macht dieses Veedel für Sie aus?

Es ist nicht so cool und hip mit vielen angesagten Kneipen wie Ehrenfeld, wo ich auch lange gelebt habe. Aber das brauche ich auch nicht mehr. Ich mag an Nippes, dass es so bodenständig und durchmischt ist. Wir leben in einem alten Haus und haben viele ältere, aber auch junge, neu hinzugezogene Nachbarn um uns. Deshalb will ich auch nicht mehr aus Nippes weg, das bleibt mein Veedel bis zum Schluss. Warum ich Nippes im Lauf der Zeit lieben gelernt habe, zeigt auch ein Film von mir auf YouTube.

Wie lebt man in Nippes?

Ich schätze es sehr, dass man dort alles zu Fuß oder mit dem Rad gut erreichen kann. Meine Kinder haben es nur 50 Meter weit zur Schule, daher kommt mein Sohn auch oft zu spät. Er geht meist eine Minute vor Schulbeginn von zu Hause los. Das habe ich früher in meiner Heimatstadt genauso gemacht und war natürlich auch immer zu spät dran. Auch die Sportvereine sind direkt um die Ecke. Das war auch schon beim Kindergarten und der Grundschule so. Mit diesen Institutionen wächst man in sein Veedel hinein. Viele Freunde haben wir kennengelernt, als unsere Kinder noch sehr jung waren.

Zur Familie gehören neben einer Katze inzwischen auch Hühner.

Das hat sich in der Corona-Zeit so ergeben. Da hatte man plötzlich sehr viel Zeit und wusste nicht so recht, was man damit anfangen soll. In einem Fernsehbericht habe ich von einer Naturpädagogin gelesen, die Hühner verleiht. Da habe ich direkt einen Termin ausgemacht und erfahren, dass unser kleiner Garten dafür ausreicht. So kamen die ersten vier Hühner mit einem Zaun und ihrem Stall zu uns. Die Kinder waren begeistert und haben die Tiere direkt auf den Arm genommen. Dafür wurden sie auch mal etwas heftiger gepickt. Dafür hatten wir jeden Tag vier frische Eier für unser geliebtes Frühstücksomelett. Als die Hühner nach vier Wochen wieder abgeholt worden sind, war die Trauer groß und so kamen direkt die nächsten Tiere zu uns. Am Ende hat uns die Verleiherin 20 befruchtete Eier und einen Brutautomaten mitgegeben. Dann haben wir sechs Wochen auf diesen Automaten gestarrt, wo am Ende 15 Küken geschlüpft sind. Es war unfassbar faszinierend, wie diese sich aus ihrem Ei picken. Im Laufe der Zeit haben wir uns gut in die Materie eingearbeitet und wissen genau, was zu tun ist.

Haben die Hühner auch Namen?

Natürlich. Und ihre Geburtstage stehen direkt neben denen unserer Kinder im Kalender. Oft haben unsere Kinder, wenn sie von der Schule nach Hause gekommen sind, direkt ein Huhn auf ihren Schoß genommen. Das hat sie und die Hühner gleichermaßen beruhigt und unseren Nachwuchs zumindest zeitweise vom Handy abgelenkt. Wir nehmen die Hühner genauso wie unsere Katze jetzt auch in den Urlaub nach Frankreich mit.

Das wird dann aber etwas voll im Auto?

Zwischenzeitlich hatten wir fünf Hühner, aktuell nur noch zwei. Die Hähne mussten wir abgeben. Wir kennen inzwischen auch die Hühnersprache und wissen, wann sie Hunger haben oder wann Gefahr droht. Neulich habe ich im letzten Moment einen angreifenden Bussard vertrieben. Wir hatten auch schon mal einen Fuchs in unserer Nähe, aber zum Glück ist nichts passiert.

Wie ist die Hühnerbegeisterung bei Ihren Kindern heute?

Die hat natürlich wie bei allen Haustieren nachgelassen. Die Drei sind in der Pubertät, da liegt der Fokus auf anderen Dingen. Aber wir verpflichten sie dennoch zum Füttern oder zum Stall sauber machen. Die Hauptarbeit haben aber inzwischen wir als Eltern.

Welches Lieblingsgericht haben Sie in Sachen Hühnerei?

