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Stadt erhöht KreditrahmenKölnmesse erwartet 88 Millionen Euro Verlust

Lesezeit 4 Minuten
Der Schriftzug Kölnmesse hängt an einer Messehalle.

Der Schriftzug Kölnmesse hängt an einer Messehalle. 

Die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs belasten die Geschäfte der Kölnmesse erheblich und führen zu höheren Verlusten als bisher gedacht.  Die Stadt erhöht den Kreditrahmen auf 180 Millionen Euro.

Erst die Corona-Pandemie, dann Krieg in der Ukraine, Energiekrise und Inflation: Für die Kölnmesse sind nach dem Rekordjahr 2019 schwierige Zeiten angebrochen. Das Geschäft schwächelt weiterhin, Messen werden verschoben, Kunden bleiben weg.

Kreditrahmen wird auf 180 Millionen Euro aufgestockt

Nun muss die Stadt Köln, die als größter Anteilseigner 79,075 Prozent am Unternehmen hält, der Messe finanziell stärker unter die Arme greifen als gedacht. Am Donnerstagabend wollte der Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung beschließen, den Liquiditätsverbund zwischen Stadt und Messe zu erweitern. Nach Rundschau-Informationen wird der Kreditrahmen um 50 Millionen Euro auf 180 Millionen Euro aufgestockt. Bis zu dieser Summe darf sich die Messe Geld aus dem   so genannten „Cashpool“ leihen. Hier parken die Stadt und ihre Beteiligungsunternehmen liquide Mittel, die sie nicht benötigen. Die Laufzeit wird bis Ende 2027 verlängert.

Kölnmesse: 100 Millionen Euro weniger Umsatz

Zu Beginn der Corona-Krise hatte der Rat am 14. Mai 2020 einen Liquiditätsverbund mit der Messe in Höhe von bis zu 80 Millionen Euro mit Laufzeit bis Ende 2022 genehmigt. Am 3. Februar 2022 wurde der Kreditrahmen ab 2023 auf 130 Millionen aufgestockt und die Laufzeit bis Ende 2025 verlängert. Doch das reicht nicht mehr aus. Denn nach Rundschau-Informationen wird die Messe in diesem Jahr etwa 100 Millionen Euro weniger Umsatz machen als geplant. Zwar konnten auch die Kosten um rund 50 Millionen reduziert werden. Unterm Strich bleiben jedoch   50 Millionen Euro zusätzliche Verluste. Dadurch erhöht sich das Defizit der Messe dieses Jahr auf etwa 88 Millionen Euro, geplant war ein Fehlbetrag von rund 39 Millionen.

Viele geplante Einnahmen blieben aus

Hinzu kommt, dass wichtige Messen wie die Möbelmesse imm Cologne vom Winter in den Sommer verschoben wurden und dadurch geplante Einnahmen zunächst ausbleiben. In Summe geht die Messe davon aus, dass der Finanzbedarf bereits Ende dieses Jahres bis zu 115 Millionen Euro betragen wird. Und die Aussichten für 2023 sind mau: Angesichts von Lieferkettenproblemen, hohen Energiepreisen und der Reisezurückhaltung der chinesischen Kunden rechnet die Messe 2023 mit einem rund 51 Millionen Euro höheren Verlust als zuletzt geplant. 2022 hat sie bereits Investitionen in Höhe von 12,1 Millionen Euro gestrichen oder verschoben. Bis 2026 sinkt das Investitionsvolumen um insgesamt 52,9 Millionen Euro.

Messe-Chef Gerald Böse sagte der Rundschau, der Verbund mit der Stadt sei ein Instrument, um „Liquiditätsengpässe zu überbrücken“ und „finanziell jederzeit flexibel reagieren zu können“. In den Jahren 2025 und 2027 wolle die Messe wieder Gewinne ausweisen. Momentan sei die Pandemie „ein wesentlicher Faktor“, so Böse. „Die Verunsicherung unserer Kunden bleibt latent bestehen. Restriktionen in wichtigen Märkten tun ein Übriges, China fehlt noch fast komplett. Auch wenn es nach Auslaufen der Corona-Regelungen wieder ein guter Messeherbst war, registrieren wir noch nicht wieder die Aussteller- und Besucherzahlen der Vor-Corona-Jahre, haben aber immerhin schon wieder 60 bis 70 Prozent des früheren Niveaus erreicht.“

Die Darlehen aus dem Cashpool erhält die Messe nicht zu günstigeren Zinskonditionen als bei Banken – das würde das EU-Recht verbieten. Der Verbund gebe der Messe   „vor allem Sicherheit, nur genau die Beträge abrufen zu müssen, die jeweils kurzfristig gebraucht werden“, so Böse. Ob man den Kreditrahmen vollständig ausschöpfe, sei derzeit nicht absehbar. Neben den Cashpool-Mitteln hat die Messe, die derzeit ihr Kongresszentrum Confex baut, auch ein   120-Millionen-Euro-Darlehen von der Europäischen Investitionsbank erhalten.


Weitere Beschlüsse im Kölner Rat

Citytoiletten hat der Stadtrat bereits 2013 beschlossen. Nur 13 davon sind aktuell für die Öffentlichkeit zugänglich. Nun hat der Stadtrat neuen Schwung in die alte Thematik gebracht. Auf Antrag des Bündnisses aus Grünen, CDU und Volt wird die Verwaltung beauftragt, in einer Pilotphase von zwei Jahren neue Toilettenangebote zu erproben. Dabei sollen diese möglichst barrierefrei und geschlechterneutral sein. Je nach Standort sollen auch Wickelmöglichkeiten bereitstehen. Angedacht sind besonders Ökotoiletten und nachhaltige Sanitärsysteme. Wo diese Erleichterungsmöglichkeiten stehen könnten, soll eine Bürgerbeteiligung im Jahr 2024 ermitteln. Die Finanzmittel dafür stehen bereits zur Verfügung: In 2023 und 2024 sind jeweils 500 000 Euro für das Aufstellen neuer Toilettenhäuser vorgesehen. Angaben dazu, wie viele Toiletten errichtet und erprobt werden sollen, fehlen allerdings in dem Beschluss, ebenso wie gezielte Zeiträume.

Die Fraktionen haben die Verwaltung zudem nahezu einstimmig damit beauftragt, einen Green Bond zu konzipieren (wir berichteten). Bei diesen festverzinslichen Wertpapieren wird ausschließlich in nachhaltige und klimaschonende Projekte investiert. Die Stadt könnte mit Green Bonds direkt bei Anlegern Geld einsammeln, anstatt bei Banken Kredite aufzunehmen. Über die Beauftragung zur Auflage eines Green Bond wird der Rat endgültig jedoch erst nach Vorlage eines solchen Konzepts entscheiden. (rom)