Mainz – Nach einem trainingsfreien Montag startete Cheftrainer Gerardo Seoane mit Bayer 04 Leverkusen in die Vorbereitung auf das Bundesliga-Spiel beim 1. FSV Mainz 05. Alexander Wolf sprach mit dem Schweizer über die Situation nach dem schwächsten Saisonstart der Vereinsgeschichte.
Herr Seoane, als Trainer der in Luzern und Bern von Erfolg zu Erfolg geeilt ist, haben Sie nach dem 0:3 gegen Hoffenheim von einer „sehr schwierigen Situation“ gesprochen. Wie sind sie persönlich mit der vierten Niederlage im vierten Pflichtspiel umgegangen?
Ich habe mich viel mit der Analyse beschäftigt, aber auch darauf geachtet, dass ich wieder zu Energie und Klarheit komme. Schließlich muss ich als Coach den Spielern jede Woche Zuversicht geben, für unseren Weg, den wir gehen wollen. Insgesamt geht es darum, allem die richtige Gewichtung zu geben. Man kann sich hinsetzen und über die Situation nachdenken, aber dann muss ein Break kommen, mit frischer Luft, rausgehen, etwas Sport machen zum Beispiel.
Seit dem unrühmlichen Pokal-Aus in Elversberg möchten Sie mit der Mannschaft in die Erfolgsspur finden. Es folgten aber Bundesliga-Niederlagen in Dortmund und gegen Augsburg und Hoffenheim. Gab es Anzeichen, dass die Mannschaft gegen Hoffenheim derart nervös auftreten könnte?
Nein, ich finde rückblickend, sowohl im Staff aber auch mit den Spielern hatten wir wirklich ein sehr gutes Gefühl auf das Spiel hin, was dann die Enttäuschung nochmal multipliziert. Wenn du das Gefühl hast, die Mannschaft hat gut trainiert, es herrscht ein guter Spirit, es war griffig, da war Leben in der Bude und, und, und. Darum bist du nach dem Spiel so kaputt, weil uns im Staff die Mannschaft dann auch Leid tut, wenn du siehst, dass die Jungs es wirklich versucht haben.
Dass nun der Trainer in Frage gestellt wird, gehört zum Geschäft. Ihre Bosse Fernando Carro und Simon Rolfes wollten diese Diskussion aber gar nicht erst aufkommen lassen. Wenn der Geschäftsführer Sport auf die Krisen aus der vergangenen Saison im Winter und Frühjahr verweist, sind das auch für Sie Lösungsansätze?
Ich schätze die Kommunikation des Clubs, spüre intern immer ein gewisses Vertrauensverhältnis. Um die Situation in den Griff zu kriegen, kann man gewisse Ansätze aus der vergangenen Saison schon brauchen, aber jede Situation ist doch anders. Jetzt ist schon der Punkt gekommen, wo man sagt: Okay, was braucht das Team jetzt, was braucht der Spieler jetzt.
Patrik Schick ist ein Spieler, der als potenzieller Nachfolger von Robert Lewandowski für die Torjägerkanone gehandelt wurde und nun noch gar nicht getroffen hat. Gegen Ende des Hoffenheim-Spiels wirkte er frustriert.
Ihn belastet sicherlich nicht die These vom Torschützenkönig. Patrik denkt in erster Linie an die Mannschaft und will Leistung für das Team zeigen. Bei einem Stürmer kann man nur die Tore messen und das konzentriert die Kritik ein bisschen mehr als bei anderen Feldspielern. Ich glaube, dass er sich nicht mit Toren, sondern mit unserer sportlichen Lage und unserem Spiel beschäftigt, dass wir es nicht schaffen, Punkte zu machen und unser Spiel so aufzuziehen, dass wir alle von seinen Qualitäten profitieren.
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In Mainz wartet ein unangenehmer Gegner. Wie wollen Sie am Samstag die Wende zum Guten schaffen?
Ich bin überzeugt, dass wir mit voller Energie ins Spiel gehen. Dass wir die notwendigen Attribute auf den Platz bringen. Das Zweikampfverhalten, sich durchsetzen, behaupten, das gehört einfach dazu. Das ist ein Punkt, der zuletzt nicht gut war. Im Training habe ich den Spielern gesagt, dass sich so jeder zeigen und empfehlen kann. Auch die Emotionskontrolle bei Rückschlägen ist wichtig. Ein Spiel kann in beide Richtungen kippen und über solche Sachen muss man sprechen. Da gibt es keinen Zaubertrank, sondern man muss sich mit kleinen Erfolgserlebnissen ins Spiel zurückkämpfen.