Ich liebe es, frisch im Wald gesammelte Pilze in der Pfanne anzudünsten und dann die Eier darüber zu geben. Dann braucht es nur noch etwas Pfeffer und Salz sowie ein Stück Brot, um glücklich zu sein. Ich koche sehr gerne selbst, wenn ich nicht gerade auf Tour bin.

Wie sind Sie zum Pilze sammeln gekommen?

Wir haben ein Wochenendhäuschen im Bergischen, das am Wald liegt. Dort bin ich bei Spaziergängen auf Pilze gestoßen und war sofort fasziniert. Das sind weder Pflanzen noch Tiere, sondern eine eigene Gattung. Mit Pilzen kann wie mit dem grünen Knollenblätterpilz gemordet werden und Pilze wie der Fliegenpilz haben auch eine halluzinogene Wirkung. Mein Ziel ist es, mithilfe von Büchern jedes Jahr mindestens einen Speisepilz zu bestimmen. Inzwischen kenne ich fast 50 solcher Pilze, allerdings gab es dieses Jahr noch keinen Neuzugang.

Haben Sie sich auch schon mal vertan beim Pilzesammeln?

Die Nummer der Giftzentrale hängt bei uns groß in der Küche und ich mache von jedem gesammelten Pilz ein Foto und bewahre die Reste auf. Das einzige Problem gab es aber bislang bei einem Gemeinen Hallimasch. Den muss man vor dem Anbraten 20 Minuten abkochen. Da war ich wohl etwas nachlässig, habe aber schon bei den ersten Bissen zum Glück gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Da handelt es sich aber nicht um eine Vergiftung, sondern eher um eine Unverträglichkeit.

Wie sieht das der Rest Ihrer Familie?

Meine Frau hat immer etwas Sorge, wenn ich selbst gesammelte Pilze esse. Und meine Kinder essen nur die Pilze gerne, bei denen es wie bei den Täublingen keine Verwechslungsgefahr mit giftigen Pilzen gibt. Das ist zum Beispiel beim essbaren Perlpilz und beim giftigen Pantherpilz der Fall, die sich sehr ähnlich sehen. Da braucht es den ganz genauen Blick mit der Lupe und einen guten Geruchssinn. Es gibt aber auch Pilze, da probiert man ein kleines Stück. Schmeckt es nicht bitter, ist alles in Ordnung, sonst muss man das Pilzstück schnell wieder ausspucken.

Haben Sie einen Lieblingspilz?

Ich mag den Fichtensteinpilz sehr gerne, den gibt es aber nur sehr selten bei uns in der Gegend. Ich mag aber auch Pfifferlinge und Täublinge. Frisch im Wald gesammelt schmecken die deutlich besser als die Exemplare aus dem Supermarkt, die oft schon eine lange Reise hinter sich haben. Am besten werden sie nur in Butter angebraten und etwas gesalzen und gepfeffert. Dazu kommt dann nur ein Stück Brot.

Sie sammeln auch, wenn Sie auf Tour sind?

Das stimmt. Und wenn ein Hotelkoch sicher ist, dass der Pilz nicht giftig ist, dann bereitet er ihn mir auch zu. Das funktioniert bei einem Steinpilz. Bei einem Rauchblättrigen Schwefelkopf hat sich der Koch leider geweigert, weil er nicht schuld an einer möglicherweise Vergiftung sein wollte. Ich habe aber auch oft eine eigene Kochplatte und eine Pfanne dabei.

Wie wichtig ist Ihnen Essen mit guten Zutaten?

Dass man saisonale Produkte aus der Region einkauft, ist heute eigentlich selbstverständlich. Ich bin damit aufgewachsen, da meine Mutter einen Naturkostladen betrieben hat. Wir haben in Nippes einen tollen Gemüseladen und einen schönen Wochenmarkt, da fällt es leicht, gut einzukaufen und auf seine Ernährung zu achten. Bei uns in der Familie wird auch fast jeden Tag frisch gekocht, nur am Sonntag gönnen wir uns eine Pizza. Bei der Tour ist das nicht immer so leicht. Da steht man zu spät für das Frühstück im Hotel auf, holt sich unterwegs etwas Schnelles an der Tankstelle und isst abends oft zu spät und zu fettig nach der Vorstellung. Da hätte ich gerne einen eigenen Koch dabei, der auch bei selbst gesammelten Pilzen keine Fragen stellt.