Kölner FC-Fan reist nach UngarnUnd eines Tages will sie mit dem FC nach Mailand
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Rut und wieß, wie liebe ich Dich: Silke Raps hat Trikots aus verschiedenen Epochen des Clubs. Auch das Sondertrikot der Europa-League, in dem der FC vor fünf Jahren auflief.
Copyright: Thomas Banneyer
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Köln – Fünf Jahre können sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Gerade wenn man wie Silke Raps glühender Fan des 1. FC Köln ist und gerne mit auf Auswärtsreisen geht. „Am Mittwochmittag geht es los“, berichtet die 47-Jährige voller Vorfreude von ihrem Trip zum Playoff-Rückspiel ins ungarische Szekesfehervar.
Auch wenn die Mannschaft von Steffen Baumgart einen 1:2-Rückstand wettmachen muss, um sich für die Gruppenphase der UEFA Conference-League zu qualifizieren, ist die Wahl-Kölnerin guter Dinge: „Eigentlich muss ich morgens noch ein bisschen arbeiten, aber das sollte kein Problem sein“, erklärt Raps. Sie ist bei einem international tätigen Reisekonzern angestellt und die Vorgesetzten wissen schon lange von ihrer großen Leidenschaft.
Auswärtsdauerkarten-Inhaberin
Wenn es also im von Effzeh-Fans vollbesetzten Flieger von Köln/Bonn nach Budapest geht, kann sie den Job hinter sich lassen und sich voll ins Abenteuer stürzen. „Ich habe den Flug schon gebucht, als gerade feststand, welche Gegner sich in der zweiten Quali-Runde gegenüberstehen“, erinnert sie sich an die Lotterie zwischen dem moldauischen Vertreter Qäbälä und dem Fehervar FC, „ich dachte, dass die Ungarn das packen müssten und dadurch waren die Flüge recht günstig.“
Fußball wie auf dem Land: 1997 erlebte die Anhängerin das 2:0 ihres FC im irischen Cork im Intertoto-Cup.
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Als Auswärtsdauerkarten-Inhaberin musste sie sich keine Sorgen wegen einer Eintrittskarte machen. Dass das offizielle Kontingent von 700 Tickets viel zu wenig und selbst die über Umwege angeschafften 3000 Karten nicht ausreichend sind, sei „natürlich klar“. „Wenn man Frankfurt in der letzten Euro-League-Saison mit den zigtausend Fans gesehen hat, konnte man schon neidisch werden“, gibt sie zu und hofft nun auf einen sportlich erfolgreichen und auch sonst gelungenen Drei-Tages-Trip.
Vorfreude auf Ungarn
Nach der Landung in der ungarischen Hauptstadt soll es per Taxi an den Plattensee, dann am Spieltag in die gut 80 Kilometer entfernte MOL Arena Sosto in Szekesfehervar und danach bis zum Rückflug am späten Freitagabend noch zum Sightseeing nach Budapest gehen. „Ich war noch nie in Ungarn und freue mich darauf Land und Leute kennenzulernen“, klammert sie Ressentiments gegen möglicherweise unfreundliche Gastgeber aus. „Ich habe ja schon einiges miterlebt und deswegen weiß ich ungefähr, wo man sich nicht hinstellen sollte“.
Die Karte des Inter-Toto Cups hat sie gut aufbewahrt.
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Reiseerfahrung hat sie durchaus – und Kontakte zu gegnerischen Anhängern ebenfalls: Besonders in Erinnerung ist ihr der Trip nach Rostock, wo dem Effzeh 96 ein Treffer von Holger Gaißmayer zum Klassenerhalt reichte und die gegnerischen Fans so erzürnt waren, dass sie Holzlatten von den Sitzen gerissen und in den Gästeblock geworfen haben. Aber auch international ging Raps schon durch einige Stahlbäder. „Zum ersten Mal auswärts international mit dem Effzeh war ich 1997“, erinnert sie sich an den Intertoto-Cup und ihre Premiere in Irland, „damals bei Cork City war es total entspannt. Wir haben im Pub direkt neben dem Stadion noch mit den Iren gefeiert.“ Als Studentin erlebte sie den 2:0-Sieg ihrer Kölner nach Toren von Dorinel Munteanu und Toni Polster mit und konnte danach sogar noch kurz-urlauben.
Rund 100 Trikots des Clubs gesammelt
„Damals war das Geld noch ein bisschen knapper, aber man hatte mehr Zeit“, erklärt Raps den Unterschied. 25 Jahre später hat die gebürtige Düsseldorferin ihr Studium in Köln längst abgeschlossen. Sie hat zwei Brüder, die Fortuna Düsseldorf-Fans sind, sie selbst hat rund 100 FC-Trikots gesammelt. Auch zum Gedeihen des Effzeh-Fan-Projekts mit 15 000 Mitgliedern hat sie beigetragen. „Die Zeiten, dass ich Reisen ins Wintertrainingslager mit organisiert habe, sind vorbei und ich fahre auch nur noch sporadisch mit dem Bus zu Bundesliga-Auswärtsspielen“, sagt sie.
Vor fünf Jahren war sie aber sowohl im September 2017 beim 0:1 in Belgrad dabei, als auch im Dezember in London. „Natürlich sind Siege für uns Fans wichtig. London war aber auch so ein Highlight“, sagt Raps. Trotz des 1:3 gegen Arsenal sind ihr die faszinierenden Szenen im Gedächtnis, als tausende Kölner Fans ihren Verein in der englischen Hauptstadt repräsentierten. „Das dritte Spiel in Weißrussland bei BATE Baryssau hatte ich nicht geschafft, dafür freue ich mich umso mehr auf das was kommt.“
Schließlich hat sie über die Jahre viele Freundschaften geschlossen und hofft mit allen Gleichgesinnten: „Wenn wir das am Donnerstag packen, werden natürlich gleich die nächsten Reisen geplant. Auch wenn es am 8. September sehr kurzfristig weitergehen würde“, meint Silke Raps, „irgendwann mal wären natürlich Mailand oder Barcelona ein Wunschziel, halt was wirklich Großes.“