Kostenverdopplung genehmigtKölner Radstadion soll bis 2027 stehen

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Charakteristisch für das neue Kölner Radstadion ist das geschwungene Dach.

Auf dem Dach des Radsportleistungszentrums soll eine Photovoltaikanlage errichtet werden.

Die Sportvereine in Köln müssen sich weiter gedulden, denn die neue Multifunktionshalle soll erst in vier Jahren stehen. Bis dahin müssen Radteams in anderen Städten trainieren.

Die Baugrube ist ausgehoben, auch einige Bäume im Sportpark Müngersdorf mussten weichen, um Platz zu machen für das neue Radsportleistungszentrum. Nachdem das Vergabeverfahren im August wegen enormer Preissteigerungen gestoppt worden war, hat der Stadtrat nun die Mehrkosten genehmigt. Von ursprünglich 60,4 Millionen Euro werden inzwischen 122,7 Millionen Euro für den Bau der Multifunktionshalle mit 4000 Zuschauerplätzen kalkuliert. Am Mittag hatte der Finanzausschuss am Donnerstag in einer Dringlichkeitssitzung über das Projekt beraten und sich von den Verantwortlichen die Teuerung erklären lassen. Nun ist die Fertigstellung des Stadions für das Jahr 2027 geplant.

In die Euphorie über das neue „Leuchtturmprojekt“, als das die Radsportarena in der städtischen Sportentwicklungsplanung beschrieben wird, mischt sich in der Politik auch Skepsis. „Das Radstadion ist ein wichtiger Baustein der Sportstadt Köln, doch bei solchen Spezialbauten sollte man über das Modell des Totalunternehmers nachdenken und den Bau eventuell anders realisieren“, sagt CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau. Mit anderen Worten: lieber einzelne Gewerke ausschreiben als das teure Gesamtpaket zu nehmen.

Einsparmöglichkeiten bei der Gestaltung des Dachs

Die entscheidende Frage, wie sich die Kostenverdopplung erklären lässt, versucht ein Vertreter des Projektentwicklers „Moderne Stadt“ zu beantworten. Die ursprüngliche Kostenberechnung entstand im Juni 2020, in der Baubranche sei ein mittlerer Preisanstieg von 44,8 Prozent zu verzeichnen. Da der Bau des Radstadions etwa drei Jahre dauern soll, seien auch die künftige Kostenentwicklung sowie ein Puffer für eventuelle Mehrkosten berücksichtigt worden. Bereits im September 2022 waren die Baukosten auf 69 Millionen Euro korrigiert worden - die Preissteigerungen im Bau seien dabei noch gar nicht berücksichtigt gewesen, hieß es.

Einsparmöglichkeiten gibt es offenbar noch bei der Gestaltung des Dachs, das in den Planungen eine geschwungene Form aufweist. „Für eine Änderung ist die Zustimmung der Architekten erforderlich, wird befinden uns in der Klärung“, heißt es bei den Verantwortlichen. Zur Finanzierung des Radstadions, das zugleich Bundesleistungszentrum werden soll, hatten die Sportstätten bereits ein Darlehen von 36,8 Millionen Euro erhalten, mit der Zustimmung der Politik sollen nun weitere 43,9 Millionen Euro folgen. „Die Finanzierung ist angesichts der Kostensteigerungen alles andere als einfach“, gibt Kämmerin Dörte Diemert zu bedenken.

Große Bedeutung für den Breitensport

Mit dem Bau des Stadions soll sich in der Sportlandschaft der Stadt eine jahrzehntelange Lücke schließen, denn im Innenraum ist ein Spielfeld für Ballsportarten vorgesehen. Sowohl die Volleyballerinnen der DSHS Snowtrex als auch die Basketballer der Rheinstars wollen künftig hier ihre Heimspiele austragen. „Von daher hat das Projekt nicht nur für den Profisport eine große Bedeutung, sondern auch für den Breitensport“, sagt SPD-Fraktionschef Christian Joisten. Angesichts der Kostensteigerung hat das Land seinen Zuschuss von 16,6 auf 26,6 Millionen Euro aufgestockt, der Bund gibt weitere 3,4 Millionen Euro.

Die Verzögerung beim Bau belastet vor allem viele Radsportvereine, die seit dem Abbruch der alten Radrennbahn für ihr Training in andere Städte ausweichen müssen, beispielsweise nach Kaarst. An diesem Zustand wird sich in den kommenden drei Jahren erstmal nichts ändern. Eigentlich hätte das Radsportleistungszentrum bereits im kommenden Jahr eröffnet werden sollen. Die Bewerbung um das Projekt hatte die Stadt bereits vor sechs Jahren in Kooperation mit dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und der Deutschen Sporthochschule initiiert, den Zuschlag hatte Köln im Jahr 2019 erhalten.

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